Die Zuschauer haben der Kinoindustrie ein besonders fettes Thanksgiving-Wochenende beschert. Mit insgesamt exzellenten 206 Millionen Dollar haben die Top Twelve-Filme nochmal das letztjährige Wochenende getoppt, als der Disney-Animationsstreifen "Coco" mit 50 Millionen Dollar ganz oben einstieg. Die deutschen Kinobesitzer werden sich die tränenumflorten Augen reiben, aber Nordamerika steuert zumindest in Sachen Umsatz auf ein Rekordjahr zu: Zum jetzigen Zeitpunkt liegen die Umsätze um plus 6 Prozent über denen des aktuellen Rekordhalters 2016 und satte plus 11 Prozent über denen des Vorjahres.
Gold
Die Fortsetzung zu "Wreck-It Ralph" ("Ralph reichts") aus dem Jahr 2012 hat mit einem hervorragenden Start in Höhe von 56 Millionen Dollar die Spitze der nordamerikanischen Kinocharts problemlos erklommen. "Ralph Breaks the Internet" ("Chaos im Netz") hat Walt Disney Studios die heftige Summe von 175 Millionen Dollar allein schon an Produktionskosten abverlangt - Marketing und Verleih kommen noch obendrauf -, aber nun kann das Haus mit der Maus beruhigt sein. Die sehr guten Kritiken und Mundpropaganda zeigen, dass es gut investiertes Geld gewesen ist. Der bereits Mittwoch gestartete Animationsstreifen, in dem wieder John C. Reilly der Titelfigur die Stimme geliehen hat, steht aktuell bereits bei 87 Millionen Dollar. 4017 Kinos zeigen das Werk. "Wreck-It Ralph" startete vor sechs Jahren mit 49 Millionen Dollar.
Silber
Und noch eine Fortsetzung: "Creed II" schreibt die "Rocky"-Saga fort und knüpft an "Creed" aus dem Jahr 2015 an. Auch hier sind die Kritiken gut und stimmen die Zahlen. Das Drama mit Michael B. Jordan, das sich an "Rocky IV" von 1985 anlehnt und Dolph Lundgren als Drago reaktiviert, konnte in 3441 Lichtspielhäusern Karten im Wert von 35 Millionen Dollar absetzen; seit Mittwoch sind es insgesamt 58 Millionen Dollar. Die 50 Millionen Dollar teure MGM-Produktion feiert damit eine deutlich erfolgreichere Premiere als "Creed", der auf 29 Millionen Dollar kam.
Bronze
"Dr. Seuss' The Grinch" wird von den Neustartern vom zweiten auf den dritten Rang gedrückt. Der Animationsstreifen mit der Stimme von Benedict Cumberbatch verlor 181 Spielstätten und ist in 3960 Filmtheatern zu sehen. 30 Millionen Dollar gab das Familienpublikum am dritten Wochenende für die 75 Millionen Dollar teure Universal Pictures-Produktion aus, was einem erfreulich vernachlässenswerten Umsatzrückgang von lediglich minus 21 Prozent entspricht. Mit insgesamt 180 Millionen Dollar ist die neuerliche Verfilmung des Kinderbuches ein voller Erfolg.
Die Neuen
Was man von der neuerlichen Verfilmung von "Robin Hood" nicht behaupten kann, die den Geschmack des Überflüssigen nicht hat abschütteln können. Die Kinogänger ignorierten den in den Medien verrissenen Abenteuerfilm, in welchem Taron Egerton die Titelrolle übernommen hat: Mit bloß 9 Millionen Dollar wurde die Summit Entertainment-Produktion nur Siebter Sieger. Jetzt hat das Filmstudio, das die Produktion in 2827 Kinos verliehen hat, ein Problem - der Neuaufguss hat sage und schreibe 100 Millionen Dollar gekostet.
"Green Book" ist vom Filmverband National Board of Review zum besten Film 2018 gekürt worden - doch das war nach der landesweiten Ausweitung am zweiten Wochenende von 25 auf 1063 Lichtspielhäuser. Sonst hätte das Drama mit Mahershala Ali wohl mehr als die 5,5 Millionen Dollar eingefahren, die es auf Platz neun gebracht haben. 23 Millionen Dollar haben Universal Pictures investiert; insgesamt 8 Millionen Dollar sind bis jetzt in den Kassen geblieben.
Auf den Plätzen
Nur noch Vierter ist der gestürzte Spitzenreiter "Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald", der mit unverändert 4163 Spielorten der meistgezeigte Film Nordamerikas geblieben ist (2. Woche / bisher insgesamt 116 Millionen Dollar); Fünfter ist "Bohemian Rhapsody" (4. Woche / 152 Mio.); Sechster ist die Mark Wahlberg-Komödie "Instant Family" ("Plötzlich Familie" / 2. Woche / 35 Mio.); Achter ist der Viola Davis-Kriminalfilm "Widows" (2. Woche / 26 Mio.) und Zehnter schließlich "A Star Is Born" (8. Woche / 191 Mio.).
Raus mit Applaus (oder auch nicht)
Eines des in diesen Jahren raren Phänomenen: Ein echter Disney-Flop. "The Nutcracker and the Four Realms" ("Der Nussknacker und die vier Reiche") ist nicht nur bei Kritik und Publikum durchgefallen, sondern mit bloß 49 Millionen Dollar in vier Wochen auch ein kommerzieller Misserfolg. Der Fantasy-Film mit Mackenzie Foy hat 120 Millionen Dollar gekostet.
Trotz guter Besprechungen ist "Overlord" auch auf keinen grünen Zweig gekommen. Der Horrorfilm mit Wyatt Russell erreichte in drei Wochen 20 Millionen Dollar, nachdem Paramount Pictures 38 Millionen Dollar investiert haben.
Noch schlimmer hat es "The Girl in the Spider's Web" erwischt. So schnell dürfte es keine Lisbeth Salander und Mikael Blomkvist mehr auf der Leinwand zu sehen geben, zu schlecht sind die kümmerlichen 14 Millionen Dollar in drei Wochen. Der Kriminalfilm mit Claire Foy hat Columbia Pictures 43 Millionen Dollar gekostet.
Die Komödie "Nobody's Fool" mit Tiffany Haddish erreicht in vier Wochen 30 Millionen Dollar. Das ist erfreulicher für Paramount Pictures, denn hier sind sie mit nur 19 Millionen Dollar in Vorleistung gegangen.