Der mexikanische Regisseur Alfonso Arau ("Dem Himmel so nah")
wird den Orson Welles-Klassiker "Der Glanz des Hauses Amberson" von
1942 wiederverfilmen.
Der mexikanische Regisseur Alfonso Arau ("Dem Himmel so nah") wird
den Orson Welles-Klassiker "Der Glanz des Hauses Amberson" von 1942
wiederverfilmen. Mit dem Besetzen der Rollen ist diese Woche in Los
Angeles begonnen worden, und die Dreharbeiten werden nächsten Monat
in Irland starten, wo das Indianapolis der Jahrhundertwende
aufgebaut wird. Das Projekt ist mit 16 Millionen Dollar
veranschlagt. Arau wird eine Kinoversion drehen und zugleich eine
vierstündige Mini-Serie für den amerikanischen Kabelsender A&E.
Der Filmemacher weiß um das Risiko, das Meisterwerk eines
Meisterregisseurs neu aufzulegen, etwas, an dem sich Gus van Sant
vor zwei Jahren bei Hitchcock so verhoben hat: "Ich habe nicht vor,
eine Bild für Bild-Reproduktion wie Psycho zu machen. Ich plane,
mit dem Originaldrehbuch einen zeitgemäßen Film zu drehen, ein
Familiendrama mit etwas Humor, das genau mein Fall ist." Für den
68jährigen soll seine Version von "Der Glanz des Hauses Amberson"
eine Verbeugung vor Orson Welles sein, aber auch dem Original
endlich sein Recht verschaffen. Der Streifen, der 1942 in die Kinos
kam, hatte nämlich nicht mehr viel mit dem gemein, was Welles
gefilmt hatte. Als der Regisseur nach Ende der Dreharbeiten damals
aus dem Urlaub wiederkam, musste er feststellen, dass die
Produzenten von RKO den Film um etwa eine Stunde von 148 auf 88
Minuten gekürzt hatten, wobei die Kürzung noch gravierender war,
denn ein Happy-End hatte das Studio ebenfalls ohne Welles´
Zustimmung neu drehen lassen und dem Film aufgepfropft. Die
rausgeschnittenen Szenen verbrannte man, um es Orson unmöglich zu
machen, den Film wieder in die Urfassung zu bringen.
Testvorführungen hatten RKO in Alarmstimmung versetzt. Mit dem
Torso, der dann dem Publikum serviert wurde, konnte es aber auch
nicht viel anfangen - der Film wurde ein Flop. "Als ich in Mexiko
als Schauspieler und Regisseur Karriere machte", erzählt Alfonso
Arau, "wurde Orson Welles als Gigant angesehen, und sein Citizen
Kane und sein Der Glanz des Hauses Amberson galten als
Meisterwerke, die auf der Universität studiert wurden. Die Idee
eines Remakes ist absolut faszinierend und zugleich einschüchternd,
weil man Kritik riskiert. Aber diesmal ist das etwas Anderes. Er
konnte den Film nicht selber beenden, das Studio brachte Änderungen
an, die ihm nicht gefielen, und hinterließ ein Werk, das er kaum
wiedererkannte. Für mich gibt es die Vorstellung, dass wenn ich es
auf die Weise mache, wie er es wollte, es ihm gefallen wird, egal
wo er ist. Das ist natürlich ein romantischer Gedanke." Alfonso
will die Neufassung mit Hilfe des originalen 165 Seiten starken
Drehbuchs von Welles drehen und sie mit weiteren Szenen aus dem
Roman von Booth Tarkington, für den dieser 1918 den Pulitzer-Preis
gewann und der Orson als Vorlage diente, unterfüttern. Die
Geschichte erzählt den Untergang einer reichen amerikanischen
Bürgerfamilie zur Zeit der Industrialisierung um die
Jahrhundertwende in Indianapolis.