"Wer den Wind sät", Arte, 20:15 Uhr
Zwei Anwälte (Frederic March und Spencer Tracy) verhandeln vor Gericht den Fall eines Lehrers (Dick York), der im Unterricht die Evolution gelehrt hat.
Man mag es als Zuschauer kaum glauben, dass 1925 in einem Gericht in Dayton im US-Bundesstaat Tennessee noch die Evolution verhandelt wurde - aber wenn man sieht, wie es bis zum heutigen Tag in manchen Bundesstaaten Bestrebungen gibt, die Evolutionstheorie aus den Schulbüchern zu verbannen und statt dessen den Kreationismus zu lehren - die Bibelgeschichte der Genesis, dass Gott die Erde in sechs Tagen schuf und dann einen Ruhetag einlegte - muss man leider konstatieren, dass dieses anspruchsvolle US-Drama aus dem Jahr 1960 nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat.
"Inherit the Wind" - so der Originaltitel, der aus dem Buch der Sprichwörter in der Bibel stammt ("Wer seine eigene Familie zerrüttet, wird Wind erben, und der Tor wird ein Knecht dessen, der weise is") - basiert auf einem Broadway-Theaterstück aus dem Jahr 1955. Jerome Lawrence und Robert E. Lee verarbeiteten darin die Geschehnisse aus dem so genannten "Affenprozess" des Jahres 1925.
Produzent und Regisseur Stanley Kramer ("Judgement of Nuremberg") adaptierte das Stück mit hervorragenden Darstellern und inszenierte so exzellent, dass das recht statische Geschehen im Gerichtssaal jederzeit fesselt. Die Handlung übertreibt dabei aus dramaturgischen Gründen viele Aspekte der wahren Geschehnisse, so dass der Streifen nur bedingt als Dokumentation von Zeitgeschichte zu verstehen ist.
Die 2 Millionen Dollar teure United Artists-Produktion, die auf dem Universal Pictures-Studiogelände in Los Angeles gefilmt wurde, erhielt hervorragende Kritiken, wurde mit einem weltweiten Umsatz von 2 Millionen Dollar allerdings kein Publikumserfolg.
Bei den Internationalen Filmfestspielen von Berlin erhielt Frederic March den Silbernen Bären. Für Oscars nominiert waren die Drehbuchautoren Nedrick Young und Harold Jacob Smith, Hauptdarsteller Spencer Tracy, Kameramann Ernest Laszlo und Cutter Frederic Knudtson. Bei den Golden Globes gingen der Film und Hauptdarsteller Tracy ins Rennen. Bei den Britischen Filmpreisen waren der Film und die beiden Hauptdarsteller March und Tracy nominiert.
Eine Zuschauerin urteilt: "Wenn dieser Film auch durch die Bank herausragend ist - das Drehbuch, die Ausstattung, die Kameraführung und die Nebendarsteller -, fällt mir das kaum auf. Für mich ist dieser Streifen eine Zwei Mann-Show. Frederic March und Spencer Tracy treiben sich gegenseitig zu Höchstleistungen."
"Hell or High Water", Pro7, 23:35 Uhr
Ein geschiedener Vater (Chris Pine) und sein älterer Bruder (Ben Foster) verfallen auf einen extremen Plan, um ihre Familien-Ranch in Texas zu halten.
"Come hell or high water" (Möge die Hölle oder das Hochwasser kommen) ist eine amerikanische Redewendung, die im Deutschen dem "Komme, was wolle" entspricht. In US-Kreditvereinbarungen gibt es aber auch die so genannte "Hell or High Water"-Klausel, mit der festgelegt wird, dass die Zurückzahlungen erfolgen müssen, unabhängig von der finanziellen oder persönlichen Lage des Kredinehmers. Im Skript von Taylor Sheridan ("Sicario 2"), der nach seinem Drehbuchdebut mit "Sicario" als einer der heißesten Autoren Hollywoods gehandelt wurde, bezieht sich der Titel auf beides: Die verzweifelte Lage der Brüder, die mit dem Rücken zur Wand zu Kriminellen werden, und die entsprechende Klausel in der Rechtsvereinbarung, die ihre Ranch gefährdet.
Der schottische Regisseur David Mackenzie ("Outlaw King") drehte den US-Kriminalfilm für 12 Millionen Dollar nicht vor Ort im US-Bundesstaat Texas, sondern in New Mexico. Er schuf einen handwerklich solide gefertigten, gut gespielten Streifen, der auf sinnlose Schusswechsel verzichtet und statt dessen auf ein selbstsicheres Tempo und abgerundete Charaktere setzt.
Die Lionsgate-Produktion erreichte das Publikum 2016 als Semi-Programmkinotitel und wurde auch dank hervorragender Kritiken sowie zahlreicher Preise und zahlloser Nominierungen mit einem weltweiten Einspiel von 38 Millionen Dollar zum Achtungserfolg.
Bei den Academy Awards war "Hell or High Water" vierfach nominiert: Als "Bester Film", für Drehbuchautor Taylor Sheridan, Nebendarsteller Jeff Bridges und Cutter Jake Roberts. Bei den Golden Globes gingen der Film, Drehbuchautor Sheridan und Nebendarsteller Bridges ins Rennnen. Bei den Britischen Filmpreisen waren Drehbuchautor Sheridan, Nebendarsteller Bridges und Kameramann Giles Nuttgens nominiert. Jeff Bridges erhielt zudem eine Nominierung für den Screen Actors Guild Award und ist damit einer der wenigen Darsteller, die den "Grand Slam" der Preisrunde vollmachen konnten, wenn auch ungekrönt. Ebenso erging es Taylor Sheridan, der für den Writers Guild Award nominiert war.
Kritikerin Marcianne Miller urteilte in "Bold Life": "Ein moderner Krimi, der so mystisch wie ein klassischer Western ist, voller komplexer Helden, gefährlichen Bankrauben und atemberaubender Landschaft."
Hier geht es zum kompletten TV-Programm