"Briefe aus dem Krieg", Arte, 23:50 Uhr
Ein junger Militärarzt (Miguel Nunes) versucht den Kolonialkrieg, den Portugal 1971 in Angola führt, zu überleben.
Der portugisische Autor António Lobo Antunes war Anfang der Siebziger als Militärarzt in Angola stationiert, das gegen die Kolonialmacht Portugal kämpfte. Er schrieb von dort seiner ersten Frau Maria Jose Xavier da Fonseca e Costa und veröffentlichte diesen Briefwechsel 2005 als Briefroman "D'este viver aqui neste papel descripto. Cartas da guerra" ("Leben, auf Papier beschrieben. Briefe aus dem Krieg").
Regisseur und Drehbuchautor Ivo Ferreira adaptierte diesen Briefroman als portugiesisches Drama und überführte nicht nur den Inhalt, sondern auch die poetische Form in eine klare, scharfkantige Schwarzweiß-Bildsprache, die Melancholie und Einsamkeit ebenso zeigt wie die Schrecken des Krieges. Der mit sicherer Hand inszenierte, wunderbar photographierte Streifen über ein dunkles Kapitel der portugiesischen Zeitgeschichte verdeutlich anhand einer Art inneren Monologs die verstörende Monotonie des Krieges, weist dabei aber auch selbst Längen auf.
"Cartas da Guerra" feierte seine Premiere im Wettbewerb der Berlinale 2016 und wurde von Portugal als Oscar-Anwärter auf den "Besten fremdsprachigen Film" zur Academy of Motion Picture Arts and Sciences geschickt, die ihn jedoch nicht nominierten. Dafür war er der große Gewinner der Portugiesischen Filmpreise, wo das Werk neun Sophias gewann, darunter als "Bester Film", für Regie, Drehbuch und Kamera, und für zwei weitere nominiert war.
Kritiker Jay Weissberg urteilte in "Variety": "Man kann die Wucht von Joao Ribeiro's prächtiger Photographie nicht bestreiten, die sich die volle Komplexiät von Licht und Schatten zunutze macht. Die offenen Weiten von Angola, darüber die Wolkenskulpturen im Himmel, geben dem Zuschauer eine Ahnung von dem Land, um das gekämpft wird, und Szenen nach Landminenexplosionen oder Schlachten sind passend mit sinnloser Gewalt aufgeladen."
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