Nicolas Roeg, der englische Regisseur, der in den Siebzigern besonders mit "Walkabout", "Wenn die Gondeln Trauer tragen" und "Der Mann, der vom Himmel fiel" bekannt wurde, ist am vergangenen Freitag im Alter von 90 Jahren in London gestorben, wie seine Familie bekannt gegeben hat. Der Filmemacher hat sich mit seinen Werken über Orientierungsverlust und das Gefühl der Wurzellosigkeit einen Platz in der Filmgeschichte gesichert.
Roeg, der seine Karriere als Kameramann begann, wurde am 15. August 1928 in London geboren. Da das Marleybone-Studio direkt auf der anderen Straßenseite seines Elternhauses im Norden Londons lag, war es buchstäblich nahe liegend, dass der damals 19-Jährige dort seine ersten Schritte im Berufsleben machte. Nicolas arbeitete als Kameraassistent, bis er 1961 bei dem Kriminalfilm "Information Received" erstmals selbst als Kameramann wirkte. Nicolas sagte einmal: "Ich weiß nicht, wie irgendjemand Regisseur werden kann, ohne vorher Kameramann gewesen zu sein."
Bei "Lawrence of Arabia" von 1962 arbeitete er als Kameramann im Zweiten Stab; Regisseur David Lean engagierte ihn dann 1964 für "Doctor Zhivago" als Kameramann, aber die beiden Männer hatten unterschiedliche künstlerische Auffassungen, und Roeg wurde gefeuert und durch seinen Mentor Freddie Young ersetzt. Nach weiteren Kameraarbeiten unter anderem für Francois Truffaut und dessen "Fahrenheit 451" im Jahr 1966 und "Petulia" von Richard Lester aus dem Jahr 1968 führte Roeg im selben Jahr erstmals selbst Regie bei "Performance", den er auch photographierte.
Warner Brothers Pictures, die über die kommerziellen Aussichten der Produktion entzückt waren, weil Rolling Stones-Sänger Mick Jagger mitwirkte, waren entsetzt, als sie den fertigen Film sahen und ließen ihn zwei Jahre lang in den Regalen verstauben, weil sie ihn für unaufführbar hielten. 1970 kam das Werk, das sich vom Drogenrausch der späten Sechziger inspirieren ließ, in die Kinos und konnte eine Fan-Gemeinde hinter sich versammeln.
Mit seinem zweiten Film "Walkabout" von 1971, einem im australischen Outback spielenden Abenteuerfilm, und insbesondere mit dem Horrorfilm "Don't Look Now" ("Wenn die Gondeln Trauer tragen") von 1973, einer in Venedig spielenden Schauergeschichte, wurde der Regisseur auch einem breiten Publikum bekannt. 1976 setzte er mit David Bowie in "The Man Who Fell to Earth" und 1980 mit Art Garfunkel in "Blackout" weitere Musik-Stars in Szene.
Mit dem Drama "Eureka" mit Gene Hackman im Jahr 1983 geriet er wieder mit einem Filmstudio, diesmal MGM, aneinander, die seinen Streifen für unzeigbar hielten. Es folgten über die Jahre noch mehr oder weniger bemerkenswerte Filme wie die Komödie "Insignificance" von 1985 mit Gary Busey, der Abenteuerfilm "Castaway" von 1986 mit Oliver Reed, das Drama "Track 29" von 1988 mit Theresa Russell, der Fantasy-Film "The Witches" ("Hexen hexen") von 1990 mit Anjelica Huston, der sein letzter großer Studiofilm werden sollte, das Drama "Cold Heaven" von 1991 mit Theresa Russell, das Drama "Two Deaths" von 1995 mit Michael Gambon und der Horrorfilm "Puffball" von 2007 mit Kelly Reilly.
Daneben arbeitete Roeg für das Fernsehen - er drehte 1993 unter anderem eine Folge von "Young Indiana Jones" - und inszenierte Werbefilme, zum Beispiel für eine in Großbritannien bekannte Anti-AIDS-Kampagne, in der John Hurt mit dem Satz "Don't die of ignorance!" zu hören war.
Der Künstler war für drei Britische Filmpreise nominiert: Als Kameramann für "Nothing But the Best" von 1964 und für "Far from the Madding Crowd" von 1968 sowie für seine Regie von "Don't Look Now".
Von 1957 bis zur Scheidung 1977 war Nicolas Roeg mit der englischen Schauspielerin Susan Stephan verheiratet, mit der er vier Kinder hatte. 1982 heiratete er die Mimin Theresa Russell, die in einigen seiner Filme zu sehen ist; das Paar hatte zwei Kinder. Von 2005 bis zu seinem Tod ist er mit Harriet Harper verheiratet gewesen.