Heute starten die 72. Internationalen Filmfestspiele von Cannes - und Öffentlichkeit wird dem Festival gewiss sein, denn Festival-Chef Thierry Frémaux ist es gelungen, den dickstmöglichen Fisch an Land seines 21 Produktionen umfassenden Wettbewerbs zu ziehen: Quentin Tarantino ist mit "Once Upon a Time in Hollywood" zugegen, und mit ihm werden auch seine Stars Margot Robbie, Leonardo DiCaprio, Al Pacino und Brad Pitt an die Croisette kommen.
Überhaupt ist in diesem Jahr der US-Anteil wieder höher. Das wird gleich heute offenkundig, wenn die Komödie "The Dead Don't Die" von Jim Jarmusch, der auch am Wettbewerb teilnimmt, die Filmfestspiele eröffnet, die bis zum 25. Mai andauern werden. Mit Terrence Malick und dessen "A Hidden World", Bong Joon-ho und dessen "Parasite", den Dardenne-Brüdern und ihrem "The Young Ahmed", Pedro Almodóvar und dessen "Dolor y gloria" sowie Ken Loach und seinem "Sorry We Missed You" sind weitere Hochkaräter vertreten. Mit sieben stammen die meisten Produktionen aus Frankreich. Vier Filme sind von Frauen inszeniert worden - für Aktivisten zu wenig.
Kontrovers ist auch die Entscheidung aufgenommen worden, Alain Delon mit einem Ehrenpreis für sein Lebenswerk auszuzeichnen. Der französische Mime ist in der Vergangenheit durch frauenfeindliche und rechtsextreme Äußerungen auffällig geworden. Frémaux hat das kühl gekontert: "Wir vergeben nicht den Friedensnobelpreis. Alain Delon hat ein Recht, seine Meinung zu äußern. Heutzutage ist es schwierig, jemanden zu ehren, weil eine Art politischer Polizei über einen herfällt."
In diesem Jahr sitzt der mexikanische Regisseur Alejandro González Iñárritu der Wettbewerbsjury vor. Das offizielle Plakat zeigt die französische Filmemacherin Agnès Varda, die am 29. März im Alter von 90 Jahren verstarb. Hier ist sie bei den Dreharbeiten zu ihrem Debut "La Pointe Courte" von 1955 zu sehen, der auf dem Filmfestival gezeigt wurde.