"The Jungle Book", Pro7, 20:15 Uhr
Wegen der Bedrohung durch den Tiger Shir Khan (gesprochen von Ben Becker) muss ein Junge (Neel Sethi) in den Dschungel fliehen, wo er sich mit dem Panther Baghira (gesprochen von Joachim Król) und dem Bären Balu (gesprochen von Armin Rohde) befreundet.
Was hätten die Filmemacher Anfang des 20. Jahrhunderts gedacht, wenn man ihnen zuerst diesen Abenteuerfilm aus dem Jahr 2016 gezeigt hätte, und dann hinzugefügt, dass alles, was sie da gesehen hätten, in einem Filmstudio in Los Angeles entstanden ist: Der indische Dschungel, die Tiere, die Geräusche.
Zu was der Film dank der Computertechnik und dem Einsatz von 177 Millionen Dollar inzwischen imstande ist, beweist diese Walt Disney Studios-Produktion auf beeindruckende Art und Weise. Und sowohl die Kritiker, die den Streifen fast einhellig bejubelten, als auch die Zuschauer, die ihn mit einem weltweiten Umsatz von 966 Millionen Dollar zu einem Riesenerfolg machten, ließen sich beeindrucken.
Disney folgten mit dieser Neuverfilmung des Romans ihrem erfolgreich eingeschlagenen Pfad der Real-Remakes ihrer eigenen Zeichentrickfilme. Nach "Alice in Wonderland" von 2010, "Maleficent" von 2014 und "Cinderella" und vor "Beauty and the Beast" und "The Lion King" wurde "The Jungle Book" ein weiteres Kronjuwel in der kommerziell äußerst erfolgreichen Strategie. Und auch künstlerisch: So wunderschön anzuschauen als auch packend zu verfolgen, setzte das Werk zugleich einen neuen Standard für computergenerierte Bilder (CGI).
Regisseur Jon Favreau setzte auf Künstler und Techniker, die bereits bahnbrechende CGI-Filme wie "Avatar" und "Life of Pi" erschaffen hatten. Gedreht wurde mit dem einzigen menschlichen Schauspieler, dem elfjährigen Neel Sethi, vor Bluescreen-Wänden, auf die später die gesamte Umgebung programmiert werden sollte. Um Sethi überhaupt eine Orientierung zu geben, ließ man ihn mit vom Jim Henson's Creature Shop gebauten Tierpuppen agieren. Wirklich reale Bühnenaufbauten wurden nur bei den Szenen, die im Wasser spielen, benötigt. Hier schwamm Neel in einem Wassertank.
Für den Hintergrund hatten Produktionsmitglieder im indischen Dschungel rund 1000 Orte aufgesucht und photographiert, um diese Bilder dann in der Nachproduktion als Hintergrund einzuflechten. Die 224 unterschiedlichen Figuren aus 54 Tierarten wurden auch mit Hilfe der Motion Capture-Technik erschaffen. Die ihre Stimmen leihenden Schauspieler wie Bill Murray als Balu, Ben Kingsley als Baghira und Idris Elba als Shir Khan wurden aufgenommen und ihre Gesichtszüge dann auf die computergenerierten Tiere übertragen.
Viel ruhte natürlich auf den Schultern des Schauspieldebutanten Neel Sethi. Den Jungen hatten Disney nach einer weltweiten Suche in Großbritannien, Indien, Kanada, Neuseeland und den USA in New York City gefunden.
Favreau orientierte sich weniger an der Romanvorlage von Rudyard Kipling aus dem Jahr 1894, sondern mehr an dem Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1967. Handlung, Songs wie "The Bare Necessities" und kleine Noten wie der Vor- und der Abspann verweisen auf den Disney-Klassiker, den der Filmemacher um ein größeres Gefühl der Gefahr anreicherte.
Wenig überraschend gewann "The Jungle Book" den Academy Award und den Britischen Filmpreis für seine Visuellen Effekte.
Kritikerin Mae Abdulbaki meinte in "Movies with Mae": "Der Film besitzt all die 'bare necessities' und mehr mit einer herausragenden Besetzung, überwältigender Photographie, starken Themen, brillanter Charakterinteraktion und genussvoll nägelbeißenden Momenten."
"Der letzte Mohikaner", 3sat, 22:05 Uhr
Drei Indianer (Daniel Day-Lewis, Russell Means und Eric Schweig) beschützen die Töchter (Jodhi May und Madeleine Stowe) eines britischen Offiziers (Maurice Roeves) inmitten des Französisch-Indianischen Krieges im Jahr 1757.
Regisseur und Drehbuchautor Michael Mann ("Heat") gab offen zu, dass er den Roman "The Last of the Mohicans" von James Fenimore Cooper's aus dem Jahr 1826 nie gelesen hatte. Und somit ist sein Abenteuerfilm weniger eine Buchadaption als eine Neuverfilmung von "The Last of the Mohicans" mit Randolph Scott in der Hauptrolle von 1936. Mit den wahren Begebenheiten aus dem sieben Jahre währenden Französisch-Indianischen Krieges, in welchem die Kolonialmächte Frankreich und Großbritannien an der Ostküste Amerikas um die Vorherrschaft kämpften und dabei auf die jeweilige Unterstützung von Indianervölkern zählten.
"The Last of the Mohicans" mag also keine Geschichtsstunde sein, dafür wirkt er als atemlos romantischer Streifen mit reichhaltiger Action um so besser. Mann inszenierte bemerkenswert, Dante Spinotti photographierte beeindruckend, und die Schauspieler überzeugten.
Gedreht wurde für 40 Millionen Dollar in den Blue Ridge Mountains im US-Bundesstaat North Carolina, das für den Spielort des US-Bundesstaats New York einstand. Michael legte dabei viel Wert auf eine sorgfältige Nachahmung der Ende des 18. Jahrhunderts verwendeten Waffen und getragenen Kleidung.
Die 20th Century Fox-Produktion kam 1992 gut bei den Kritikern an und wurde mit einem Umsatz von 75 Millionen Dollar, was heute rund 160 Millionen Dollar entspräche, in Nordamerika auch zu einem kommerziellen Erfolg. Bei den Academy Awards wurden die Tontechniker mit einem Oscar ausgezeichnet. Bei den Golden Globes war die Musik von Randy Edelman und Trevor Jones nominiert. Bei den Britischen Filmpreisen erhielten Kameramann Dante Spinotti und Maskenbildner Peter Robb-King BAFTA Awards; nominiert waren Hauptdarsteller Daniel Day-Lewis, die Komponisten Edelman und Jones, Ausstatter Wolf Kroeger, Kostümbildnerin Elsa Zamparelli und der "Beste Ton".
Eine Zuschauerin schwärmt: "Ich glaube, es gibt nicht ausreichend Adjektive, um diesen Film zu beschreiben. Unglaublich. Herz ergreifend. Unglaublich hoffnungsvoll. Herrlich traurig. Zwei der großartigsten Liebesgeschichten kommen auf die Leinwand - beide sehnsuchtsvoll, glühend und Herz zerbrechend, und doch so unterschiedlich und subtil. Die Kampfszenen sind heftig und brutal, aber nicht beliebig. Realismus steht hier nicht zur Debatte - man wird in eine andere Welt transportiert, und die Schauspieler haben sich eindeutig ganz darauf eingelassen. Die historische Zeit ist sorgfältig und perfekt mit unglaublicher Detailtreue dargestellt. Die Landschaft ist fast genauso fesselnd wie die Handlung selbst, und die Musik beschreibt die umwerfenden Bilder so vollkommen, dass sie das Gemüt in die Höhe treibt. Ohne etwas zu verraten, eine Warnung: Haltet die Taschentücher bereit!"
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