Der Neujahrsfriede wird heute in den amerikanischen und kanadischen Kinos gebrochen. Mit gleich fünf Filmen - drei Neustartern und zwei weiteren landesweiten Starts nach einer zunächst nur in wenigen Kinos erfolgten Premiere in den Großstädten - stehen den Kinozuschauern erstmals im Neuen Jahr viele neue Produktionen zur Auswahl.
Für die Attraktivität oder Qualität - oder beides zusammen - muss es dabei Bände sprechen, dass Analysten dennoch wieder "Aquaman" ganz vorne in der Zuschauergunst erwarten. Mit einem vierten Wochenende an der Spitze wäre das die erste Produktion für Warner Brothers Pictures aus dem DC Extended Universe, der eine so lange Regentschaft auf dem Kinokassenthron vergönnt wäre. 269 Millionen Dollar hat der Fantasy-Film mit Jason Momoa bereits eingespielt, am Wochenende sollen schätzungsweise weitere 18 Millionen Dollar dazukommen. Zwar verliert die Comic-Verfilmung mit minus 321 Lichtspielhäusern erstmals Spielstätten, bleibt aber mit 3863 Filmtheatern der mit Abstand meistgezeigte Streifen Nordamerikas.
Nach dem Erfolg von Universal Pictures vor zwei Jahren mit "A Dog's Purpose" ("Bailey - Ein Freund fürs Leben"), der mit 18 Millionen Dollar debutierte und am Ende mit 64 Millionen Dollar ein solider Erfolg wurde, lassen nun Columbia Pictures den Hund von der Leine. "A Dog's Way Home", der am 24. Januar in Deutschland als "Die unglaublichen Abenteuer von Bella" veröffentlicht werden wird, basiert wie "A Dog's Purpose" auf einem Roman von W. Bruce Cameron. Für 18 Millionen Dollar verfilmt, handelt der Abenteuerfilm von einem Hund, der 650 Kilometer zurücklegt, um sein Herrchen zu finden. Bryce Dallas Howard verleiht dem Hund eine Stimme; sein Herrchen spielt Jonah Hauer-King. Der bekannteste Name auf dem Poster ist der von Nebendarstellerin Ashley Judd. Die ersten Kritiken sind gemischt; die bisher im Internet gemessene Nachfrage hält sich in Grenzen, so dass die Branchenkenner nicht glauben, dass sich der Erfolg von "A Dog's Purpose" so wiederholen wird. Bis zu 13 Millionen Dollar sollten drin sein, was für das Treppchen reichen dürfte.
"The Upside" ist ein Streifen, das lediglich ob der Ignoranz des US-Publikums gegenüber ausländischen Filmen und Untertiteln existiert. Im Rest der Welt war das französische Meisterwerk "Intouchables" ("Ziemlich beste Freunde") 2011 ein Mega-Erfolg mit 416 Millionen Dollar; selbst in den USA spielte es damals rund 10 Millionen Dollar ein. Jetzt kommt aus der Konkursmasse von The Weinstein Company der bereits vor genau zwei Jahren für 35 Millionen Dollar gedrehte Film, welcher beim Toronto Film Festival im September 2017 Premiere feierte und bei STX Entertainment gelandet ist. In den Hauptrollen sind Bryan Cranston und Kevin Hart zu sehen. Ab dem 21. Februar können sich die deutschen Zuschauer ein Bild machen, wenn die Komödie unter "Mein Bester & ich" auf die Leinwände kommt. Oder auch nicht. Denn die Kritiken sind seit Toronto schlecht, ebenso wie die ersten Zuschauermeinungen. Für die in 3080 Kinos anlaufende Neuverfilmung wird mit bis zu 11 Millionen Dollar gerechnet.
Der kleine Verleiher Entertaiment Studios bringt "Replicas" in 2327 Spielstätten. Der Science Fiction-Film mit Keanu Reeves als Wissenschaftler, der ethische Bedenken beseite schiebt, um seine bei einem Autounfall getöte Familie wieder zum Leben zu erwecken, hat 30 Millionen Dollar gekostet. Der Weg der Produktion auf die Leinwände hat noch länger als bei "The Upside" gedauert; er wurde bereits vor drei Jahren gefilmt. Den Kritikern wurde der Streifen vorab nicht gezeigt, was immer ein schlechtes Zeichen ist. International ist "Replicas" bereits seit Herbst in einigen Ländern wie Mexiko, Portugal und China zu sehen gewesen. Die Zuschauerreaktionen von dort sind wenig ermutigend. Kein Wunder, dass die Produktion in Deutschland wohl höchstens auf Disc Premiere feiern wird. Für das Premierenwochenende sind lediglich bis zu 7 Millionen Dollar prognostiziert.
"On the Basis of Sex", der am 7. März als "Die Berufung" auf die deutschen Spielpläne kommen wird, ist zu Weihnachten in einigen Kinos gestartet und weitet seine Spielstättenzahl nun auf 1923 Kinos aus. Das Drama dreht sich um die von Felicity Jones gespielte Anwältin Ruth Bader Ginsberg, die in den Siebzigern für die Gleichberechtigung von Frauen kämpfte und es 1993 als Richterin an den Supreme Court schaffen sollte. Die 20 Millionen Dollar teure Focus Features-Produktion hat gute Kritiken erhalten, der Zuschauerenthusiasmus hält sich aber in Grenzen. Bis zu 5 Millionen Dollar sollten drin sein.
Und schließlich kommt der seit einem Monat bereits in einigen Filmtheatern gespielte "If Beale Street Could Talk" in 1018 Kinos. Bei diesem Drama handelt es sich um ein anderes Kaliber. Die Verfilmung des Romans von James Baldwin aus dem Jahr 1974 hat bereits über 50 Preise erhalten, darunter am vorigen Wochenende den Golden Globe für Nebendarstellerin Regina King. Erzählt wird von einer schwangeren Frau in Harlem, die in den siebziger Jahren versucht, vor der Geburt ihres Babys die Unschuld des zu Unrecht beschuldigten Vaters des Kindes zu beweisen. Die Kritiker sind durchweg begeistert von der 9 Millionen Dollar teuren Annapurna Pictures-Produktion, aber mit lediglich bis zu 4 Millionen Dollar dürfte es für das Werk, das bisher 5 Millionen Dollar umgesetzt hat, nicht für einen Platz in den Top Ten reichen. In Deutschland wird "Beale Street" ab dem 7. März zu sehen sein.