Im von den Deutschen besetzten Polen sorgt sich der deutsche Fabrikbesitzer Oskar Schindler (Liam Neeson) mehr und mehr um seine jüdischen Angestellten, nachdem er von deren Ermordung durch die Deutschen Wind bekommt.
Die weltweit erfolgreichsten Filme des Jahres 1993 lauten: "Jurassic Park", "Mrs. Doubtfire", "The Fugitive" und "Schindler's List".
Diese Liste allein schon zeigt, welch ungeheuerliche Leistung Regisseur Steven Spielberg ("Saving Private Ryan") mit seinem US-Drama vollbracht hat. Kaum ein Thema eignet sich wohl so wenig für den Massengeschmack wie der Holocaust, dennoch schaffte es der Filmemacher, ein Millionenpublikum zu erreichen, indem er dem bitteren Schrecken seinen typischen zärtlichen Humanismus beimischte und so eines der großen Meisterwerke der Filmgeschichte schuf. Hier entwickelte sich inmitten des Hollywood-Unterhaltungskinos einer der schönen Fälle, in denen die Qualität eines Streifens die Zuschauer in die Kinos zog, nicht irgendein Marketing-Gag, ein effektvoller Trailer oder Stars. Denn weder der irische Darsteller Liam Neeson noch der englische Mime Ralph Fiennes waren vor "Schindler's List" übermäßig bekannt, auch wenn sie gestandene Theaterschauspieler waren.
Aber es ist auch die Kehrseite der Medaille, die bei Veröffentlichung des Films diskutiert wurde: Ist es erstrebenswert, den Holocaust "massenkompatibel" zu machen? Geht das überhaupt? Es war wenig verwunderlich, dass jüdische Organisationen verhinderten, dass die 22 Millionen Dollar teure Universal Pictures-Produktion auf dem Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz gedreht werden durfte. Man fürchtete eine Trivialisierung eines Mahnmals und die Ausnutzung für Hollywood-Zwecke. Und für den französischen Regisseur Claude Lanzman, der sich der Ermordung von Millionen jüdischer Menschen via seinem Dokumentarfilm "Shoah" 1985 ehrfurchtsvoll genähert hatte, indem er nichts inszenierte, sondern allein Überlebende in Interviews zu Wort kommen ließ, war das Spielberg-Opus nicht viel mehr als "ein kitschiges Melodram". Noch weiter ging der Holocaust-Überlebende Irme Kertész. Der ungarische Literatur-Nobelpreisträger schimpfte: "Das ist der schlimmste Film von allen!"
Kritik entzündete sich vor allem am Blickwinkel von "Schindler's List". Ein Film über den Holocaust und über die wundersame Errettung rund 800 jüdischer Menschen mitten in den Kriegswirren - und dann ist ausgerechnet ein Deutscher der Held? Doch Steven konnte sich da auf eine einfache Tatsache zurückziehen: Die Geschichte ist so passiert, belegt durch viele der dank Oskar Schindler überlebenden Augenzeugen.
Vor Spielberg's Film kannten die wenigsten Deutschen den Namen, was viel sagend ist bezüglich der Aufarbeitung der Verbrechen des Dritten Reichs in der Bundesrepublik. Immerhin erhielt Schindler 1965 das Bundesverdienstkreuz, doch ansonsten lebte er ungerühmt in bescheidenen Verhältnissen.
Oskar Schindler, Jahrgang 1908 und somit während der im Film geschilderten Geschehnisse Mitte Dreißig, hatte im Oktober 1939 eine still stehende Emailfabrik im polnischen Zablocie bei Krakau gepachtet und dann erworben. Mit dieser Fabrik wurde er reich und genoss mit seiner so genannten "kriegswichtigen Produktionsstätte" eine gewisse Autonomie gegenüber der SS und sein Leben in vollen Zügen. Im Laufe der Zeit entwickelte er aber immer mehr Widerwillen gegen die Behandlung der jüdischen Menschen durch die deutschen Landsleute und unternahm schließlich alles, um seine Angestellten vor der Ermordung zu bewahren - durch Tricks, Überredungskunst und Bestechung. Schlussendlich ruinierte er sich selbst durch das faktische "Freikaufen" seiner jüdischen Angestellten. Beruflich kam er nach Kriegsende nie wieder so recht auf die Beine und wurde schließlich finanziell unterstützt von seinen ehemaligen Angestellten, die ihn jeweils für ein halbes Jahr nach Jerusalem einluden, wo er im Gegensatz zu Deutschland eine verehrte Persönlichkeit darstellte. 1974 starb er in Hildesheim, wurde aber auf seinen Wunsch in Jeruslam beerdigt.
Steven Spielberg erfuhr von diesem ungewöhnlichen Lebensweg durch den australischen Roman "Schindler's Ark" von Thomas Keneally, der 1982 erschien. Der Filmemacher dachte zunächst, es könne sich nur um eine komplett ausgedachte Handlung handeln, so unglaublich schien das hier Erzählte. Sofort entspannen sich zwischen Universal Pictures und Steven Gespräche über eine Verfilmung, aber der damals 37 Jahre alte Filmemacher sah sich noch nicht so weit, einen solch anspruchsvollen Stoff auf die Leinwand zu bringen. Spielberg wollte nur als Produzent agieren, schließlich aber sah er sich aufgrund seiner Zugehörigkeit zum jüdischen Glauben und der Tatsache, dass Mitglieder seiner Familie im Holocaust ermordet worden waren, selbst in der Pflicht, die Geschichte angemessen zu verfilmen.
1993 begannen vor Ort in und um Krakau die Dreharbeiten mit Tausenden von Komparsen und vielen deutschen und israelischen Schauspielern; gedreht wurde allerdings auf Englisch. Die sowieso schon als gering eingeschätzten kommerziellen Aussichten der Produktion wollte Spielberg nicht noch durch Untertitel, auf die seine Landsleute seit jeher ablehnend reagieren, weiter minimieren. Abends arbeitete der Regisseur per Satellitenschalte sogar noch an der Nachproduktion von "Jurassic Park", der ein halbes Jahr vor "Schindler's List" in die Lichtspielhäuser kommen sollte.
Gedreht in Schwarzweiß, überzeugt der eindringliche Film, der nur an wenigen Stellen mit Spielberg-Schmalz Konzessionen an den Hollywood-Massengeschmack macht, als ein bewegendes Zeugnis aktiver Menschlichkeit in einer unmenschlichen Zeit.
Die Kritiker waren einhellig begeistert von "Schindler's List", und selbst US-Präsident Bill Clinton rief seine Bürger auf, sich den Film anzusehen. Weltweit spielte der Streifen 321 Millionen Dollar ein. Über 80 Preise konnte der Streifen gewinnen, und Steven Spielberg selbst holte den "Grand Slam": Academy Award, Golden Globe, Britischer Filmpreis und Directors Guild Award.
Bei den Oscars gewannen neben Spielberg der Film selbst, Drehbuchautor Steven Zaillian, Kameramann Janusz Kaminski, Komponist John Williams, Cutter Michael Kahn und die Ausstatter; nominiert waren zudem Hauptdarsteller Liam Neeson, Nebendarsteller Ralph Fiennes, Kostümbildnerin Anna B. Sheppard, die Maskenbildnerinnen und die Tontechniker. Bei den Golden Globes erhielten neben Spielberg der Film und Drehbuchautor Kaminiski Preise; nominiert waren Hauptdarsteller Neeson, Nebendarsteller Fiennes und Komponist Williams. Bei den Britischen Filmpreisen gewannen neben Spielberg der Film, Drehbuchautor Zaillian, Nebendarsteller Fiennes, Kameramann Kaminski und Cutter Kahn. Nominiert waren zudem noch Hauptdarsteller Neeson, Nebendarsteller Ben Kingsley, Ausstatter Alan Starski, Kostümbildnerin Sheppard, die Maskenbildnerinnen und die Tontechniker.
Bereits 2004 nahm die US-Library of Congress "Schindler's List" als "kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutsames" Werk in das National Film Registry auf, um es der Nachwelt zu erhalten.
Ein Zuschauer schwärmt: "Das ist der beste Film, den ich je gesehen habe. Punkt. Es ist der bewegendste. Es ist der schrecklichste. Es ist der lebensnäheste. Der schonungsloseste. Ein Muss, dem nichts nahe kommt. Das war das zweite Mal, das in einem Kino keiner während des Abspanns aufgestanden ist; beim ersten Mal war es 'Platoon'. Aber es ist das erste Mal gewesen, dass das Publikum sich erhoben und eine Stehende Ovation geklatscht hat, als ob Steven Spielberg persönlich vor uns gestanden hätte. Es war, als ob eine moderne 'Mona Lisa' gerade vor unseren Augen enthüllt worden wäre."
Hier geht es zum kompletten TV-Programm