"Der Fremde im Zug", Arte, 20:15 Uhr
Während einer Bahnfahrt wird ein Tennisstar (Farley Granger) von einem Fremden (Robert Walker) angesprochen, der ihm ein merkwürdiges Geschäft vorschlägt: Er will die scheidungsunwillige Frau (Kasey Rogers) des Sportlers töten, der Champion soll dafür seinen verhassten Vater (Jonathan Hale) ermorden. Nachdem der Fremde ungefragt seinen Teil des Mordplans ausgeführt hat, setzt er den vermeintlichen Partner unter Druck.
Auch ein Genie hat mal eine Schwächephase. Für Alfred Hitchcock ("Psycho") waren dies die späten vierziger Jahre, als vier Produktionen hintereinander beim Publikum nicht besonders ankamen. Mit "Strangers on a Train" - so der Originaltitel - feierte er 1951 ein triumphales Comeback und läutete seine stärkste Karrierephase, die Fünfziger, beeindruckend ein.
Für den US-Thriller hatte der englische Regisseur die Verfilmungsrechte an dem gleichnamigen Debutroman von Patricia Highsmith aus dem Jahr 1950 für einen Appel und ein Ei erworben. Als Drehbuchautor wollte er einen renommierten Kriminalromanautoren anheuern und wurde sich schließlich mit Raymond Chandler einig, der sieben Jahre zuvor mit Billy Wilder dessen "Double Indemnity" ("Frau ohne Gewissen") geschrieben hatte. Doch die Zusammenarbeit war eine Katastrophe - die beiden ungleichen Männer kamen überhaupt nicht miteiander zurecht, und Chandler wurde schließlich gefeuert, nachdem man sich schon lange nichts mehr zu sagen hatte. Warner Brothers Pictures bestanden aber - gegen den Willen beider Künstler - darauf, dass Chandler's Name im Vorspann genannt wurde. Als Werbung blieb der große Name des bekannten Autoren gut genug.
Hitchcock arbeitete, nun unter Zeitdruck mit der jungen Autorin Czenzi Ormonde, und nutzte einen ersten Drehbuchentwurf von Whitfield Cook, während er Chandler's Beitrag komplett ignorierte. Das Skript änderte die Romanvorlage an entscheidenden Stellen und machte besonders in der Zeichnung des Bösewichts die Handlung "Hitchcock-passender". Derweil achteten Ormonde und Hitchcock darauf, den Film mit Doppelgänger- und Paar-Motiven anzureichern.
Gedreht wurde für 1,5 Millionen Dollar vor Ort in New York City, Washington D.C. und in Danbury im US-Bundesstaat Connecticut, das für das fiktive Metcalf einstand. Innenaufnahmen enstanden dann in den Warner-Studios in Los Angeles. Den Vergnügungspark ließ Alfred auf einer Ranch im kalifornischen Chatsworth aufbauen.
Erstmals arbeitete der Filmemacher mit dem Kameramann Robert Burks zusammen, mit dem er in den kommenden Jahren fast ständig kooperieren sollte. Burks gelangen in diesem Streifen nicht nur einige erstaunliche Trickaufnahmen wie der sich in den Brillengläsern spiegelnde Mord, sondern vor allem eine fast surrealistisch anmutende Stilisierung zwischen Schwarz und Weiß. Seine Leistung wurde mit einer Oscar-Nominierung gewürdigt.
"Strangers on a Train" wurde ein Riesenerfolg beim Publikum und spielte allein in den USA 3,8 Millionen Dollar ein. Er gilt als einer von Hitchcock's besten Filmen. Die provokative Handlung bildet das Fundament für ein raffiniert inszeniertes, spannendes und diabolisch unterhaltsames Werk.
Eine Zuschauerin lobt: "Ein makaberer, spannender und schwarzhumoriger Film, in dem Robert Walker einen von Alfred Hitchcock's erinnerungswürdigsten Schurken als das Vater hassende Muttersöhnchen mimt. Eine verstörende, umwerfende Darstellung, die den ganzen Streifen befeuert. Die Kameraarbeit gehört zu den besten, die ich jemals in einem Hitchcock-Werk gesehen habe."
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