Erstmals seit vier Jahren startete am zweiten Dezember-Wochenende kein "Star Wars"-Streifen, was sich natürlich an den Kinokassen Nordamerikas bemerkbar gemacht hat. In diesem Jahr kamen die Top Twelve-Titel auf mäßige 106 Millionen Dollar. Letztes Jahr holte alleine der neue Spitzenreiter "Star Wars: The Last Jedi" mit Daisy Ridley 220 Millionen Dollar und die Top Twelve insgesamt 265 Millionen Dollar. Ein unfairer Vergleich, nichtsdestotrotz fehlt das Geld den Kinobesitzern nach dem bisher so starken Jahr natürlich in der Abrechnung.
Gold
Ein Animationsstreifen wird vom nächsten an der Spitze der Charts abgelöst, und das gleich doppelt. "Spider-Man: Into the Spider-Verse" verdrängt mit guten 35 Millionen Dollar "Ralph Breaks the Internet" ("Chaos im Netz") von der Pole Position. Und auch in der Zahl der Kinos überrundet die Marvel Comic-Verfilmung "Dr. Seuss' The Grinch" als meistgezeigten Streifen Kanadas und der USA. 3813 Lichtspielhäuser zeigen die Spinnenmenschen in ihrer Zeichentrickversion.
Wenn man möchte, ist das die indirekte subtile Rache des Drehbuchduos Phil Lord und Christopher Miller am Disney-Konzern, der hinter "Ralph Breaks the Internet" steht. Das Duo wurde von Disney von seinem Regieposten bei "Solo: A Star Wars Story" gefeuert und scheint nun hier mit "Spider-Man: Into the Spider-Verse" einen Hit für Columbia Pictures zu landen. Denen gehört im Gegensatz zu den ganzen anderen Marvel-Charakteren, deren Rechte bei Disney liegen, die Spider-Man-Figur. 90 Millionen Dollar hat die Produktion gekostet, die exzellente Kritiken erhalten hat.
Silber
88 Jahre ist Regisseur und Drehbuchautor Clint Eastwood alt. Das hat ihn absolut nicht daran gehindert, dieses Jahr gleich zwei Filme in den Kinos platziert zu haben. Der im Februar gestartete Thriller "The 15:17 to Paris" ist gefloppt; da sind die Aussichten für "The Mule" nun besser. Kritiken und Mundpropaganda für den Kriminalfilm sind gut und können den mäßigen Start mit 17 Millionen Dollar als gute Alternative zu den Comic- und Familienfilmen über die kommenden Wochen durchaus noch vergolden. Warner Brothers Pictures haben 50 Millionen Dollar investiert und die Produktion auf 2588 Spielpläne gesetzt.
Bronze
Das herannahende Weihnachten schadet "Dr. Seuss' The Grinch" auf jeden Fall schon mal nicht. Zwar muss der Animationsstreifen aufgrund der Neulinge eine Etage tiefer einlaufen, aber in der sechsten Woche noch auf dem Treppchen zu stehen, ist aller Ehren wert. Dass die kleinen und großen Besucher noch lange nicht "Grinch"-satt sind, zeigt der nur exzellent geringe Umsatzrückgang im Wochenvergleich von lediglich minus 22 Prozent. Ex-Spitzenreiter "Ralph Breaks the Internet" verlor doppelt so viel, weshalb er auch an "The Grinch" vorbei abstürzte.
11 Millionen Dollar kamen jetzt noch für die 75 Millionen Dollar teure Universal Pictures-Produktion zusammen. Diese ist in immer noch 3759 Spielorten zu sehen, nur minus 82 weniger als in der Vorwoche. Insgesamt hat das Werk mit der Stimme von Benedict Cumberbatch bis jetzt 239 Millionen Dollar verbucht. Weihnachten kann für diesen bereits reich bescherten Erfolgsstreifen definitiv kommen!
Die Neuen
Böser Motorschaden bei "Mortal Engines". Die wahren Stars dieses Fantasy-Films findet man mit dem "Lord of the Rings"-Team um den neuseeländischen Produzent und Drehbuchautor Peter Jackson hinter der Kamera. Das reichte für die Kinogänger aber offenbar nicht als Anreiz, Karten zu kaufen - schon gar nicht, als die Verrisse in der Presse veröffentlicht wurden. Mit bloß 7,5 Millionen Dollar zur Premiere wird die 100 Millionen Dollar teure Universal Pictures-Produktion Fünfter. Eine Langlebigkeit wie vor einem Jahr bei "The Greatest Showman", der aus seinem Start mit 9 Millionen Dollar am Ende 174 Millionen Dollar gemacht hatte, steht hier nicht zu erwarten. Universal sollten ihre Wunden mit dem Blick auf die "Grinch"-Bilanz lecken. "Mortal Engines" ist in 3103 Filmtheatern zu sehen.
Auf den Plätzen
Vierter ist "Ralph Breaks the Internet" ("Chaos im Netz" / 4. Woche / bisher insgesamt 154 Millionen Dollar); Sechster ist das Michael B. Jordan-Drama "Creed II" (4. Woche / 105 Mio.); Siebter ist "Bohemian Rhapsody" (7. Woche / 180 Mio.); Achter ist die Rose Byrne-Komödie "Instant Family" ("Plötzlich Familie" / 5. Woche / 60 Mio.); Neunter ist "Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald" (5. Woche / 152 Mio.) und schließlich Zehnter das Viggo Mortensen-Drama "Green Book" (5. Woche / 24 Mio.).
Raus mit Applaus (oder auch nicht)
Einer der übelsten Flops des Jahres - mit Ansage. Wer bei Summit Entertainment hielt es ernsthaft für eine gute Idee, noch einen "Robin Hood" auf die Leinwand zu bringen? 30 Millionen Dollar sind für den Abenteuerfilm mit Taron Egerton zusammen gekommen, gekostet hat das Ganze aber allein in der Produktion, noch ohne Marketing und Verleih, 100 Millionen Dollar.
Er kam, ging, floppte. Das gilt auch für "The Possession of Hannah Grace". Der Horrorfilm mit Shay Mitchell hat in drei Wochen 13 Millionen Dollar umgesetzt. Die halbwegs gute Nachricht: Er hat die Sony-Tochter Screen Gems auch nur 10 Millionen Dollar gekostet.
Und Reinfall Nummero drei: "Widows", der Kriminalfilm mit Viola Davis, konnte trotz guter Kritiken sein Publikum nicht finden. Die 42 Millionen Dollar teure 20th Century Fox-Produktion kommt in fünf Wochen auf 41 Millionen Dollar.