"X-Men: Apocalypse", Pro7, 20:15 Uhr
Die X-Men müssen sich gegen den wieder auftauchenden ersten Mutanten, den Weltzerstörer Apocalypse (Oscar Isaac), vereinen.
Dieser Fantasy-Film, der insgesamt sechste der seit 2000 laufenden "X-Men"-Reihe und der dritte der 2011 eingeführten "Zweiten Generation" um Jennifer Lawrence, Michael Fassbender und James McAvoy, wurde bereits von Regisseur Bryan Singer im Dezember 2013 via Twitter angekündigt, noch vor der Premiere seines "X-Men: Days of Future Past" im Mai 2014. Das Selbstbewusstsein des Amerikaners und des Filmstudios 20th Century Fox, dass die Reihe fortgeführt werden würde, war gerechtfertigt. Nach den guten weltweiten Umsätzen von "X-Men: First Class" im Jahr 2011 mit 353 Millionen Dollar sollte "X-Men: Days of Future Past" mit weltweit 748 Millionen Dollar ein Riesenerfolg und der bis heute kassenträchtigste der sechs "X-Men"-Parts werden.
"X-Men: Apocalypse" spielt im Jahr 1983 und schlägt den Bogen von der ersten Trilogie zur zweiten und öffnet zugleich die Tür zu weiteren Ablegern mit weiteren in den Fokus rückenden Superhelden wie der von Sophie Turner gemimten Jean Grey alias Phoenix, die ab Juni 2019 in "Dark Phoenix" zu sehen sein wird und die Saga fortsetzt.
Für Singer war dies nach "X-Men", "X-Men 2" und "X-Men: Days of Future Past" die vierte Regie bei einem "X-Men"-Streifen und ließ ihn damit die Berufskollegen Christopher Nolan und Sam Raimi und deren jeweils drei Engagements im Superhelden-Genre bei "Batman" beziehungsweise "Spider-Man" überflügeln. Drehbuchautor Simon Kinberg hatte bereits "X-Men 2" und "X-Men: Days of Future Past" geschrieben. Er nutze Elemente aus Comics wie "Age of Apocalypse", aber auch aus der in den Neunzigern ausgestrahlten Zeichentrickserie "X-Men: The Animated Series". Gedreht wurde wieder im kanadischen Montreal.
Mit 144 Minuten Spieldauer ist die 178 Millionen Dollar teure Produktion der längste der sechs Teile, fällt aber qualitativ gegenüber den beiden hervorragenden Vorgängern deutlich ab und platziert sich innerhalb der geschätzten Reihe als ein gutes, aber nicht großartiges Kapitel. Der überfrachteten Action und dem schwachen Klischeebösewicht stehen die interessanten Themen und die starken Darsteller gegenüber.
"X-Men: Apocalypse", mit dem Singer und die Produzenten wohl bei Fertigstellung selbst noch nicht zufrieden waren, wie Nachdrehs im Januar 2016, vier Monate vor der Premiere, bezeugen, erhielt lediglich gemischte Kritiken und kam auch bei den Zuschauern unterschiedlich an. Mit einem weltweiten Einspiel von 544 Millionen Dollar wurde das Werk nichtsdestotrotz wieder ein Riesenerfolg.
Kritiker Leonard Maltin schrieb: "Wohl niemand kennt die 'X-Men'-Saga besser als Bryan Singer und sein treues Team, wie man hier sehen kann, wenn sie so meisterhaft wie in der Vergangenheit mit den Charakteren und den Zeitebenen spielen."
"Der Moment der Wahrheit", ARD, 23:35 Uhr
TV-Produzentin Mary Mapes (Cate Blanchett) und ihr Nachrichtensprecher Dan Rather (Robert Redford) entscheiden sich 2004 inmitten des Präsidentschaftswahlkampfes, nachteilige Informationen über US-Präsident George W. Bush auf CBS auszustrahlen.
Dan Rather ist eine Institution der Fernsehnachrichten in den Vereinigten Staaten, wie es hierzulande Hanns Joachim Friedrichs mit seinen "Tagesthemen" gewesen ist. 24 Jahre lang moderierte er die Sendung "CBS Evening News". Seine Karriere beim Sender endete wie die seiner Produzentin Mary Mapes, auf deren Sachbuch "Truth and Duty: The Press, the President, and the Privilege of Power" aus dem Jahr 2005 dieses US-Drama basiert, unerfreulich. Nachdem er auf dem Bildschirm zugeben musste, dass eine Reportage über Präsident George W. Bush in der ebenfalls von ihm moderierten Reihe "60 Minutes" nicht mit Fakten hinterlegt werden konnte, wurde er von seinem Posten abgelöst. Niemand hatte länger als er in der Geschichte des US-Fernsehens die Nachrichten verlesen.
Inwieweit seine Ablösung und die Kündigung zahlreicher seiner Mitarbeiter, darunter "60 Minutes"-Produzentin Mary Mapes, gerechtfertig war, bleibt Gegenstand hitziger Debatten, wie sich noch zehn Jahre darauf bei der Veröffentlichung dieser 10 Millionen Dollar teuren Independet-Produktion zeigen sollte. Die hochkarätige Besetzung zeigte an, dass es schon mal viele Stars gab, die sich die auf der Leinwand vertretene Sichtweise von Mapes zu eigen machten, dass die "60 Minutes"-Geschichte auf Druck des CBS-Managaments beerdigt und diskreditiert worden war, weil die Muttergesellschaft Viacom es sich nicht mit der Bush-Regierung verderben wollte.
Dan Rather selbst pries den Streifen: "In dem Film stimmt so vieles. Das ist das Beste, was ich bisher auf der großen Leinwand darüber gesehen habe, wie Nachrichten wirklich funktionieren, die Reporterperspektive mit den Telephonanrufen, sich die Füße wund laufen, um Leute zu treffen, Quellen auftun." Ganz anders sahen das CBS, die sich weigerten, Werbung für "Truth" - so der Originalitel - auszustrahlen und eine ungewöhnlich scharf formulierte Pressemitteilung herausgaben: "Es ist erstaunlich, wie wenig Wahrheit 'Truth' enthält. Es gibt zu viele Verzerrungen, Auslassungen und grundlose Verschwörungstheorien, um sie alle aufzuzählen. Der Film verwandelt gravierende journalistische Fehler und Einschätzungen in Heldentaten und Märtyrertum."
Es war 2015 indes eher ein innerer Mediendiskurs, denn die Öffentlichkeit ließ sich weder in die eine noch in die andere Richtung emotionalisieren, sondern das Werk einfach links liegen. Mit einem weltweiten Umsatz von läppischen 6 Millionen Dollar floppte "Truth" trotz wohlwollender Kritiken schwer. In den USA selbst kamen gerade mal 2,5 Millionen Dollar zusammen.
Die Wahrheit war wohl vor allem, dass die Geschichte viel zu spät erzählt wurde. Seit 2007, also zwei Jahren nach den Geschehnissen und der Veröffentlichung von Mary's Buch stand der Film auf der Agenda, erst 2014 konnte im australischen Sydney gedreht werden. Das wirkte, als wenn Michael Moore die Anschläge vom 11. September und den Irak-Krieg, die er 2004 in seinem mega-erfolgreichen Dokumentarfilm "Fahrenheit 9/11" behandeltete, erst 2012 aufgerollt hätte - als Barack Obama bereits vier Jahre regierte. Hier machten acht Jahre einen großen Unterschied - die Kontroverse wirkte wie aus der Zeit gefallen.
Schade für Regiedebutant James Vanderbilt, der sein eigenes Drehbuch in Szene gesetzt hatte. Er mag die differenzierten Ereignisse etwas zu lehrhaft und simplifiziert darstellen, aber die hervorragende Besetzung und die packende Botschaft machen sein Werk dennoch zu einem sehenswerten Film, der mehr Zuschauer verdient hätte.
Kritiker Marlow Stern befand in "The Daily Beast": "Der Film, der flottes Tempo und eine meisterhafte Darstellung von Cate Blanchett aufweist, ist als eine kulturelle Richtigstellung von Dan Rather's beflecktem Vermächtnis und eine Auseinandersetzung mit dem komplizierten Geflecht, Fakten zu generieren, um eine große Story zu untermauern, angelegt."
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