Ein egomanischer Stummfilm-Star (Jean Dujardin) protegiert eine junge Frau (Bérénice Bejo), die ihn bald an Ruhm übertrifft, als der Tonfilm populär wird.
In der Preisverleihungssaison 2011/2012 geschah Erstaunliches: Eine französische Produktion räumte international ab, gewann den Oscar, den Golden Globe, den Britischen Filmpreis und den Französischen Filmpreis, stand auf vielen Kritikerbestenlisten und wurde mit einem weltweiten Umsatz von 133 Millionen Dollar ein großer Publikumserfolg. Obwohl sie ein Stummfilm war. In Schwarzweiß gedreht. Oder vielleicht gerade deshalb.
Unter all den "Harry Potter", "Transformers" und "Pirates of the Caribbean", die 2011 die Kinos dominierten, musste "The Artist" hervorstechen. Und sein Inhalt und seine Machart wurden von den Kritikern und dem Publikum als das wahrgenommen, was der französische Regisseur und Drehbuchautor Michel Hazanavicius beabsichtigt hatte: Als eine Liebeserklärung in Inhalt und Stil an die Stummfilmzeit.
Hazanavicius konnte sein Drama erst nach dem Erfolg seiner "OSS 117"-Agentenschwänke realisieren, aus denen er seine beiden Hauptdarsteller Bérénice Bejo und Jean Dujardin mitbrachte. Er drehte die 13 Millionen Euro Dollar schwere Produktion an Originalschauplätzen in Hollywood und verwendete dabei die Linsen, die Beleuchtung und die Kamerabewegungen, die rund 80 Jahre zuvor stilbildend gewesen waren. Auch die Leinwandbreite entsprach dem alten quadratischen Bildausschnitt von 1:1.33. Zudem wurde mit einer leicht verlangsamten Schnelligkeit von 22 statt 24 Bildern pro Sekunde gedreht, was bei der Vorführung dann den typisch schneller wirkenden Bewegungen aus der Stummfilmzeit entsprach.
All das bildete den Hintergrund für einen breitenkompatiblen Tribut an die Magie des Stummfilms, ein intelligenter und fröhlicher Streifen mit phantastischen Darstellern.
Den ersten Aufschlag machte "The Artist" gleich bei seiner Premiere bei den Filmfestspielen von Cannes. Zwar wurde er nicht, wie von vielen Kritikern erwartet, als "Bester Film" mit der Goldenen Palme geehrt, die an "The Tree of Life" ging, aber Jean Dujardin gewann als "Bester Darsteller". Es folgten zehn Oscar-Nominierungen, und die Hälfte davon konnte das Werk in Goldjungen ummünzen: Als "Bester Film", für Regisseur Michel Hazanavicius, für Hauptdarsteller Jean Dujardin, für Komponist Ludovic Bource und für Kostümbildner Mark Bridges; leer gingen Hazanavicius' Drehbuch, Hauptdarstellerin Bérénice Bejo, Kameramann Guillaume Schiffman, der Schnitt und die Ausstattung aus.
Bei den Golden Globes gewannen der Film, Hauptdarsteller Dujardin und Komponist Bource; nominiert waren zudem Regie, Drehbuch und Hauptdarstellerin Bejo. Bei den Britischen Filmpreisen gewannen der Film, das Drehbuch, Hauptdarsteller Dujardin, Kameramann Schiffman, Komponist Bource und Kostümbildner Bridges; nominiert waren Regisseur Hazanavicius, Hauptdarstellerin Bejo, Schnitt, Ausstattung, Maske und Ton. Bei den Französischen Filmpreisen gewannen der Film, Regisseur Hazanavicius, Hauptdarstellerin Bejo, Kameramann Schiffman, Komponist Bource und Ausstatter Laurence Bennett; nominiert waren das Drehbuch, Hauptdarsteller Dujardin, der Schnitt und Kostümbildner Bridges. Bei den Europäischen Filmpreisen wurde Komponist Bource ausgezeichnet; nominiert waren der Film, Darsteller Dujardin und Kameramann Schiffman.
Jean Dujardin gewann neben dem Academy Award, dem Golden Globe und dem Britischen Filmpreis auch den Screen Actors Guild Award und ist damit einer der wenigen Schauspieler, die den "Grand Slam" holen konnten.
Kritikerin Doly Mallet schrieb in "CinePremiere": "Solch ein Projekt könnte hochtrabend scheinen, aber der Charme des Films rührt aus seiner Ehrlichkeit, seiner Reinheit und der Vermittlung der bloßen Freude des Regisseurs, das Leben eines Stummfilmkünstlers zu ehren."
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