Die Braut (Uma Thurman) wacht aus einem vierjährigen Koma auf. Ihr ungeborenes Kind ist gestorben. Nun will sie Rache üben an den Attentätern (Lucy Liu, Michael Madsen, Daryl Hannah and Vivica A. Fox), die sie verraten haben - einem Team, dem sie einst angehörte.
Heute startet Quentin Tarantino's "Once Upon a Time in Hollywood" in den deutschen Kinos, nachdem er in den USA schon seit drei Wochen erfolgreich läuft. Anlass für Vox, eines seiner Meisterwerke wieder auf die Mattscheibe zu bringen.
Nach seinem kommerziell enttäuschenden dritten Film "Jackie Brown" von 1997 nahm sich Quentin Tarantino ("Pulp Fiction") viel Zeit für sein nächstes Werk - um dann um so wuchtiger auf die Leinwände zurückzukommen. Bescheidenheit und Zurückhaltung sind nicht gerade die hervorstechenden Charaktereigenschaften des Filmemachers, was sich alleine schon an den Laufzeiten seiner Streifen zeigt, die selten unter zweieinhalb Stunden einlaufen. Aber mit den vier Stunden, die "Kill Bill" dauern sollte, den er 2003 Miramax Films und dessen Chef Harvey Weinstein vorlegte, dämmerte es selbst dem damals 39-Jährigen, dass dies ein bisschen viel von den Zuschauern verlangen würde. Zumal Weinstein berüchtigt dafür ist, notfalls seinen Regisseuren den Film zu entwinden und auf eine kürzere Spielzeit herunterzuschneiden.
Doch der hitzköpfige Produzent und der starrsinnige Filmemacher kamen zu einer Lösung, mit der beiden gedient war: "Kill Bill" wurde in zwei Teile getrennt. "Volume I" kam im Oktober 2003 in die Kinos, "Volume II" ein halbes Jahr später. Weinstein konnte sich über ein doppeltes Geschäft freuen, Tarantino musste keine Szenen auf dem Schneidetisch opfern.
Die Idee zu dem US-Thriller stammte noch aus der Zeit von "Pulp Fiction" zehn Jahre zuvor, als Hauptdarstellerin Uma Thurman und Quentin überlegt hatten, mit welchem Stoff man erneut würde zusammen arbeiten können. Im Vorspann taucht daher auch der Titel "Geschichte von Q und U" auf. Der Regisseur und Drehbuchautor arbeitete eineinhalb Jahre an seinem Skript. Für ihn kam keine andere Schauspielerin als Uma für die ikonische Rolle der Braut in Frage. Als die damals 31-Jährige mit ihrem zweiten Kind schwanger wurde, verschob Tarantino daher die Dreharbeiten: "Wenn Josef von Sternberg bereit ist, 'Morocco' zu drehen, und Marlene Dietrich wird schwanger, dann wartet er auf die Dietrich!"
Quentin schwebte mit seinem Film eine Hommage an die Grindhouse-Filme der Siebziger vor, billig produzierte Streifen, die in Flohkasten-Kinos aufgeführt wurden und die er in seiner Jugend und später als Angestellter eines Videoverleihs gesehen und schätzen gelernt hatte. Er mixte ein Meisterwerk aus Figuren, Motiven, Einstellungen, Musik, gar eine Anime-Zeichentricksequenz aus Martial Arts-, Samuarai- und Blaxploitation-Filmen sowie Spaghetti-Western.
Ein überbordender Zitatenschatz voller Referenzen besonders auf die asiatische Kultur- und Kinogeschichte - auf typische Tarantino-Art mit einer unglaublich einfallsreichen Übersättigung an Stilen. Zwar drehte man die Handlung in chronologischer Reihenfolge, doch wie so oft mischte der Regisseur am Schneidetisch die Zeitebenen. Und die heftige Dosis an brutalen und blutigen Gewaltszenen fehlen natürlich auch nicht und brachten "Volume I" in Deutschland eine Altersfreigabe erst "Ab 18 Jahren" ein.
Für die Kampfszenen engagierte man den erfahrenen chinesischen Martial Arts-Choreographen Woo-Ping Yuen, der bereits mit "The Matrix" vier Jahre zuvor eine US-Produktion betreut hatte. Die Sequenz im Haus der blauen Blätter, in der die Braut mit 88 Yakuza-Soldaten kämpft, brauchte alleine acht Wochen Drehzeit - sechs Wochen länger als geplant. Der Aufwand war auch deshalb so hoch, weil Quentin auf traditionelle Art drehen wollte, mit praktischen Tricks und Stunts unter Verzicht auf Computereffekte - eben wie ein Grindhouse-Streifen dreißig Jahre zuvor entstanden wäre. "Lasst uns so tun, als wären wir kleine Kinder, die einen Super8-Film in unserem Hinterhof drehen, wo man all das Computerzeug nicht hat", umschrieb er das Konzept.
"Kill Bill: Volume I" kostete für sich genommen 30 Millionen Dollar und spielte weltweit 180 Millionen Dollar ein. Neben diesem guten Ergebnis waren es auch die exzellenten Kritiken und die Nominierungen wie die von Uma Thurman als "Beste Hauptdarstellerin" bei den Golden Globes und gleich fünf Nennungen bei den Britischen Filmpreisen für Hauptdarstellerin Thurman, Komponist RZA, Cutterin Sally Menke, die Tontechniker und die Visuellen Effekte, welche die gelungene Rückkehr von Quentin Tarantino und seiner Welt des Kinos signalisierten.
Ein Zuschauer schwärmt: "Meine Erwartungen an diesen Film waren nach den ersten drei Tarantino-Filmen schon unglaublich hoch. Doch nichts konnte mich auf diesen Streifen vorbereiten. Ich war sprachlos, es hat mich umgehauen. Ich habe bis dahin auch nicht ansatzweise etwas Vergleichbares gesehen. Quentin Tarantino malt hier ein expressionistisches Meisterwerk in seinem unvergleichlichen Stil und unter kompletter Missachtung der Konventionen des Kinos. Ein für allemal beweist der Regisseur damit, dass der ganze Hype um seine Person gerechtfertigt ist: Er ist der wagemutigste, originellste und unterhaltsamste Filmemacher seiner Generation. Kino ist selten so aufregend!"
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