"Gut gegen Nordwind" ist der einzige große Debutant in den deutschen Kinos in dieser Woche, aber auch die beiden französischen Programmkino-Dramen "Mein Leben mit Amanda" und "Ein leichtes Mädchen" machen von sich reden. Was lohnt den Kinobesuch? Und wann lässt man das Portemonnaie besser stecken?
"Gut gegen Nordwind"
Drama
Deutschland
122 Minuten
FSK 0
Unsere Empfehlung: Kann, muss aber nicht!
Zwei völlig fremde Menschen (Nora Tschirner und Alexander Fehling) kommen sich im Virtuellen immer näher, nachdem eine falsch versendete E-Mail den Kontakt zwischen ihnen herstellt.
Den populären Roman "Gut gegen Nordwind" des österreichischen Autoren Daniel Glattauer aus dem Jahr 2006 haben Regisseurin Vanessa Jopp ("Lügen und andere Wahrheiten") und Drehbuchautorin Jane Ainscough ("Ich bin dann mal weg") zu einem unkitschigen und erwachsenen, aber auch recht lauwarmen und cineastisch wenig spannenden deutschen Drama verarbeitet. Die Sony Pictures-Produktion hat mäßige Kritiken erhalten.
Unsere Kritikerin Bianka Piringer kommt zu einem gemischten Urteil: "Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Daniel Glattauer führt den Beweis, wie romantisch eine E-Mail-Freundschaft werden kann, recht ansprechend aufgrund kluger dramaturgischer und stilistischer Entscheidungen. Unter der Regie von Vanessa Jopp überzeugen Nora Tschirner und Alexander Fehling als Paar, das sich nicht persönlich kennt, aber beim Mail-Austausch allmählich Herzklopfen verspürt. Die an sich reizvolle Inszenierung scheut allerdings davor zurück, rechtzeitig das Feuer zu entfachen und begnügt sich mit Unterhaltung, die wie netter Zeitvertreib anmutet."
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"Mein Leben mit Amanda"
Drama
Frankreich
106 Minuten
FSK 6
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Ein junger Mann (Vincent Lacoste) verliert seine Schwester (Ophélia Kolb) und bekommt daraufhin das Sorgerecht für seine Nichte (Isaure Multrier) übertragen.
Regisseur und Drehbuchautor Mikhael Hers ("Dieses Sommergefühl") überzeugt mit diesem französischen Drama: Authentisch, bewegend, sensibel und nuanciert. Bei den Französischen Filmpreisen waren Hauptdarsteller Vincent Lacoste und Komponist Anton Sanko für "Amanda" - so der Originaltitel - nominiert. Die MFA-Produktion hat sehr guten Kritiken erhalten.
Unser Rezensent Falk Straub reiht sich da ein: "Der Film ist ein berührendes, aber nie rührseliges Drama über Trauer, Familie und das Weiterleben nach einem Schicksalsschlag. Regisseur und Drehbuchautor Mikhaël Hers kann sich dabei auf seine lebensnah geschriebenen Figuren, seine Natürlichkeit simulierende Inszenierung und ein tolles Ensemble verlassen, bei dem die Chemie stimmt."
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"Ein leichtes Mädchen"
Drama
Frankreich
92 Minuten
FSK 16
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Eine junge Frau (Mina Farid) erlebt mit ihrer Cousine (Zahia Dehar) einen unvergesslichen Sommer, während sie zu entscheiden versucht, was sie mit ihrem Leben anfangen will.
Ein kluges, vielschichtiges, leicht-luftiges und wunderschön sonnengebadet photographiertes französisches Drama von Regisseurin und Drehbuchautorin Rebecca Zlotkowski ("Das Geheimnis der zwei Schwestern"). Die Wild Bunch-Produktion hat gute Kritiken erhalten.
Unsere Kollegin Bianka Piringer ist auch voll des Lobes: "Das flirrende Sommerabenteuer zweier Cousinen in Cannes, die einen Fuß in die Welt der Superreichen setzen, gerät zum filmischen Erlebnis, an dem man sich kaum sattsehen kann. Eine durchgehende Spannung lauernder Gefahr schwebt über den von Vergnügungen erfüllten Tagen einer unschuldigen Sechzehnjährigen und ihrer Cousine, die ihren Sex-Appeal gezielt einsetzt. Unter der Regie von Rebecca Zlotowski tänzelt das Duo unwiderstehlich zwischen jugendlichem Überschwang und neugieriger Erkenntnis. Der Film legt eine gefühlvolle, leichte Atmosphäre über den Versuch der Kusinen, die sozialen Schranken an diesem mondänen Touristenort zu überwinden."
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