Es geht auf Weihnachten zu, und für die ganze Familie bietet die Zeichentrickversion von "Der Grinch" das passende Programm zum Auftakt in den Advent. Daneben gibt es aber auch definitiv unweihnachtliche Alternativen wie den Agatha Christie-Kriminalfilm "Das krumme Haus", dem Racheengel-Thriller "Peppermint" mit Jennifer Garner oder dem Schocker "The House That Jack Built" von Enfant terrible Lars von Trier. Was lohnt den Kinobesuch? Und wann lässt man das Portemonnaie besser stecken?
"Der Grinch"
Animation
USA
89 Minuten
FSK 0
Ein grüner, griesgrämiger Weihnachtshasser (gesprochen von Otto Waalkes) will seinen Mitmenschen unbedingt die Freude am Fest verderben – bis ein energisches und herzensgutes kleines Mädchen ihn eines Besseren belehrt.
Nach der Realfilmversion mit Jim Carrey im Jahr 2000 haben Universal Pictures das Kinderbuch "How the Grinch Stole Christmas!" von Theodore Geisel alias Dr. Seuss aus dem Jahr 1957, das in den USA jedes Kind kennt, als Animationsstreifen neu verfilmt. Yarrow Cheney ("Pets") und Debutant Scott Mosier haben den Klassiker als farbenprächtig animiertes Stück für jüngere Zuschauer in Szene gesetzt, ohne dem Vermächtnis der Geschichte etwas Substanzielles hinzugefügt zu haben. Die Zuschauer sind mäßig angetan, ebenso wie die Kritiker, deren Besprechungen gemischt sind. Nichtsdestotrotz ist "Dr. Seuss' The Grinch" in den USA ein großer Erfolg.
Unserem Kritiker Björn Schneider hat der Film gut gefallen: "Trotz einer ganz auf die Bedürfnisse der Zielgruppe hin ausgerichteten, glattgebügelten Version der bekannten Geschichte von Dr. Seuss, vermag der Streifen dank einer exakten Figurenzeichnung und der prachtvollen Bilderwelten zu überzeugen."
"Das krumme Haus"
Krimi
Großbritannien
115 Minuten
FSK 12
Ein Detektiv (Max Irons) untersucht den mysteriösen Tod des Großvaters seiner Verlobten und kommt dafür ins imposante Herrenhaus der zutiefst zerstrittenen Familie.
"Crooked House" gehörte zu den selbst ernannten Favoriten der englischen Autorin Agatha Christie in ihrem eigenen Oevre. So verwundert es etwas, dass es fast 70 Jahre gebraucht hat, bis die Kinoadaption in Form dieses britischen Kriminalfilms es auf die Leinwand geschafft hat. Das Warten hat sich nicht gerade gelohnt, aber der französische Regisseur und Drehbuchautor Gilles Paquet-Brenner ("Dark Places") hat ein grundsolides und schön photographieres Werk gefertigt, dessen hochkarätige Besetzung - besonders in Person von Gillian Anderson und Glenn Close - die Funken fliegen lässt. Die Kritiken der 20th Century Fox-Produktion sind gemischt, die Zuschauer nur mäßig begeistert.
So wie unsere Rezensentin Bianka Piringer auch: "Der Film entfaltet gekonnt die Reize einer detektivischen Mördersuche unter den an einem Ort versammelten Verdächtigen. Weil die Familienangehörigen des verstorbenen Patriarchen schillernde Charaktere sind, gestalten sich die Ermittlungen spannend. Den Figuren fehlt es jedoch an emotionaler Substanz."
"Peppermint: Angel of Vengeance"
Thriller
USA
102 Minuten
FSK 16
Unsere Empfehlung: Spart Euch das Geld!
Eine junge Frau (Jennifer Garner) lässt sich zu einer perfekten Kämpferin ausbilden, um sich an den Mördern ihrer Familie zu rächen.
Es verwundert nicht, dass hinter diesem US-Selbstjustiz-Thriller der französische Regisseur Pierre Morel ("The Gunman") steckt, der vor zehn Jahren Liam Neeson die ganze albanische Unterwelt in "Taken" über den Haufen schießen ließ. Doch der qualitative Blitz ist kein zweites Mal eingeschlagen. Diese Universum-Produktion wirkt nicht frisch, sondern verschwendet die gute Leistung von Jennifer Garner an eine eintönige Geschichte, der es an originellen Wendungen und Spannung mangelt. Die Zuschauer mochten den Streifen mehr als die Kritiker, was nicht schwer war, denn die hassten ihn.
Wie auch unser Kollege Christopher Diekhaus, der die Höchststrafe verhängt: Einer von einem Stern! Er schreibt: "Der Film zeigt kein bisschen Feingefühl im Umgang mit seiner Rachethematik, türmt diverse Ungereimtheiten aufeinander und ist derart plump konstruiert, dass selbst Jennifer Garners ordentliche Darstellung keine große Wirkung zeigt."
"Die unglaubliche Reise eines Fakirs, der in einem Kleiderschrank feststeckte"
Komödie
Frankreich
95 Minuten
FSK 6
Ein gewitzter Inder (Dhanush) gelingt durch Schwindeleien nach Paris. Dann aber gerät er versehentlich in einen Schrank und findet sich auf einer abenteuerlichen Reise um die halbe Welt wieder.
Diese französische Komödie und Adaption des Romans "L' extraordinaire voyage du fakir qui était resté coincé dans une armoire Ikéa" von Romain Puértolas wurde vom kanadischen Regisseur Ken Scott ("Unfinished Business") auf Englisch mit einem klaren Blick auf den internationalen Markt gedreht. Entstanden ist eine sympathische und flotte, allerdings auch etwas zu zuckersüße und im Gegensatz zum Buch nicht von Ethno-Klischees freie Capelight-Produktion, die in Frankreich den Zuschauern besser als den Kritikern gefiel.
Wie auch unserer Kritikerin Bianka Piringer: "Unter der Regie von Ken Scott wird diese quirlig-charmante Komödie der Romanvorlage von Romain Puértolas nicht nur gerecht, sondern spiegelt ihren Ideenreichtum auch stilistisch. Die Reise führt zur Bildung des Herzens und beschert den Zuschauern einen vergnüglichen Zeitvertreib."
"The House That Jack Built"
Horror
Dänemark
153 Minuten
FSK 18
Ein hoch intelligenter Serienmörder (Matt Dillon) will mit den Leichen seiner Opfer ein ultimatives Kunstwerk erschaffen.
Wenn der dänische Regisseur Lars von Trier ("Nymphomaniac") einen neuen Film herausbringt, fragt sich die Filmwelt, wie provokant der Künstler diesmal die Grenzen verschieben will. Mit diesem dänischen, aber auf Englisch gedrehten Horrorfilm provoziert der Filmemacher schon wieder sehr ordentlich, wie die über 100 Zuschauer, welche die Premierenvorstellung in Cannes verließen, demonstrierten. Aber es gehört eben auch zur Wahrheit, dass es am Ende just jener Vorstellung eine zehnminütige Stehende Ovation gab. Die Kritiker sind gespalten, ob dies ein tiefgründiges Kunstwerk oder ein simpler Stunt ist. Unbestritten sind die hervorragende Leistung von Matt Dillon und dass die Concorde-Produktion - im Guten wie im Schlechten - unter die Haut geht. Es ist, als ob von Trier auf der Leinwand mit sich selbst ringt und uns in diese Debatte zwischen seinem Ego und seinem Selbsthass, zwischen seinem Selbstbewusstsein und seinem Selbstzweifel einschließt.
Unsere Rezensentin Bianka Piringer ist ebenfalls zwiegespalten: "Lars von Trier strapaziert mit dieser düsteren Geschichte über einen Serienkiller die Gemüter von Zuschauern, denen über 150 mit blutigen Morden und Grausamkeiten gefüllte Minuten zu lang sind. Die philosophischen Gedanken über die Natur des Menschen regen zum Spekulieren und Diskutieren an und können auch als Auseinandersetzung des Regisseurs mit seinem eigenen Pessimismus interpretiert werden."
Hier geht es zu den kompletten Filmstarts