"Elizabeth", Arte, 20:15 Uhr
Der Aufstieg der jungen englischen Königin Elizabeth I (Cate Blanchett) Mitte des 16. Jahrhunderts, die sich innerer und äußerer Feinde erwähren muss.
So macht Geschichte Spaß, auch wenn sich die Geschichte in vielen Punkten anders zugetragen hat als hier auf der Leinwand. Dieses britische Drama ist eine opulent ausgestattete, hervorragend in England photographierte und spannende Reise in das Herz der englischen Königspolitik und bietet wie so häufig eine herausragende Leistung von Cate Blanchett in der Titelrolle inmitten eines beeindruckenden Ensembles.
Dabei war die Australierin nicht die erste Wahl des indischen Regisseurs Shekhar Kapur gewesen, der ursprünglich Emily Watson besetzen wollte. Doch nachdem dies nicht zustande kam und Kapur Blanchett in einem Trailer zu "Oscar und Lucinda" gesehen hatte, nahm die Geschichte ihren Lauf und Cate machte den Part zu ihrem eigenen.
Für die damals 28-Jährige wurde der Streifen 1998 zu ihrem internationalen Durchbruch. Sie gewann den Golden Globe und den Britischen Filmpreis und war für den Oscar und den Screen Actors Guild Award nominiert. Aber auch das umgerechnet 30 Millionen Dollar teure Werk spielte weltweit 82 Millionen Dollar ein, wurde von den Kritikern gefeiert und mit vielen weiteren Preisen bedacht und nominiert.
Bei den Academy Awards gewann Maskenbildnerin Jenny Shircore; nominiert waren neben Cate Blanchett der Film selbst, Kameramann Remi Adefarasin, Komponist David Hirschfelder, die Ausstattung und Kostümbildnerin Alexandra Byrne. Bei den Golden Globes gingen der Film und Regisseur Shekar Kapur ins Rennen. Bei den Britischen Filmpreisen wurde "Elizabeth" als "Bester britischer Film" ausgezeichnet und war als "Bester Film" nominiert. BAFTA Awards gingen neben Cate Blanchett an Kameramann Remi Adefarasin, Komponist David Hirschfelder und Maskenbildnerin Jenny Shircore. Nominiert waren Drehbuchautor Michael Hirst, Nebendarsteller Geoffrey Rush, Cutterin Jill Bilcock, Ausstatter John Myhre und Kostümbildnerin Alexandra Byrne.
Kritiker David Rooney befand in "Variety": "Eine hervorragende historische Seifenoper, die schlau alle Klischees des britischen Kostümdramas mit seiner kühnen, oft modernen Herangehensweise umschifft."
"Agora - Die Säulen des Himmels", ARD, 23:35 Uhr
Im römisch besetzten Ägypten des 4. Jahrhundertst gerät die alexandrinische Philosophin Hypatia (Rachel Weisz) wegen ihrer aufgeklärten Haltung ins Visier fanatischer Christen.
Wenn man so will, dann war die Philosophin Hypatia von Alexandria, die von 355 bis 415 lebte, so etwas wie der Galileo Galilei ihrer Zeit. Den spanischen Regisseur und Drehbuchautoren Alejandro Amenábar ("The Others") interessierte bei seinem Drama besonders der Bezug zur Gegenwart, in der allerdings nicht das Christentum, das seinen Frieden mit der Beweiskraft der Wissenschaft hat schließen müssen, sondern islamische Religionsfanatiker die Aufklärung zurück drehen wollen.
"Wir haben erkannt, dass diese spezifische Zeit in der Weltgeschichte viele Verbindungen zu unserer Gegenwart besitzt. Das Projekt wurde dadurch sehr reizvoll, weil wir einen Film über die Vergangenheit drehen konnten, der eigentlich von der Gegenwart handelt", so der Filmemacher. Mit diesem Ziel gelang Alejandro ein leidenschaftliches Plädoyer für Vernuft und Humanismus gegen Fanatismus und Intoleranz.
Amenábar konnte seine Vision mit großem Aufwand, einem Budget von umgerechnet 70 Millionen Dollar und internationaler Besetzung auf Malta realisieren, wo Ausstatter Guy Hendrix Dyas aufwendige Kulissen aufbauen ließ, weil der Filmemacher sich nicht auf computergenerierte Bilder verlassen wollte. Als historischer Berater stand ihm der britische Historiker Justin Pollard, Autor des Sachbuchs "The Rise and Fall of Alexandria" aus dem Jahr 2007, zur Seite.
Dass "Agora" - das griechische Wort für einen Versammlungsplatz, ähnlich dem römischen Forum - sich historische Freiheiten nehmen muss, liegt an der vergleichsweise dünnen Quellenlage gerade zur Figur der Hypatia, die fesselnd von Rachel Weisz verkörpert wird. Ihre Leistung lässt über das konfuse Drehbuch und den abgehakten Schnitt der auf Englisch gedrehten spanischen Streifen hinweg sehen.
"Agora" wurde zum erfolgreichsten Film des Jahres 2009 in Spanien und fand nach und nach auch Verleiher im Ausland. Das weltweite Einspiel von umgerechnet 39 Millionen Dollar reichte aber nicht mal aus, um die Produktionskosten zu decken. Zu der mäßigen Aufnahme durch das Publikum trugen mutmaßlich auch die nur gemischten Kritiken bei.
Bei den Spanischen Filmpreisen konnte das Werk dagegen einige Goyas abräumen: Das Drehbuch, Kameramann Xavi Giménez, Ausstatter Guy Hendrix Dyas, Kostümbildnerin Gabriella Pescucci, die Maskenbildnerinnen, Produktionsmanager José Luis Escolar und die Spezialeffektekünstler gewannen. Nominiert waren der Film, Regisseur Alejandro Amenábar, Hauptdarstellerin Rachel Weisz, Komponist Dario Marianelli, Cutter Nacho Ruiz Capillas und die Tonkünstler.
Kritiker Jason Best schrieb in "Movie Talk": "Ein intelligenter, ergreifender und - als sich die kulturelle Verwüstung durch religiöse Eiferer vor unseren Augen ausbreitet - herzzerreißender Film."
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