Einer der Großen des italienischen Kinos ist heute im Alter von 77 Jahren in Rom gestorben. Bernardo Bertolucci hat den langen Kampf mit einer Krebserkrankung verloren, wie sein Sprecher heute bestätigt hat. Der Regisseur war seit 2003 an den Rollstuhl gefesselt, nachdem eine Operation wegen eines Bandscheibenvorfalls erfolglos geblieben war.
Bertolucci war eine der Schüsselfiguren der Italienischen Neuen Welle in den Sechzigern, der auch international Erfolg mit Werken wie "Ultimo tango a Parigi" ("Der letzte Tango in Paris"), "The Last Emperor" ("Der letzte Kaiser") und "The Dreamers" ("Die Träumer") hatte. Für "The Last Emperor" gewann er zwei Oscars.
Bernardo Bertolucci wurde am 16. März 1941 in Parma als Sohn einer Lehrerin und eines Dichters und Filmkritikers geboren. Er wuchs in einer künstlerischen Umgebung auf, schrieb mit 15 Jahren eigene Geschichten und erhielt gleich für sein erstes Buch einige Preise. Sein Vater war mit Regisseur Pier Paolo Pasolini befreundet, der den damals 20-Jährigen 1961 als Assistent für sein Regiedebut "Accattone" engagierte. Pasolini vertraute Bertolucci dann sein Drehbuch zu dem Kriminalfilm "La Commare Secca" an, das dieser zu seinem Regiedebut 1962 machte.
Seine ersten Spielfilme "Prima della rivoluzione" ("Vor der Revolution") von 1964, "Partner" von 1968 und der hervorragende "Il conformista" ("Der große Irrtum") von 1970 verrieten allesamt etwas von seiner linken politischen Einstellung. "Ich lebte in einer Art Traum vom Kommunismus", erklärte Bernado dazu später.
International berühmt-berüchtigt wurde er 1972 mit "Ultimo tango a Parigi". Das Drama löste wegen seiner Sexszenen mit Maria Schneider und Marlon Brando einen Skandal aus - und wurde nicht zuletzt deshalb ein Mega-Erfolg. Gedreht für umgerechnet 1,2 Millionen Dollar, spielte es weltweit 96 Millionen Dollar ein. Privat wurde Bertolucci wegen der Szenen sogar gerichtlich belangt und der Film in Italien auf Jahre verboten. Noch vor zwei Jahren musste sich der Künstler im Zuge der #metoo-Debatte wegen der Szenen rechtfertigen.
Der Erfolg von "Ultimo tango a Parigi" ermöglichte es ihm, mit dem Drama "Novecento" ("1900") ein Mega-Epos von 300 Minuten Länge mit einer internationalen Besetzung aus Gérard Depardieu, Robert De Niro, Burt Lancaster und Donald Sutherland zu verwirklichen und wieder zu seinen politischen Wurzeln zurück zu kehren.
Es folgten das Drama "La luna" im Jahr 1979, welches sich mit den heiklen Themen Heroin-Sucht und Inzest befasste, und die Komödie "La tragedia di un uomo ridicolo" die Tragödie eines lächerlichen Mannes"), welche die ständigen Entführungen und Lösegeldforderungen in Italien als Aufhänger nutzte und der Gesellschaft einen sarkastischen Spiegel vorhielt.
1987 folgte dann mit dem britischen Drama "The Last Emperor" der Höhepunkt von Bertolucci's Karriere. Die Produktion wurde sein größter Erfolg und erregte schon vor der Premiere Aufsehen, als die chinesischen Behörden erstmals Filmemachern erlaubt hatten, in Pekings Verbotener Stadt zu filmen. Das Epos gewann alle neun Academy Awards, für das es nominiert war, und wurde auch ein kommerzieller Erfolg. Bertolucci, der 1972 für sein Drehbuch zu "Il conformista" und 1974 für seine Regie zu "Ultimo tango a Parigi" für den Oscar nominiert gewesen war, konnte nun gleich zwei Goldjungen für Regie und Drehbuch entgegen nehmen. Dazu kamen zwei Golden Globes und zwei Britische Filmpreise in den gleichen Kategorien.
Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem englischen Produzenten Jeremy Thomas setzte der Filmemacher bei seinen folgenden Werken "The Sheltering Sky" ("Himmel über der Wüste") von 1990, "Little Buddha" von 1993, "Stealing Beauty" ("Gefühl und Verführung") von 1996 und "The Dreamers" von 2003 fort. Mit Letzterem kehrte er einmal mehr zu der Verbindung von Erotik und radikaler Politik zurück. 2012 feierte sein letzter Film, das Drama "Io e te" ("Ich und du"), Premiere, das für sechs Italienische Filmpreise nominiert wurde.
Bernado Bertolucci hinterlässt seine Frau Clare Peploe, mit der er seit 1978 verheiratet war.