"American Beauty", RTL2, 20:15 Uhr
Ein sexuell frustrierter Familienvater (Kevin Spacey) gerät in eine Midlife Crisis, als er sich in die beste Freundin (Mena Suvari) seiner Tochter (Thora Birch) verguckt.
Dass Dramen Preise gewinnen, ist geschenkt. Aber dass sie die Kinokassen auch so laut klingeln lassen wie ein Blockbuster, das ist schon ungewöhnlicher. Diesem US-Drama gelang das 1999 ein bisschen aus dem Nichts. Der Regisseur war ein Novize, der Drehbuchautor mehr oder minder ein unbeschriebenes Blatt, und die Schauspieler namhaft, aber keine Zuschauermagneten.
Dennoch traf "American Beauty" einen weltweiten Nerv beim Publikum - einfach deshalb, weil hier alles zusammen kam: Eine makellkose Besetzung, düsterer, ätzender Witz, Intelligenz und Provokation, ist dieses Meisterwerk einer der Höhepunkte des Kinos zur Jahrtausendwende.
Erstaunlicherweise hatte der englische Regisseur Sam Mendes ("Spectre") noch keinen Film gedreht, und Drehbuchautor Alan Ball bis dahin nur für zwei TV-Serien geschrieben. Doch in ihrer Kombination trafen sie genau den richtigen Ton, der Schenkelklopferszenen mit Herz zerreißenden Momenten in Einklang brachte.
Ball hatte die Handlung Anfang der Neunziger als ein Theaterstück geschrieben, die Idee dann aber verworfen. 1997 nutzte er sein Skript, um einen Fuß ins Filmgeschäft zu bekommen. Das gelang, als DreamWorks Pictures die Verfilmungsrechte erwarben. Namhafte Regisseure wie Mike Nichols und Robert Zemeckis wollten den diffiziellen Stoff, der unter anderem ironisch und mitfühlend um Pädophilie, eheliche Untreue, Masturbation und Homosexualität kreiste, nicht anpacken. Schließlich vertrauten DreamWorks Mendes die 15 Millionen Dollar teure Produktion an, nachdem er sich am Broadway einen Namen als Theaterregisseur der Stücke "Cabaret" und "Oliver!" auch in den USA gemacht hatte.
Mendes hatte Schwierigkeiten mit seinem Einstand als Filmregisseur - die ersten drei Drehtage schmiss er in die Tonne, weil er mit den Aufnahmen nicht zufrieden war, und er suchte fortlaufend den Rat des erfahrenen Kameramanns Conrad L. Hall während der Dreharbeiten in Los Angeles und den Warner Bros.-Studios. Fortlaufend stritt er mit dem Studio, beginnend mit seiner Wahl der Hauptdarsteller Kevin Spacey und Annette Bening - DreamWorks wollten lieber unter anderem Bruce Willis und Helen Hunt sehen - und weiter ums Geld und um die Drehzeit.
Am Ende zahlte es sich buchstäblich aus, dass DreamWorks auf den Debutanten gesetzt und ihn hatten gewähren lassen. "American Beauty" erhielt exzellente Kritiken und wurde mit weltweit 356 Millionen Dollar ein Riesenerfolg.
Der Film, Regisseur Sam Mendes, Drehbuchautor Alan Ball, Hauptdarsteller Kevin Spacey und Kameramann Conrad L. Hall erhielten den Oscar; nominiert waren Hauptdarstellerin Annette Bening, Komponist Thomas Newman und die Cutter. Die Golden Globes gingen an den Film, Regisseur Mendes und Drehbuchautor Ball; nominiert waren Hauptdarsteller Spacey, Hauptdarstellerin Bening und Komponist Newman. Der Britische Filmpreis ging an den Film, Hauptdarsteller Spacey, Hauptdarstellerin Bening, Kamermann Hall, Komponist Newman und die Cutter; nominiert waren Regisseur Mendes, Drehbuchautor Ball, die Nebendarstellerinnen Thora Birch und Mena Suvari, Nebendarsteller Wes Bentley, Bühnenbildnerin Naomi Shohan, die Maskenbildner und die Tontechniker.
Kritiker Dennis King schrieb in "Tulsa World": "Der Film führt seinen Titel wie ein zweischneidiges Schwert - als eine ungemein harsche und ironische Darstellung fehlgeleiteter Werte und verschwendeter Leben auf der einen Seite; aber auf der anderen Seite eine zarte Bekundung der Hoffnung und der Güte."
"Der Regenmacher", ARD, 23:55 Uhr
Ein junger Anwalt (Matt Damon) nimmt es mit einem Versicherungskonzern auf.
Regenmacher, "The Rainmaker" - so der Originaltitel dieses US-Thrillers -, nennt man in den USA Menschen, die für Institutionen besonders viel Geld einbringen, zum Beispiel Anwälte. John Grisham hatte in seinem gleichnamigen Roman von 1995, der hier Regisseur und Drehbuchautor Francis Ford Coppola ("The Godfather") als Vorlage diente, sich wieder dem ihm bekannten Anwalts- und Gerichtsmilieu gewidmet.
Die Neugier in Kritikerkreisen war groß, was ein Filmemacher wie Coppola mit einem Grisham-Roman machen würde; beim Publikum hielt sie sich offenkundig in Grenzen, wie der Flop an den Kinokassen 1997 zeigte. Die 40 Millionen Dollar teure Produktion, die in den US-Bundesstaaten California, Ohio und Tennessee gedreht wurde, konnte trotz guter Rezensionen bloß 46 Millionen Dollar in den USA einspielen.
Belebt durch die guten Schauspieler - mit Matt Damon in seiner ersten Hauptrolle und Teresa Wright in ihrem letzten Part - und die starke Inszenierung überzeugt die Paramount Pictures-Produktion als unterhaltsamer Streifen und gilt als die beste der Grisham-Adaptionen - nicht zuletzt beim Schriftsteller selbst, wie er 2004 in einem Interview äußerte. Nebendarsteller Jon Voight erhielt eine Golden Globes-Nominierung.
Kritikerin Madeleine Williams urteilte in "Cinematter": "Zahlreiche unterhaltsame Nebenhandlungen, viele gut ausgedachte Charaktere, die von den talentierten Schauspielern zum Leben erweckt werden, und eine belebende Gerichtsverhandlung - was will man mehr von einer John Grisham-Verfilmung?"
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