"Doctor Strange", Pro7, 20:15 Uhr
Ein brillanter Neurochirurg (Benedict Cumberbatch), der nach einem Autounfall nicht mehr praktizieren kann, begibt sich auf eine spirituelle Reise in den Fernen Osten, wo er der Welt der mystischen Künste gewahr wird.
Seit Mitte der Achtziger hatte es viele Anläufe gegeben, die von Zeichner Steve Ditko and Texter Stan Lee erschaffene Comic-Figur Doctor Strange, die erstmals 1963 in einem Marvel-Comic aufgetaucht war, auf die große Leinwand zu bringen. Regisseure wie Wes Craven, Stephen Norrington und Guillermo del Toro kreisten um die Figur, aber es kam zu keiner Produktion, während das Projekt von Filmstudio zu Filmstudio wie Columbia, Paramount und Miramax wanderte.
Erst nachdem 2008 mit "Iron Man" das Marvel Cinematic Universe erfolgreich etabliert war, nahmen die Pläne, diese unbekanntere Comic-Figur für das Kino zu adaptieren, ernsthaft Fahrt auf, und 2013 kündigten Marvel Studios an, dass Doctor Strange ein weiterer Baustein des MCU werden würde. Wie so häufig, engagierte man mit Scott Derrickson einen für einen US-Fantasy-Film etwas ungewöhnlichen Regisseur und Drehbuchautor, hatte dieser doch bis dahin eher im Horror-Genre mit Werken wie "Deliver Us from Evil" von sich reden gemacht. Für die Titelrolle standen gut zehn Mimen auf der Liste von Tom Hardy bis Ryan Gosling, bis man sich für den englischen Akteur Benedict Cumberbatch entschied.
Für 165 Millionen Dollar drehte Derrickson vor Ort in Nepal, in New York City, in England und in den dortigen Longcross und Shepperton Studios. In der Nachproduktion vervollständigten acht Spezialeffektefirmen mit 1450 Visuellen Effekten die Walt Disney Pictures-Produktion.
Scott schafft es, den 14. Beitrag zum Marvel Cinematic Universe kunstvoll zwischen der extravaganten Comic-Vorlage und vom Publikum erwarteten Action eines Blockbusters auszubalancieren und dabei die sehr unterhaltsame Entstehungsgeschichte eines Superhelden zu erzählen.
"Doctor Strange" setzte den Erfolgslauf von Marvel und Disney fort und erhielt 2016 sehr gute Kritiken. Mit einem weltweiten Umsatz von 677 Millionen Dollar wurde die Comic-Verfilmung ein großer Erfolg, für den im Dezember 2018 eine Fortsetzung angekündigt worden ist, die wieder Derrickson inszenieren soll.
Die Visuellen Effekte wurden für den Academy Award nominiert; die Ausstatter John Bush und Charles Wood, der Maskenbildner Jeremy Woodhead und die Visuellen Effekte erhielten Nominierungen für den Britischen Filmpreis.
Kritiker Sean Mulvihill meinte in "Fanboy Nation": "Diese Comic-Verfilmung hat wie keine andere einen wilden visuellen Stil, der die Grenzen der Effektetechnik verschiebt und die Zuschauer mit Bildern überwältigt, die farbenprächtig und bizarr sind."
"C'est la vie - So sind wir, so ist das Leben", Arte, 20:15 Uhr
Fünf Tage im Leben einer fünfköpfigen Familie (Zabou Breitman, Déborah François, Jacques Gamblin, Marc-André Grondin und Pio Marmaï).
Bereits in seinen Kurzfilmen hatte sich der französische Regisseur und Drehbuchautor Rémi Bezacon ("Die Abenteuer der kleinen Giraffe Ziraffa") dem Thema Familie gewidmet, bevor er es auch zum Mittelpunkt seines zweiten Spielfilms "Le premier jour du reste de ta vie" - "Der erste Tag vom Rest deines Lebens", so der Originaltitel - machte. Dabei schöpfte der Filmemacher aus seinem eigenen Leben - er war selbst mit einer Schwester und drei Brüdern aufgewachsen - und näherte sich dem Kosmos Familie mittels einer ehrgeizigen Erzählkonstruktion.
Bezacon wählte für sein französisches Drama eine episodische Struktur, um fünf exemplarische Tage der fünfköpfigen Familie aus jeweils einem der Blickwinkel der Eltern, der Tochter und der beiden Söhne über einen Zeitraum von zwölf Jahren widerzuspiegeln. Dabei unterscheiden sich die Teile auch technisch voneinander, er arbeitete mit dem Weitwinkelobjektiv, der Handkamera, dem Schwebestativ, mit verschwommenem Hintergrund oder kontrastreichem Licht.
Das Ganze geht auf, weil Remi's Dialoge und Darstellung natürlich und intim wirken und durch die hervorragenden Darsteller getragen werden und vom kongenialen Einsatz der Lieder auf eine weitere Ebene gehoben werden. Ein mitreißender und berührender Streifen, der gute Kritiken erhielt und mit 1,2 Millionen Zuschauern 2008 in Frankreich ein Erfolg wurde.
Bei den Französischen Filmpreisen erhielt "Le premier jour du reste de ta vie" drei Césars für Déborah François als "Beste Nachwuchsschauspielerin", Marc-André Grondin als "Bester Nachwuchsschauspieler" und für Cutterin Sophie Reine. Dazu gab es noch Nominierungen als "Bester Film", für Regisseur Remi Bezacon, für sein Drehbuch, für Hauptdarsteller Jacques Gamblin, für Nachwuchsschauspieler Pio Marmaï und für die Musik von Sinclair.
Kritikerin Louise Keller schrieb in "Urban Cinefile": "Ein dynamischer Film, angefüllt mit den Wahrheiten des Alltagslebens, in dem Kommunikation, Missverständnisse, Umstände und Gefühle in einen einzigen Herzschlag zusammen fließen."
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