"Alles steht Kopf", RTL, 20:15 Uhr
Nachdem ein Mädchen (gesprochen von Vivien Gilbert) aus Minnesota nach San Francisco umgezogen ist, ringen die Emotionen in ihrem Kopf - Freude (Nana Spier), Angst (Olaf Schubert), Zorn (Hans-Joachim Heist), Ekel (Tanya Kahana) und Kummer (Philine Peters-Arnolds) - darum, wie sie mit der neuen Stadt, Zuhause und Schule umgehen soll.
Wir leben in einem goldenen Zeitalter des Animationsfilms. Werke wie "Mein Leben als Zuccini", "Erinnerungen an Marnie", "The Red Turtle" oder "Die Melodie des Meeres" - um nur einige zu nennen - beweisen Jahr um Jahr, wie lebendig, einfallsreich und technisch brillant die aktuelle Animationskunst ist. Keinen geringen Teil hat daran das Pixar-Studio, das seit über 20 Jahren viele Meisterwerke produziert hat, die den Vergleich mit den großen Disney-Klassikern nicht scheuen müssen, im Gegenteil. Und "Alles steht Kopf" gehört sicherlich zu den größten Errungenschaften der jetzigen Disney-Tochter.
Regisseur und Drehbuchautor Pete Docter, der für Pixar bereits "Monster Inc." und "Up" in Szene gesetzt hatte, kam die Idee zu "Inside Out" - so der Originaltitel - 2009, als er an seiner Tochter beobachtete, wie sie mit Beginn der Teenager-Jahre ruhiger und scheuer wurde. Der Filmemacher stellte sich vor, was für solche Wesensveränderungen verantwortlich sein könnte und kam auf die Idee, Emotionen als karikaturierte Persönlichkeiten darzustellen.
Von dieser Idee bis zur fertigen Konzeption vergingen vier Jahre. Viele Drehbuchversionen wälzte Doctor mit seinem Team aus Co-Autoren, Co-Regisseur und Debutant Ronnie Del Carmen und Animationskünstlern, bis schließlich 2015 das Meisterwerk auf die Leinwände traf, das Kritiker und Zuschauer einhellig begeisterte. "Inside Out" ist einfallsreich, herrlich animiert und mächtig ergreifend - Lachen und Tränen wechseln einander ab.
Satte 175 Millionen Dollar kostete die Walt Disney Studios-Produktion, die weltweit mit 857 Millionen Dollar ein riesiger Erfolg wurde. "Inside Out" gewann den Academy Award, den Golden Globe und den Britischen Filmpreis als "Bester Animationsfilm"; das Originaldrehbuch war zudem für den Academy Award und den Britischen Filmpreis nominiert.
Kritiker Bill Newcott lobte in "Movies for Grownups": "Am Ende verstehen wir die entscheidende Rolle, die Kummer im menschlichen Erlebnis spielt. Eine Lehre, die in Filmen selten vermittelt wird - und niemals mit mehr Anmut und Witz als hier."
"Ralph reicht's", RTL, 22:05 Uhr
Ein Videospiel-Bösewicht (gesprochen von Christian Ulmen) möchte endlich einmal der Held sein, aber seine Bemühungen sorgen für Chaos in der Videospielewelt.
Für seinen 52. Animationsfilm in der Walt Disney Animated Classics-Reihe suchte sich das Haus mit der Maus ein ungewohntes Terrain aus, das in Realfilmen wie "Tron" schon angerissen worden war: Die Welt der Videospiele. Bereits Ende der Achtziger hatten Disney erste Konzepte entwickelt; unter dem ehemaligen Pixar-Chef und "Toy Story"-Genius John Lasseter, der seit 2006 den Walt Disney Animation Studios vorstand, wurde es verwirklicht.
Ein erheblicher Teil der Vorproduktion musste darauf verwendet werden, die Rechte an den zahlreichen Videospielfiguren zu sichern, denn die Macher meinten, dass ein Streifen nur mit eigens erdachten Figuren weniger witzig und treffend sein würde. Also verhandelten Disney zum Beispiel mit Nintendo, um den Bösewicht Bowser aus "Super Mario Bros.", und mit Sega, um den Schurken Doctor Eggman aus "Sonic the Hedgehog" auftreten zu lassen. Diese sind in der Selbsthilfegruppe für Videospielschurken zu sehen, die der Titelcharakter Ralph (im Original von John C. Reilly gesprochen) besucht.
Insgesamt treten 188 verschiedene Figuren auf, weil so viele unterschiedliche Charaktere aus der Videospiel-Historie untergebracht wurden. Die Titelfigur war allerdings eine Neuerschaffung von Regie-Debutant und Drehbuchautor Rich Moore ("Zoomania") und seinem Animationsteam. Die Filmemacher wollten keine bestehende Figur nutzen, die ihre eigene Geschichte mitbringt und für viele Zuschauer eventuell bereits mit vielen eigenen Erinnerungen und Gefühlen verbunden gewesen wäre.
Technisch nahm der in 3D computeraniminierte Zeichentrickfilm weitere Stufen in der Evolution immer photorealistischer aussehender Bilder. Die Animationskünstler konnten nun mit neuen Funktionen Rauch, Nebel und das sich auf Oberflächen spiegelnde Licht viel realer aussehen lassen - und vor allem je nach Videospiel auch noch unterschiedlich.
Das alles hatte seinen Preis: Mit 165 Millionen Produktionskosten wurde "Wreck-It Ralph" - so der Originaltitel - nicht eben günstig, aber das intelligente, bunte Abenteuer, das auf vielen bekannten Themen und spaßiger Nostalgie ruhte, unterhielt Kinder und ihre Eltern, die alt genug waren, die zahllosen Anspielungen zu verstehen, gleichermaßen. Mit weltweit 471 Millionen Dollar wurde das auch von den Kritikern hochgelobte Werk 2012 ein großer Erfolg; Der Streifen wurde sowohl für den Oscar als auch den Golden Globe als "Bester Animationsfilm" nominiert, unterlag aber jeweils der hauseigenen Konkurrenz "Brave" ("Merida - Legende der Highlands").
Vergangenes Jahr kam die Fortsetzung "Ralph Breaks the Internet" ("Chaos im Netz") in die Lichtspielhäuser, die mit weltweit 529 Millionen Dollar noch erfolgreicher gelaufen ist.
Kritiker James Plath schrieb in "Movie Metropolis": "Wieder einmal haben Disney eine alle Sinne ansprechende Welt erschaffen, reich an Details, bevölkert von Charakteren mit Problemen, mit denen sich Erwachsene identifizieren können, und mit Eigenschaften, die sie sympathisch machen."
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