"Rogue One: A Star Wars Story", Pro7, 20:15 Uhr
Die Tochter (Felicity Jones) eines Wissenschaftlers (Mads Mikkelsen), der für das Imperium arbeitet, schließt sich der Rebellenallianz an, um die Pläne des Todessterns zu stehlen.
John Knoll, der für die Visuellen Effekte bei der zweiten "Star Wars"-Trilogie zuständig gewesen war, hatte bereits zehn Jahre vor der Produktion dieses Science Fiction-Films Produzent George Lucas die Idee zu einer Vorgeschichte zu "Star Wars" vorgeschlagen, ohne dass daraus etwas wurde. Als dann Lucasfilm 2012 von Walt Disney Studios gekauft wurde, nahn Knoll einen neuen Anlauf und fand diesmal Gehör. Der Disney-Konzern sah die kommerziellen Möglichkeiten, die sich mit einer Verästelung des "Star Wars"-Universums auftaten, und machte "Rogue One" zum ersten Teil seiner "A Star Wars Story"-Ablegerreihe. Mit an Bord: John Knoll.
Für die Spin-offs gewährten Disney mehr künstlerische Freiheiten als beim "Star Wars"-Hauptast. Der englische Regisseur Garth Edwards, der 2014 mit "Godzilla" bewiesen hatte, einen Science Fiction-Blockbuster zu meistern, konnte einen Streifen erschaffen, der den Krieg in "Star Wars" stärker betonte als das Fantasy-Element. Sein US-Science Fiction-Film kommt härter daher als zum Beispiel "The Force Awakens" und verzichtet auf die bis dahin prägenden Elemente wie den Eröffnungstext oder die wischenden Übergänge zwischen den Szenen. Edwards schaffte es so, tief in die "Star Wars"-Mythologie einzutauchen und zugleich aber neue Wege in der Handlung und der Ästhetik einzuschlagen - mit überzeugendem Ergebnis, wie die guten Kritiken und die zufriedenen Zuschauer belegten.
Dabei war der Weg zum letztendlichen Triumph durchaus mühsam gewesen. Mit Tony Gilroy ("Beirut") wurde ein Autor hinzugezogen, der noch nach Ende der regulären Dreharbeiten das Skript von Chris Weitz ("The Mountain Between Us") überarbeitete und neue Szenen inszenierte. Was sonst stets als Alarmsignal gelten muss, dass die Produzenten mit einer Schnittfassung nicht einverstanden sind - und damals in der Presse auch so bewertet wurde - tat dem Werk hier offensichtlich aber gut.
Gedreht wurde für die Irrsinnssumme von 265 Millionen Dollar in den Elstree Studios und Pinewood Studios nahe London sowie auf Island, in Jordanien und auf den Malediven.
Jegliche Nervosität bei Lucasfilm und der Muttergesellschaft Disney verflogen schnell, als 2016 die Zuschauer weltweit die Kinos stürmten. Mit gigantischen 1,0 Milliarden Dollar zeigte sich die Macht des "Star Wars"-Imperiums - zudem, wenn es so gut gemacht worden war wie hier. Hinter "Captain America: Civil War" wurde "Rogue One" der zweiterfolgreichste Film des Jahres.
Oscar-Nominierungen gab es noch obendrauf: John Knoll und sein Team wurde für die Visuellen Effkte nominiert, ebenso die Tonmischer. Bei den Britischen Filmpreisen waren die Maskenbildner und ebenfalls die Visuellen Effekte nominiert.
Kritiker Allan Adams schrieb in "The Maine Edge": "Eine vollwertige und unterhaltsame Ergänzung zum 'Star Wars'-Kanon. Die Sorte beeindruckenden cineastischen Erlebnisses, die uns an die Gründe erinnert, warum wir uns einst in 'Star Wars' verliebt haben."
"Das Leben der Anderen", Arte, 20:15 Uhr
1984 hört ein Geheimdienstagent (Ulrich Mühe) in Ost-Berlin einen Autoren (Sebastian Koch) und seine Geliebte (Martina Gedeck) ab. Mehr und mehr fühlt er sich in deren Leben hineingezogen.
16 Jahre dauerte es nach der Vereinigung, bis sich das deutsche Kino nach erfolgreichen Komödien wie "Sonnenallee" von 1999 und "Goodbye Lenin!" von 2003 mit einem Drama an einen ernsten DDR-Stoff wagte. Ironischerweise brauchte es dazu einen Westdeutschen, den damals 32-jährigen Filmhochschulabsolventen Florian Henckel von Donnersmarck ("Werk ohne Autor"), der kosmopolitisch aufgewachsen war und bis zu seinem Debut mit "Das Leben der Anderen" nur Kurzfilme gedreht hatte.
Der Regisseur war ehrgeizig. Statt wie so viele Kollegen, die sich im Fernsehen ihre ersten Meriten verdienten, wollte Henckel von Donnersmarck sofort ins Kino. Die Idee zu seinem Erstling war ihm bereits während des Studiums an der Münchener Filmhochschule gekommen und gründete in einem Einfall: Ein Mann sitzt in einem dunklen Raum mit einer Abhöranlage. Dabei hört er ein Musikstück, das ihn tief bewegt. Tatsächlich findet sich diese Idee zentral in der fertigen Produktion.
Von 2001 an recherchierte der Filmemacher, besuchte die historischen Orte in Berlin, wo dann die Dreharbeiten stattfinden sollten - hauptsächlich in Friedrichshain und im Prenzlauer Berg -, und führte Gespräche mit Opfern und Tätern der Staatssicherheit. Die Produzenten Max Wiedemann und Quirin Berg, die bereits einen Kurzfilm von Florian produziert hatten, erklärten sich bereit, auch das rund 2 Millionen Euro teure Werk zu produzieren, zudem stiegen Arte und der Bayerische Rundfunk ein.
Das knappe Budget bedeutete, dass die renommierten Schauspieler, die sich wegen des überzeugenden Drehbuchs zur Zusammenarbeit bereit erklärt hatten, auf die Hälfte ihrer sonst üblichen Gagen verzichteten, und Henckel von Donnersmarck keine aufwendigen Kamerafahrten oder technischen Schnickschnack einbauen konnte. Letzteres spielte der klaustrophobischen Atmosphäre in die Karten. Keine Abstriche machte der Regisseur bei seiner Entscheidung, auf klassischem 35mm-Zelluloid zu drehen und nicht auf dem günstigeren digitalen Film, weil er die "Kinoästhetik" bewahren wollte.
Als "Das Leben der Anderen" 2006 in die Kinos kam, waren viele Bürger der DDR bass erstaunt, wie realistisch dem Werk die Handlungsorte und die Atmosphäre des untergegangenen Staates gelangen - in Szene gesetzt von jemandem, der dieses Land nie kennen gelernt hatte. Statt auf Spannung oder gar Verfolgungsjagden und Mummenschanz zu setzen, konzentrierte sich Henckel von Donnersmarck auf seine Figuren und die innewohnende Tragik der Konstellation von Macht, Machtmissbrauch und Misstrauen. Dabei konnte er auf die exzellenten darstellerischen Leistungen bauen, insbesondere vom großartigen Ulrich Mühe.
Kritik wurde unter anderem an dem Handlungsanker eines zweifelnden und dann sogar den eigenen Staat sabotierenden Stasi-Mitarbeiters geäußert, was in manchen Augen den DDR-Geheimdienst verharmloste. Hubertus Knabe, Leiter der Gedenkstätte Hohenschönhausen, verweigerte mit diesem Argument zum Beispiel Henckel von Donnersmarck die Drehgenehmigung in der ehemaligen Stasi-Untersuchungshaftanstalt.
Doch die Debatten, wie historisch korrekt der Film nun genau sei, verblassten vor der emotionalen Wucht, die er entfaltete, und mit dem er Kritik, Publikum und Industrie gleichermaßen begeisterte. 2,3 Millionen Zuschauer sahen sich in Deutschland "Das Leben der Anderen" an, weltweit spielte er bei euphorischen Rezensionen 77 Millionen Dollar ein, war selbst in den notorisch untertitel-faulen USA mit 11 Millionen Dollar ein großer Erfolg.
Zudem gewann er fast alles, was es zu gewinnen gab: Briten, Franzosen und Italiener kürten ihn zum besten fremdsprachigen Film des Jahres, er gewann den Deutschen und den Europäischen Filmpreis, stellte mit elf Nominierungen beim Deutschen Filmpreis einen Rekord auf, wurde für den Golden Globe vorgeschlagen und gewann schließlich als Höhepunkt 2007 den Oscar als "Bester nicht englischsprachiger Film".
Kritiker-Papst Roger Ebert adelte den Streifen in der "Chicago Sun-Times": "Ein mächtiger, aber leiser Film; konstruiert aus verborgenen Gedanken und geheimen Sehnsüchten."
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