Wie in der Vorwoche brachten die Verleiher am Wochenende fünf neue Filme unter das nordamerikanische Volk - und dieses zeigte sich noch weniger interessiert als vor Wochenfrist. Als einzige halbwegs positive Überraschung setzte sich "Good Boys" an die Spitze, während es "Where'd You Go, Bernadette" nicht mal in die Charts schaffte. Insgesamt kamen bei den Top Twelve-Filmen so mäßige 107 Millionen Dollar zusammen, etwas weniger als am Vorjahreswochende, als die Kinogänger 116 Millionen Dollar in den Filmtheatern ließen. Damals debutierte "Crazy Rich Asians" mit Constance Wu und 26 Millionen Dollar ganz oben.
Gold
Die bekanntesten Namen auf dem Filmplakat zu "Good Boys" sind wohl die seiner Produzenten Jonah Hill und Seth Rogen. Das Konzept einer Komödie à la "Superbad" haben die Beiden scheinbar erfolgreich auf die Tweenager um Jacob Tremblay übertragen, nimmt man die guten Kritiken und die unerwartet hohen 21 Millionen Dollar zum Start als Maßstab. Die 20 Millionen Dollar teure Universal Pictures-Produktion ist für Jugendliche ohne Erwachsenenbegleitung in den 3204 Spielorten nicht freigegeben. Die gute Nachricht: Es gibt noch eine Nachfrage nach originellen Filmen. Es ist allerdings erst das zweite Wochenende dieses Jahres, in dem ein Streifen ganz vorne in der Publikumsgunst landet, der nichts mit einer bereits vorhandenen Reihe zu tun hat.
Silber
Den Hattrick an der Spitze schafft "Hobbs & Shaw" also nicht, aber mit nur minus 43 Prozent fällt der Besucherrückgang am dritten Wochenende erfreulich gemäßigt für den Thriller aus, zumal der Tabellenführer mit 587 Spielstätten aus vielen Programmen genommen worden ist. Damit verlor der "Fast & Furious"-Ableger auch seinen Titel als meistgespieltes Werk an Neuling "The Angry Birds Movie 2" und ist derzeit in 3757 Kinos zu sehen. 14 Millionen Dollar nahm der Jason Statham-Streifen ein und liegt nun bei 134 Millionen Dollar. Gemessen an den Einspielen der "Fast & Furious"-Reihe ist das kein überragendes Ergebnis, zumal Universal Pictures alleine an Produktionskosten gigantische 200 Millionen Dollar investiert haben. Aber aus dem Ausland kommen derzeit 303 Millionen Dollar dazu, und ein weltweiter Umsatz von 437 Millionen Dollar sieht schon freundlicher aus. Gut möglich also, dass Statham und Dwayne Johnson nicht ihr letztes Soloalbum bespielt haben...
Bronze
"The Lion King" holt erneut Bronze, und das obwohl der Abenteuerfilm mit minus 660 Lichtspielhäusern ebenfalls erheblich Spielorte eingebüßt hat. Am fünften Wochenenden gaben die Familien 12 Millionen Dollar in 3560 Filmtheatern aus, was auch einem erfreulich gemäßigten Umsatzschwund von lediglich minus 39 Prozent entspricht. Riesige 496 Millionen Dollar hat die Walt Disney Pictures-Produktion verbucht, die sich ihre Neuverfilmung mit der Stimme von Donald Glover irrwitzige 260 Millionen Dollar haben kosten lassen. Das müssen sie nicht bereuen: Aus dem Ausland kommen derzeit gigantische 940 Millionen Dollar hinzu, so dass das Remake insgesamt dem erfolgsverwöhnten Haus mit der Maus 1,4 Milliarden Dollar einbringt. Sowohl national als auch international ist "The Lion King" momentan der zweiterfolgreichste Film des Jahres hinter "Avengers: Endgame".
Die Neuen
Beim ersten Mal hatte es noch seinen Reiz, doch der scheint nun verflogen. "The Angry Birds Movie", der erste Spielfilm, der auf einer Smartphone-App basierte, feierte 2016 seine Premiere mit 38 Millionen Dollar. Jetzt sieht es so aus, als ob der Nachfolger dieses Ergebnis nicht mal in seiner Gesamtlaufzeit wird einspielen können. "The Angry Birds Movie 2" ist mit bloß 10 Millionen Dollar auf Rang vier arg die Flügel gestutzt worden - und das sogar noch trotz guter Kritiken und der breitesten Veröffentlichung in 3869 Spielorten. Es sieht nicht danach aus, dass es hier einen dritten Teil geben wird, zumal der Animationsstreifen mit der Stimme von Jason Sudeikis Columbia Pictures 65 Millionen Dollar gekostet hat.
Nur Siebter Sieger wird "47 Meters Down: Uncaged" mit miserablen 8,4 Millionen Dollar. Auch hier dürfte sich ein weiterer Part erledigt haben. "47 Meters Down" startete 2017 mit ebenfalls nicht berühmten 11 Millionen Dollar und brachte es immerhin noch zu 44 Millionen Dollar. Die Kosten betrugen damals aber nur 5 Millionen Dollar, diesmal sind es schon 12 Millionen Dollar für das Independent-Studio Entertainment Studios gewesen. Der Horrorfilm mit Sophie Nélisse feierte seine Premiere in 2853 Filmtheatern.
Trotz hervorragender Kritikern ignorierte der Großteil des Publikums "Blinded by the Light", der es mit 4,3 Millionen Dollar als Zehnter gerade mal so in die Charts schafft. Die britische Komödie mit Viveik Kalra ist für Bruce Springsteen das, was "Yesterday" für die Beatles gewesen ist, und vielleicht hat diese Ähnlichkeit mit der gerade gelaufenen Konkurrenz ungerechterweise viele Kinogänger abgehalten, eine Karte in den 2307 Spielstätten für die 15 Millionen Dollar teure New Line Cinema-Produktion zu lösen.
Ganz bitter lief es für "Where'd You Go Bernadette", der als Elfter die Top Ten sogar verpasst. Trotz der Tatsache, dass das Drama auf einem Bestseller basiert und mit Cate Blanchett prominent besetzt ist, wurden in 2404 Filmtheatern Karten im Wert von bloß 3,4 Millionen Dollar erworben. Vielleicht machten die nur gemischten Kritiken den Unterschied. Die United Artists-Produktion hat rund 20 Millionen Dollar gekostet.
Auf den Plätzen
Fünfter ist der Zoe Margaret Colletti-Horrorfilm "Scary Stories to Tell in the Dark" (2. Woche / bisher insgesamt 40 Millionen Dollar); Sechster ist der Isabela Moner-Abenteuerfilm "Dora and the Lost City of Gold" (2. Woche / 34 Mio.); Achter ist "Once Upon a Time in Hollywood" (4. Woche / 114 Mio.) und schließlich Neunter ist das Milo Ventimiglia-Drama "The Art of Racing in the Rain" (2. Woche / 17 Mio.).
Raus mit Applaus (oder auch nicht)
Ein ganz böser Flop ist "The Kitchen" für New Line Cinema geworden, die sich den auf einer Comic-Reihe basierenden Kriminalfilm haben 38 Millionen Dollar kosten lassen. Nun verschwindet das Elisabeth Moss-Werk mitsamt seiner schlechten Kritiken schon am zweiten Wochenende mit gerade mal 10 Millionen Dollar.
Ganz anders "Spider-Man: Far from Home". Wer nach "Avengers: Endgame" eine Marvel-Müdigkeit erwartet hatte, sieht sich getäuscht. Der Fantasy-Film kommt im Gegenteil nach sieben Wochen auf hervorragende 376 Millionen Dollar - und weltweit gar auf gigantische 1,1 Milliarden Dollar und gehört damit zu den erfolgreicheren Produktionen im Marvel Cinematic Universe. Columbia Pictures haben satte 160 Millionen Dollar in den Tom Holland-Streifen investiert und müssen es nicht bereuen.
Ebenso wenig müssen sich Walt Disney Pictures grämen, ihrer Tochter Pixar Animation grünes Licht für einen weiteren "Toy Story"-Teil gegeben zu haben. "Toy Story 4" ist mit 200 Millionen Dollar irrwitzig teuer geworden, doch jeden Cent wert. Von Kritikern und Zuschauern gefeiert, bringt es der Animationsstreifen mit der Stimme von Tom Hanks in neun Wochen auf 424 Millionen Dollar; weltweit sind es gar 1,0 Millionen Dollar. Die perfekte Trilogie ist zur perfekten Quadrologie geworden.
Ein kleiner Achtungserfolg ist der sechs Wochen mit nur wenigen Kopien als Programmkinotitel laufende "The Farewell", der es dennoch in die Charts schaffte. Das Independent-Drama mit Awkwafina, das A24 auf die Leinwände gebracht hat, kostete 3 Millionen Dollar und brachte 13 Millionen Dollar ein.