"Alexis Sorbas", Arte, 20:15 Uhr
Das Leben eines verklemmten englischen Schriftstellers (Alan Bates), der in einer Geschäftsangelegenheit auf Kreta unterwegs ist, wird durch die Bekanntschaft mit dem geselligen Vagabunden Alexis Zorbas (Anthony Quinn) auf den Kopf gestellt.
Wenn sich Ausländer Griechenland oder "den Griechen" vorstellen, dann kommt ihnen Alexis Sorbas in den Sinn. Kaum ein Werk hat die Sicht auf das südeuropäische Land so geprägt wie dieser Riesenerfolg des Kinojahres 1964. Wann gibt es das schon mal, dass eine griechische Produktion - allerdings auch auf Englisch gedreht - für den Oscar als "Bester Film" nominiert wurde? Dass die Filmmusik von Mikis Theodorakis weltweit die Charts stürmte, den Begriff Sirtaki prägte und für einen Grammy ins Rennen ging?
Und im Zentrum all dessen die schauspielerische Urgewalt von Anthony Quinn alias Antonio Rodolfo Oaxaca als Alexis Sorbas, der mit Griechenland indes so viel zu tun hatte wie sein englischer Co-Star Alan Bates - Quinn war Mexikaner.
"Alexis Zorbas", im englischsprachigen Ausland als "Zorba the Greek" veröffentlicht, basiert auf dem Roman "Vios ke politia tou Alexi Zorba" ("Leben und Lebensart des Alexis Sorbas") von Nikos Kazantzaki aus dem Jahr 1946, der autobiographisch gefärbt war. 1916 hatte der Autor mit Hilfe seines Freundes Georgis Sorbas auf der griechischen Halbinsel Mani versucht, ein Kohlebergwerk zu betreiben. Für sein Buch verlegte er die Handlung auf seine Heimatinsel Kreta, was die Verfilmung beibehielt.
Der zyprische Filmemacher Michael Cacoyannis adaptierte den Roman, inszenierte und produzierte den Film, den er zudem auch schnitt. Es gelang ihm, mit Quinn einen international bekannten und zu jenem Zeitpunkt bereits zweimal Oscar-gekrönten Mimen zu engagieren - für die Rolle, "für die er geboren wurde, um sie zu spielen", wie die Werbung nicht müde wurde zu betonen.
Cacoyannis drehte vor Ort auf Kreta für umgerechnet 783 000 Dollar. Ihm gelang eine kongeniale Verfilmung des Romans, bei der sich die brillanten Schauspieler, die malerische Landschaft, die kraftvolle Inszenierung, die Faszination des Hauptdarstellers und die Musik perfekt ergänzten.
"Alexis Sorbas" erhielt exzellente Kritiken und wurde mit weltweit 23 Millionen Dollar Umsatz ein Riesenerfolg und schaffte es sogar in den USA auf Rang 19 der umsatzstärksten Streifen des Jahres.
Die russische Aktrice Lila Kedrova erhielt den Oscar als "Beste Nebendarstellerin"; der englische Kameramann Walter Lassally und Ausstatter Vassilis Photopoulos bekamen ebenfalls den Academy Award. Nominiert waren zudem der Film selbst, Regie, Drehbuch und Hauptdarsteller Anthony Quinn - der Rex Harrison für dessen Leistung in "My Fair Lady" unterlag. Bei den Golden Globes waren der Film, Regisseur Cacoyannis, Hauptdarsteller Quinn, Nebendarstellerin Kedrova und Komponist Mikis Theodorakis nominiert. Drei Nominierungen gab es bei den Britischen Filmpreisen: Als "Bester Film", für Hauptdarsteller Quinn und Nebendarstellerin Kedrova.
1968 feierte eine Musical-Version auf dem Broadway-Premiere, in der Herschel Bernadi die Titelrolle verkörperte; mit noch größerem Erfolg lief 1983 die Wiederaufnahme mit Anthony Quinn und Lila Kedrova in ihren alten Rollen in 362 Vorstellungen.
Ein Zuschauer schwärmt: "Von den tausenden Filmen, die ich gesehen habe und den hundert, die ich als großartig bezeichnen würde, sticht dieser hervor. Alle Elemente passen hier zusammen: Die unvergleichlichen Schauspieler. Die von Michael Cacoyannis sorgfältig aufgebauten Szenen, in denen nichts überflüssig ist. Die so wunderschöne Schwarzweiß-Photographie, die einen später schwören lässt, man habe das blaue Mittelmeer und die grünen Hügel gesehen. Und natürlich das Drehbuch mit den vielen erinnerungswürdigen Dialogen, das eine Geschichte voller Weisheit und Erkenntnis erzählt. Und am besten von allen: Dieser Film weiß genau, wann er aufzuhören hat. Wir sind alle nur für kurze Zeit auf dieser Erde. Tut euch einen Gefallen und seht diesen Film und was er über das Leben und das Sterben zu erzählen hat."
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