Eine starke Kinowoche in Deutschland bringt viele interessante Filme. Die deutsche Oscar-Hoffnung "Systemsprenger" von Nora Fingscheidt startet ebenso wie die Kinoversion des Fernseherfolgs "Downton Abbey" und den "Angry Birds"- und "Rambo"-Fortsetzungen. Mit Brad Pitt geht es in "Ad Astra" zu den Sternen und mit Melissa McCarthy in "The Kitchen" in die Gangster-Welt von Hell's Kitchen. Was lohnt den Kinobesuch? Und wann lässt man die Geldbörse besser stecken?
"Angry Birds 2 - Der Film"
Animation
USA
97 Minuten
FSK 0
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Die flugunfähigen Vögel und die verfeindeten grünen Schweine müssen sich gegen einen neuen Feind zusammen tun, der ihre Insel bedroht.
Das ist ja mal eine angenehme Überraschung: Eine Fortsetzung, die besser ist als das Original aus dem Jahr 2016. Leider war in den USA der Zuschauerspruch genau umgekehrt. Zwei Regiedebutanten sind für den wunderbar unterhaltsamen und witzigen Animationsstreifen verantwortlich, der auf einer Handy-App basiert. John Rice, der viel für die TV-Serie "The Simpsons" gearbeitet hat, und Thurop Van Orman. Die Kritiken für die Columbia Pictures-Produktion sind positiv; die Zuschauerreaktionen gemischt.
Unsere Kritikerin Bianka Pieringer gefiel "The Angry Birds Movie 2": "Die Zuschauer erwartet ein turbulenter, actionreicher Film mit schnell abgefeuertem Dialogwitz, der die ältere Generation nicht vernachlässigen will."
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"Downton Abbey"
Drama
Großbritannien
122 Minuten
FSK 0
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Das Domizil der Adelsfamilie Crawleys erhält königlichen Besuch.
Von 2010 bis 2015 lief in sechs Staffeln die Serie "Downton Abbey" auf dem britischen Sender ITV und schaffte es auch in die USA. In der Spitze erreichte die um eine Adelsfamilie und ihre Bediensteten Anfang des 20. Jahrhunderts in der Grafschaft Yorkshire kreisende Geschichte bis zu 12 Millionen Zuschauer im United Kingdom. Nun kommt mit Hilfe chinesischer Investitionen die Kinoversion. Hinter und vor der Kamera des britischen Dramas standen bewährte Kräfte der TV-Serie. Erfinder und Drehbuchautor Julian Fellows und Regisseur Michael Engler kehren zurück, ebenso wie Stars Maggie Smith und Hugh Bonneville. Und ihnen allen gelingt der Sprung auf die große Leinwand formidabel, wie auch die guten Kritiken und ersten sehr positiven Zuschauerreaktionen zeigen. Die Universal Pictures-Produktion ist eine prächtige Rückkehr, die viele der Bestandteile, welche die Serie zu einem solchen Publikumsrenner machten, geschickt in zwei Kinostunden destilliert.
Unser Rezensent Björn Schneider ist auch zufrieden: "Dank des hohen Wiedererkennungswertes und der mit viel Liebe zum Detail sowie historischer Sorgfalt umgesetzten Geschichte, funktioniert die Serie auch im Kino und wird daher die zahlreichen Serien-Fans zufrieden stellen."
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"Rambo: Last Blood"
Thriller
USA
101 Minuten
FSK 18
Unsere Empfehlung: Könnt, müsst aber nicht!
John Rambo (Sylvester Stallone) muss sich seiner Vergangenheit stellen und ein letztes Mal seine Kampfkünste anwenden, um sich auf eine Rachemission zu begeben.
2008 hatte Sylvester Stallone die Achtziger Jahre-Figur des John Rambo in "Rambo" wieder belebt, was die Kritiker vergrätzte, das Publikum erfreute, aber insgesamt zu wenige interessierte - der Streifen wurde ein mäßiger Erfolg. Nochmal ein Jahrzehnt später der nächste und - nimmt man den Titel und das Alter des inzwischen 73 Lenze zählenden Titeldarstellers zum Maßstab - letzte Versuch. Diesmal hat Drehbuchautor Stallone die Regie Adrian Grunberg ("Get the Gringo") überlassen. Und das Duo wiederholt den Fehler des Vorgängers: Die einst berührende Geschichte des Vietnam-Veteranen wird unter blutigen Gewaltexzessen begraben. Und wie beim Vorgänger sind bei diesem US-Thriller die Kritiken schlecht, die ersten Zuschauerreaktionen gewogen.
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"Ad Astra - Zu den Sternen"
Science Fiction
USA
123 Minuten
FSK 12
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Als elektromagnetische Stürme die Erde bedrohen, wird der Astronaut Roy McBride (Brad Pitt) beauftragt, in die Tiefen des Weltalls vorzustoßen, um seinen verschollenen Vater (Tommy Lee Jones) zu finden, der ebenfalls Astronaut war – denn man vermutet, dass er etwas mit den bedrohlichen Energiewellen zu tun haben könnte.
Regisseur und Drehbuchautor James Gray ("The Lost City of Z") ist bislang eher für Dramen bekannt gewesen, und den Kern dieses ambitionierten US-Science Fiction-Films bildet auch hier eine Beziehungsgeschichte, gekleidet in visuell überwältigende Bilder des Weltraums und seiner Planeten. Die Kritiken der 20th Century Fox-Produktion sind sehr gut, die ersten Zuschauerreaktionen wohl wollend.
Unser Kollege Falk Straub lobt ebenfalls: "Der Film steht in einer Reihe jüngerer, philosophisch grundierter Science Fiction-Dramen. James Gray inszeniert die Reise seiner Hauptfigur als inneren Trip – visuell überwältigend, technisch perfekt, erzählerisch entschleunigt. Die formale Brillanz steht allerdings im Kontrast zur dünnen Handlung. Das Genre revolutionieren wird das Werk nicht."
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"Systemsprenger"
Drama
Deutschland
125 Minuten
FSK 12
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Ein neunjähriges Mädchen (Helena Zengel) wird wegen seiner Wutanfälle und seines Sozialverhaltens aus jeder Wohneinrichtung und Pflegefamilie verwiesen. Ein Anti-Gewalt-Trainer (Albrecht Schuch) versucht, ihr Vertrauen zu gewinnen.
Was für ein Debut! Nora Fingscheidt, die auch das Drehbuch geschrieben hat, hatte bis zu diesem deutschen Drama nur Dokumentar- und Kurzfilme gedreht - und kam nun wie eine Naturgewalt über das Spielfilmpublikum nieder. Für die beeindruckende Port au Prince Pictures-Produktion mit den grandiosen Darstellern Helena Zengel und Albrecht Schucht gewann die Regisseurin den Silbernen Bären auf der Berlinale, und nun soll ihr Werk den Oscar nach Deutschland holen. Die Krtiken sind sehr gut, ebenso die ersten Zuschauerreaktionen.
Unsere Kritikerin Bianka Piringer ist verhaltener in ihrem Lob: "Mit ihrem wuchtigen Spielfilmdebut beschert Nora Fingscheidt dem Publikum eine Achterbahnfahrt widerstreitender Gefühle. Warum das System im Falle dieses Mädchens versagt, bleibt jedoch in diesem energiegeladenen und provokant zuspitzenden Drama unklar."
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"The Kitchen: Queens of Crime"
Krimi
USA
102 Minuten
FSK 16
Unsere Empfehlung: Spart Euch das Geld!
Im New York der siebziger Jahre nehmen drei Frauen (Tiffany Haddish, Melissa McCarthy und Elisabeth Moss) nach der Verhaftung ihrer Männer deren krumme Geschäfte selbst in die Hand.
2015 erschien der Comic "The Kitchen" von Ollie Masters und Ming Doyle, den Drehbuchautorin Andrea Berloff ("Sleepless") zu ihrem Regiedebut erkoren hat. Leider setzt sie den US-Kriminalfilm spektakulär in den Sand. Nicht mal ihre drei überzeugenden Hauptdarstellerinnen können die durchhängende und konfuse Handlung retten. Die Warner Brothers Pictures-Produktion wurde schwer von den Kritikern verrissen und floppte böse in Nordamerika.
Unser Rezensent Björn Schneider rät auch vom Kinobesuch ab: "In allen Belangen enttäuschend. Der Film scheitert an seiner problematischen Botschaft, den undurchsichtigen und verzichtbaren Nebenhandlungen sowie einem ernsten Tonfall, der aufgesetzt und wenig authentisch wirkt."
Hier geht es zu den kompletten Filmstarts