Was war zuerst da: Die Henne oder das Ei? Spiegelt die Karriere im Sinkflug von Jean-Claude van Damme, des selbsternannten "Fred Astaire des Karate", seine privaten Probleme, oder gestaltet sich sein Privatleben so chaotisch, weil er gefrustet ist über das langsame Abgleiten in die Videopremierenhölle? Auf der Leinwand hat der belgische Schauspieler und Martial Arts-Künstler seit Mitte der Neunziger keinen kommerziellen Erfolg mehr aufweisen können, die Filme wurden zuletzt immer gesichtsloser, wobei "Der Legionär" in den USA schon nur noch auf Video heraus kam, und auch die letzte Verzweiflungstat "Universal Soldier: Die Rückkehr" in Deutschland nicht mehr den Weg in die Kinos fand. Fakt ist auch, dass der Star seit Jahren durch seine Ehe- und Drogeneskapaden mindestens so viel, wenn nicht noch mehr, auf sich aufmerksam macht, wie durch seine Spielfilme. Letztes Kapitel in dieser langen Reihe war eine Verurteilung durch Richter Charles Rubin am Kommunalgericht von Beverly Hills am vergangenen Montag wegen Alkohols am Steuer und Fahrens ohne Führerschein. Van Damme war am 23. September vergangenen Jahres Polizisten wegen seiner unsicheren Fahrweise auf dem Sunset Boulevard aufgefallen. In Abwesenheit verurteilte ihn das Gericht nun zu einer dreijährigen Bewährungsstrafe und einer Geldstrafe von 1200 Dollar. Darüber hinaus wurde der Akteur dazu verdonnert, an einem 90tägigen Alkoholentziehungsprogramm teilzunehmen. Mit seinem Wagen darf er selbst nur noch auf dem Weg dorthin oder zur Arbeit fahren.
Für den 39jährigen ist das nicht die erste Teilnahme an einer Entziehungskur: Im Dezember 1996 musste er wegen seiner Kokainsucht in eine kalifornische Klinik, aus der er nach einer Woche wieder entlassen wurde. Ebenso stürmisch verläuft sein Eheleben. Ende 1997 trennte sich seine vierte Frau, das Model Darcy La Pier, nach einer langen, hässlichen Scheidungsschlacht von ihm, nachdem die Beiden die Scheidungspapiere in ihrer drei Jahre währenden Ehe bereits 1994 und 1996 eingereicht und wieder zurückgezogen hatten. Miss La Pier nannte als Begründung für die Scheidung Misshandlung in der Ehe und die Kokainsucht ihres Gatten. Als seine fünfte Ehefrau trat im vorigen Monat seine dritte Gattin Gladys Portugues, die aus ihrer ersten Ehe mit dem Mimen, die 1993 ebenfalls unter unerfreulichen Begleitumständen geendet war, zwei seiner drei Kinder hat, erneut mit ihm vor den Traualtar. Die Zwei hatten sich schon 1997 versöhnt. Ob es damit privat wieder aufwärts geht? Jean Claude Van Damme versicherte jedenfalls, er habe keine Drogenprobleme mehr. Was seine berufliche Zukunft angeht, so dreht Van Damme gerade den Science Fiction-Film "Replicant", der nächstes Jahr in die Kinos kommen soll.