Die neue Kinowoche in Deutschland bietet überwiegend amerikanische Unterhaltung: Es darf bei "Drei Schritte zu dir" und "Tolkien" geschmachtet, bei "Long Shot" gelacht und bei "Brightburn" gebibbert werden. Einziger Nicht-Amerikaner ist das französische Drama "Der Klavierspieler vom Gare du Nord". Was lohnt den Kinobesuch? Und wann lässt man das Portemonnaie besser stecken?
"Drei Schritte zu dir"
Drama
USA
116 Minuten
FSK 6
Zwei Teenager (Haley Lu Richardson und Cole Sprouse), die an Mukoviszidose leiden und sich auf nicht mehr als drei Schritte nähern dürfen, verlieben sich ineinander. Die lebensgefährliche Krankheit droht ihre Verbindung bald zu zerstören...
Schauspieler Justin Baldoni hat mit diesem US-Drama, das natürlich Vergleiche mit dem Mutterschiff all dieser "Kranke Teenager-Romanzen" - "The Fault in Our Stars" ("Das Schicksal ist ein mieser Verräter") - heraufbeschwören wird, sein Spielfilmregiedebut gegeben. Die Universal Pictures-Produktion profitiert erheblich von der Darstellung von Haley Lu Richardson, wird aber ansonsten durch Klischees belastet und kann nicht so stark auf die Tränendrüse drücken wie beabsichtigt. Die Kritiken sind gemischt, die Zuschauerreaktionen positiv.
Unserem Kritiker Andreas Köhnemann hat es mit Einschränkungen gut gefallen: "Ein Film um Liebe und Tod, der insbesondere vom Talent der Hauptdarstellerin Haley Lu Richardson und von einem weitgehend sensiblen Umgang mit dem Thema lebt."
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"Brightburn - Son of Darkness"
Horror
USA
90 Minuten
FSK 16
Ein Außerirdischer (Jackson A. Dunn) wird als Findlingskind von Adoptiveltern (Elizabeth Banks und David Denman) großgezogen und wächst zu einem bösen Superhelden heran. Er begeht immer schrecklichere Taten, um die Weltherrschaft an sich zu reißen.
Dieser US-Horrorfilm stellt das reizvolle und düstere Szenario eines Superhelden, der seine Kräfte missbraucht - und dazu auch noch ein Kind ist - in den Mittelpunkt. Regisseur David Yarovesky macht daraus nichts wirklich Neues, aber es reicht für unterhaltsame eineinhalb Stunden. Die Sony Pictures-Produktion hat gemischte Reaktionen bei Kritik und Publikum hervorgerufen.
Unsere Rezensentin Bianka Piringer kommt zu einem ebensolchen Urteil: "Trotz der frech-subversiven Grundidee und einer gewissen atmosphärischen Dichte hapert es bei der Dramaturgie, die die Spannung nicht optimal schüren und aufrecht erhalten kann."
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"Long Shot"
Komödie
USA
125 Minuten
FSK 12
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Ein Journalist (Seth Rogen) wird von seiner ehemaligen Babysitterin (Charlize Theron), die sich anschickt, US-Präsidentin zu werden, als Redenschreiberin engagiert
Nach seinem fürchterlichen "Snatched" ("Mädelstrip") liegt Regisseur Jonathan Levine, der hier zum dritten Mal mit Seth Rogen zusammen arbeitet, mit dieser US-Komödie wieder in der richtigen Spur. Die Studiocanal-Produktion ist scharfsinnig, vielschichtig und vor allem witzig. Das ungewöhnliche Hauptdarstellerpaar befeuert den Streifen mit einer unerwarteten Chemie. Die Kritiken sind gut, und auch die Zuschauer äußern Zufriedenheit.
Unser Kollege Christopher Diekhaus ist gebremst zufrieden: "Jonathan Levine gelingt ein lustiger, kurzweiliger Film mit gut aufgelegten Hauptdarstellern, der auf einige platte Gags und mechanische Handlungsvolten allerdings besser verzichten hätte."
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"Der Klavierspieler vom Gare du Nord"
Drama
Frankreich
105 Minuten
FSK 0
Ein junger, sehr begabter Pianist (Jules Benchetrit) landet wegen Diebstählen im Gefängnis. Ein Klavierwettbewerb bietet ihm die Chance, seinem Leben eine Wendung zu geben.
Dieses französische Drama leidet unter der schablonenhaften Handlung, die aus der Feder von Regisseur Ludovic Bernard ("Auftrag Baskenland") stammt. Zu seinem und des Zuschauers Glück bieten Kristin Scott Thomas und Lambert Wilson großartige Leistungen und halten die Neue Vision-Produktion mit ihren Unwuchten auf Kurs. In Frankreich war "Au bout des doigts" - "An ihren Fingerspitzen", so der Originaltitel - mit 390 000 Zuschauern ein mäßiger Erfolg.
Unser Kritiker Björn Schneider findet: "Die Fülle an Klischees und ein überraschungsbefreiter, konventioneller Handlungsverlauf stehen famosen Darstellerleistungen und einem stimmigen Musikeinsatz gegenüber."
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"Tolkien"
Drama
USA
112 Minuten
FSK 12
Die frühen Jahre des Waisenjungen J.R.R. Tolkien (Nicholas Hoult), der Freundschaft, Liebe und künstlerische Inspiration in einer Gruppe von Außenseitern an seiner Schule findet.
Dieses US-Drama über den englischen "The Lord of the Rings"-Autoren bietet starke Schauspielerleistungen und eine überzeugende Wiedergabe der Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts, ist aber ziemlich phantasielos in der Erzählung der Geschichte durch den finnischen Regisseur Dome Karukosi ("Tom of Finland"). Die Kritiken für die 20th Century Fox-Produktion sind gemischt, während die Zuschauer positiver gestimmt sind.
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