"Fluch der Karibik", Sat1, 20:15 Uhr
Der Schmied Will Turner (Orlando Bloom) verbündet sich mit dem exzentrischen Piraten Jack Sparrow (Johnny Depp), um seine Geliebte (Keira Knightley) aus den Fängen von Jack's früheren Kumpanen zu befreien, die nun als Untote über die Meere geistern.
Niemand erwartete sich viel von "Pirates of the Caribbean" - so der Originaltitel -, als er 2003 in die Kinos kam. Das Piraten-Genre schien sich mit dem Mega-Flop "Die Piratenbraut" mit Geena Davis acht Jahre zuvor endgültig selbst versenkt zu haben, Johnny Depp hatte noch nie einen Sommer-Blockbuster angeführt, aber vor allem: Ein Film, der auf einer Attraktion in einem Disney-Freizeitpark fußte? Da rümpften die Journalisten die Nasen.
Allerdings waren sie nicht die Einzigen, die Bedenken hatten, was das 140 Millionen Dollar teure Unterfangen betraf - bei Walt Disney Studios war man sich ebenfalls nicht sicher, ob das Ganze eine so gute Idee war, nachdem der erste auf einer Themenpark-Attraktion beruhende "The Country Bears" gerade gnadenlos gefloppt war. Disney-Chef Michael Eisner wollte "Pirates of the Caribbean" daher schon in der Vorproduktion den Stecker ziehen, doch Produzent Jerry Bruckheimer und Regisseur Gore Verbinski, der ein Unternehmen solcher Größe noch nie verantwortet hatte, konnten Eisner überzeugen, in Produktion zu gehen. Dafür sollte Eisner den Beiden noch heute dankbar sein, denn die Marke "Pirates of the Caribbean" hat sich zu der profitabelsten Reihe für Disney überhaupt entwickelt.
Gedreht wurde in Kalifornien, aber auch vor Ort in der Karibik auf der Insel St. Vincent. Die Szenen mit den Schiffen entstanden dabei aus einer Mischung mit realen Schiffen, Modellen und Computeranimation. Viele der Computer-Spezialeffekte bestanden indes darin, ins Bild gefahrene moderne Segelschiffe "auszuradieren". Es war der Crew schwer genug gefallen, überhaupt eine noch einsame, nicht vom Tourismus in Beschlag genommene Bucht gefunden zu haben - doch ganz ließ sich die moderne Welt nicht fernhalten.
Als "Pirates of the Caribbean" dann passenderweise seine Uraufführung im Disneyland Resort in Kalifornien feierte, waren es zuallererst die Kritiker, die staunten. Abgesehen von der Tatsache, dass der Abenteuerfilm rund eine halbe Stunde zu lang geraten war, hatten sie nichts zu mäkeln: Verbinski war ein Meisterwerk gelungen, der einfach Riesenspaß machte! Und viele wussten auch, wer auf der Leinwand für diesen Spaß hauptsächlich verantwortlich war: Johnny Depp. Verbinski hatte dem damals 39-Jährigen lange Leine gelassen, und Depp nutzte das, um eine der unvergesslichen Figuren der Filmgeschichte zu kreieren: Einen Stoner-Slacker-Piraten, für den er sich laut eigenen Angaben Rolling Stones-Gitarristen Keith Richards als Vorbild genommen hatte: "Piraten waren die Rockstars ihrer Zeit."
Wie grandios Johnny's Leistung war, kann man allein daran ermessen, dass er nicht nur für einen Golden Globe, sondern auch für einen Oscar als "Bester Hauptdarsteller" nominiert wurde. Komödiantische Darstellungen haben normalerweise äußerst geringe Chancen, von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences gewürdigt zu werden. Auch die technische Meisterschaft des Werkes blieb nicht unbeachtet: Vier weitere Nennungen für den Academy Award gab es für die "Beste Maske", die "Beste Tonmischung", den "Besten Tonschnitt" und die "Besten Spezialeffekte".
Doch was am Ende zählt, sind die Dublonen - und die flossen reichlich: Weltweit konnte Depp's Schiff "Black Pearl" zu 654 Millionen Dollar segeln - in den USA war die Disney-Produktion der dritterfolgreichste Film des Jahres. Sofort gaben die Studio-Bosse das grüne Licht für nicht eine, sondern sofort zwei Fortsetzungen, die sogar noch erfolgreicher werden sollten.
Ein Zuschauer ist hin und weg: "Das ist nicht einfach nur eine weitere Zahl im Sommer-Blockbuster-Lotto, sondern ein vorzügliches Werk der Phantasie und des Einfallsreichtums, ein echter Klassiker vom Range eines 'The Wizard of Oz'. Ich hoffe, dass Johnny Depp's Darstellung ihm einen Platz in der Ruhmeshalle des Kinos sichert - etwas, das wir unseren Kindern und Enkeln wie einen entdeckten Schatz wieder und wieder zeigen werden."
"Königreich der Himmel", Sat1, 23:15 Uhr
Ein Schmied (Orlando Bloom) reist während der Kreuzzüge des 12. Jahrhunderts nach Jerusalem, wo er zum Beschützer der Stadt und ihrer Bewohner wird.
Nicht zufällig haben der englische Regisseur Ridley Scott ("The Martian") und sein amerikanischer Drehbuchautor William Monahan ("The Gambler") diesen US-Abenteuerfilm 2005 in die Kinos gebracht. Beiden Künstlern war wichtig, in dem durch die Anschläge auf New York City und Washington D.C. 2001 endgültig aufgeheiztem Klima des "Kampfes der Kulturen" eine Geschichte zu erzählen, die zeigt, dass Christentum und Islam respektvoll koexistieren können - wären da nicht die Machtgelüste Einzelner - und thematisiert Werte wie Toleranz.
Auf akademischer Seite fanden sich Befürworter und Kritiker von Scott's Präsentation der Kreuzzüge und den Beziehungen der Religionen, nicht abstreiten können die Filmemacher indes, dass das Ganze wenig mit den historischen Begebenheiten zu tun hat. Monahan selbst hat eingeräumt, dass er à la Shakespeare eine Erzählung verfasst hat, die sich wie in einem Steinbruch an historisch Belegtem bedient, darunter dem Leben von Balian von Ibelin im Zeitraum von 1184 bis 1187, und dies dann um eines guten Dramas willen ausgeschmückt hat. Historiker haben "Kingdom of Heaven" - so der Originaltitel - für eine retrospektive Geschichtserzählung kritisiert, welche die Christen verteufele und insbesondere die Tempelritter zu Bösewichtern verzerre.
Die Dreharbeiten fanden für 130 Millionen Dollar im marokkanischen Ouarzazate, wo Ridley bereits "Gladiator" und "Black Hawk Down" gefilmt hatte, und in Spanien statt.
"Kingdom of Heaven" überzeugt als perfekt inszenierter Streifen mit wunderschönen Bildern und vielen nachdenklich stimmenden Zwischentönen. Bei den Kritikern kam er nur gemischt an - bis 20th Century Fox den Director's Cut auf Disc veröffentlichten. Diese um 50 Minuten längere Fassung bereichert das Werk ungemein und lässt die teilweise holprige Kurzatmigkeit der Kinofassung vergessen. "Diese Version hätte auf die Leinwand gehört", meinte der Regisseur. Mit weltweit 211 Millionen Dollar wurde der Film bereits bei seiner Kinoauswertung ein Erfolg, aber der Director's Cut bewies, dass Fox sich hier aus Angst vor einem zu langen Streifen, der jetzt über drei Stunden dauerte, ein noch besseres Geschäft hatten entgehen lassen.
Kritiker William Arnold schrieb in "Seattle Post-Intelligencer": "Mehr denn je ist das Hollywood-Kino eines der Fantasy und der Realitätsflucht. Aber manchmal schafft es ein starker Regisseur, seine Kräfte zu bündeln, um eine Botschaft zu senden oder eine Vision zu vermitteln, die sich mutig aktuell auf das bezieht, was gerade in der Welt vor sich geht."
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