Viel los in den deutschen Lichtspielhäusern - und erfreulich viele deutsche und vor allem sehenswerte Filme kommen in dieser Woche neu auf die Leinwände. Neben so unterschiedlichen Hollywood-Produktionen wie "Predator - Upgrade", "Mile 22" und "Book Club" sind besonders Lars Eidinger als Bertolt Brecht oder die mit einem moralischen Dilemma auf hoher See beladene Susanne Wolff in "Styx" von Interesse. Was lohnt den Kauf einer Kinokarte? Und wann lässt man die Geldbörse besser stecken?
"Predator - Upgrade"
Horror
USA
107 Minuten
FSK 16
US-Horrorfilm über eine Gruppe von Ex-Soldaten der US-Army, die die Menschheit vor einer Invasion gefährlicher Aliens retten soll.
31 Jahre nach dem Original und elf Jahre nach "Aliens vs. Predator: Requiem" versucht Hollywood die Reihe mit dem mörderischen außerirdischen Wesen neu zu starten. Das Megaphon übergab man niemand anderen als Shane Black ("The Nice Guys"), der bereits im ersten "Predator" mitgespielt und auch am Drehbuch mitgeschrieben hatte. Auch bei dieser 20th Century Fox-Produktion hat Black das Skript geliefert. Gewalt und Sprüche liefert er zuhauf, aber die chaotisch hohle Action enttäuscht ansonsten - mindestens die Kritiker und auch die ersten Zuschauer.
Unser Kritiker Björn Schneider kommt zu einem gemischten Urteil: "Höllisch unterhaltsamer, enorm Action-reicher Trip zurück in die Achtziger, dessen hoher Splatter-Anteil zarte Gemüter verschrecken könnte. Ausgestattet mit viel Witz, derb-infantilen Sprüchen und etlichen Verweisen auf Filmklassiker des goldenen Action- und Sci-Fi-Jahrzehnts, enttäuscht der Film jedoch bei den Dialogen."
"Pettersson und Findus 3 - Findus zieht um"
Abenteuer
Deutschland
81 Minuten
FSK 0
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Deutscher Abenteuerfilm nach der gleichnamigen Kinderbuchreihe: Der alte Bauer Pettersson (Stefan Kurt) baut seinem Kater Findus ein Spielhaus, wo dieser sich nach Herzenslust austoben soll. Als Findus jedoch dauerhaft in dem Häuschen einzieht und eigene Wege geht, fühlt sich Pettersson einsam.
Dritte Verfilmung nach den Motiven der Bücher des schwedischen Autoren Sven Nordqvist, die in den bewährten Händen von Ali Samadi Ahadi gelegen hat, der auch bereits die ersten beiden Adaptionen 2014 und 2016 in Szene gesetzt hatte. Und wieder ist ihm ein abwechslungsreicher und detailverliebter Spaß gelungen, der sowohl die jungen als auch die älteren Besucher unterhalten dürfte.
Unser Rezensent Björn Schneider urteilt über die Wild Bunch-Produktion: "Der dritte Film der Reihe überzeugt mit wichtiger Botschaft, toller Optik und einer Weiterentwicklung der Figuren, kann beim Humor die Qualität der Vorgänger aber nicht halten."
"Book Club"
Komödie
USA
104 Minuten
FSK 0
US-Komödie über vier ältere Damen (Candice Bergen, Jane Fonda, Diane Keaton und Mary Steenburgen), die, angeregt durch die Lektüre von "Fifty Shades of Grey", ihr Liebesleben wieder ankurbeln. Jede tut das auf ihre Weise – von Partnerbörsen im Internet bis zur Reaktivierung verflossener Liebhaber.
Regiedebutant und Drehbuchautor Bill Holderman stand eine beeindruckende Besetzung zur Verfügung. Sein Glück, denn die Schauspieler hauchen seiner schwunglosen Geschichte unterhaltsames Leben ein. Die Kritiken für die SquareOne Entertainment-Produktion sind gemischt, die Publikumsreaktionen lauwarm.
Unser Kollege Andreas Köhnemann meint: "Eine Komödie um langjährige Freundschaft und Liebe im Alter, die kaum Tiefgang, aber ein sehr sympathisches Hauptdarstellerinnen-Quartett und diverse lustige Situationen bietet."
"Mile 22"
Thriller
USA
95 Minuten
FSK 16
Unsere Empfehlung: Spart Euch das Geld!
US-Thriller über eine Spezialeinheit des US-Geheimdienstes, die in einer asiatischen Metropole einen wichtigen Informanten (Iko Uwais) zum Flughafen bringen soll. Dabei werden sie fortwährend von Killer-Kommandos attackiert, die den Informanten töten sollen.
Vierte Zusammenarbeit nach "Lone Survivor", "Deepwater Horizon" und "Patriots Day" ("Boston") von Regisseur Peter Berg und Hauptdarsteller Mark Wahlberg - und die mit Abstand schwächste. Die Kugeln fliegen, mehr passiert nicht. Schon bald fühlt sich die spannungslose Action wie ein Geduldstester an. In den USA ist die Universum-Produktion von den Kritikern verrissen worden, beim Publikum durchgefallen und an den Kassen gefloppt.
Unserer Kritikerin Bianka Piringer hat es auch nicht gefallen: "Die Inszenierung sorgt mit visueller Hektik, schnell gesprochenen Dialogen und einer undurchsichtigen Handlung für Kopfzerbrechen. Die inhaltlichen Zutaten muten recht beliebig an, und auch die Action bietet mit ihren Schießereien und Splatter-Einlagen im Grunde nichts Außergewöhnliches."
"Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm"
Drama
Deutschland
135 Minuten
FSK 6
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Deutsches Drama, das im Berlin der zwanziger Jahre spielt. Auf einer Handlungsebene wird Bertolt Brecht's "Dreigroschenoper" in Form einer Theaterinszenierung gezeigt. Auf einer zweiten Ebene geht es um die Versuche von Bertolt Brecht (Lars Eidinger), das Theaterstück zu verfilmen.
Regisseur und Drehbuchautor Joachim Lang gibt sein Kinodebut, nachdem er 2013 in dem Fernsehfilm "George" bereits einmal Fragen der Künstlerautonomie anhand des Schauspielers Heinrich George gestellt hatte. Seine Handlung basiert dabei auf realen Ereignissen: Tatsächlich wollten Bertolt Brecht und Kurt Weill nach dem Erfolg ihres Theaterstücks "Die Dreigroschenoper" nach der Uraufführung 1928 im Theater am Schiffbauerdamm in Berlin dieses verfilmen, was nicht zustande kam. Durch seine parallele Handlungsführung gelingt Lang eine vielschichtige und reizvoll komplexe Betrachtung des künstlerischen Schaffensprozess, eingebettet in seine Zeit und dennoch aktuell. Die Wild Bunch-Produktion ist dabei ein Vergnügen für Auge und Geist zugleich.
Auch unsere Rezensentin Bianka Piringer ist angetan: "Die aufwendige Inszenierung mit ihren Musical-Elementen und der stilvollen Ausstattung erweist sich als Genuss. Sie stimmt ein ehrgeiziges Loblied auf den Künstler Bertolt Brecht und seine Kapitalismuskritik an. Diese wirkt, wie der satirische Ton der 'Dreigroschenoper' und ihrer radikalen Filmversion, frisch, unverbraucht und verblüffend aktuell."
"Styx"
Drama
Deutschland
94 Minuten
FSK 12
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Deutsches Drama über eine Notärztin (Susanne Wolff), die während eines Segeltörns auf hoher See auf ein Boot voller hilfloser Flüchtlinge stößt. Nun muss sie entscheiden, wie sie sich verhalten soll.
Ein Film wie ein Keulenschlag, der schmerzhaft aktuell war, ist und bleiben wird. Während hierzulande "Absaufen, Absaufen!" gegrölt wird, trägt Regisseur und Drehbuchautor Wolfgang Fischer ("Was du nicht siehst") das Thema der zehner Jahre so hautnah, eindringlich und existentiell an den Zuschauer heran, dass es beinahe körperlich weh tut. Die beeindruckende Zorro-Produktion hat eine unmissverständliche Botschaft: Auch wenn es für diesen Konflikt keine Lösung gibt - es ist nicht egal, wer gerade ertrinkt. Die Kritiken sind sehr gut.
Unser Kollege Björn Schneider ist begeistert und vergibt die Höchstwertung: Fünf von fünf Sternen! Er schreibt: "Ein zutiefst menschlicher Film über einen packenden Überlebenskampf auf hoher See, der von fesselnden Darstellerleistungen geprägt und von hoher Aktualität ist."
"Leave No Trace"
Drama
USA
109 Minuten
FSK 6
Unsere Empfehlung: Reingehen!
US-Drama über ein 13-jähriges Mädchen (Thomasin McKenzie), das mit seinem kriegstraumatisierten Vater (Ben Foster) abseits der Gesellschaft im Wald lebt. Als die Beiden eines Tages in die Zivilisation zurückkehren müssen, erzeugt das einige Konflikte.
Das hat man selten: Kein einziger Kritiker hat über diese Sony Pictures-Produktion etwas Negatives zu sagen, und auch die Zuschauer sind angetan. Regisseurin und Drehbuchautorin Debra Granik ("Winter's Bone") hat den Roman "My Abandonment" von Peter Rock aus dem Jahr 2009 wirkungsvoll leise in Szene gesetzt. Unterstützt wird sie von den brillanten Leistungen der Neuseeländerin Thomasin McKenzie und Ben Foster.
Unsere Kritikerin Bianka Piriniger rät zum Kauf der Kinokarte: "Debra Granik hat ein tief bewegendes Sozialdrama über eine ungewöhnliche Vater-Tochter-Beziehung inszeniert. Die beeindruckenden schauspielerischen Leistungen portraitieren wortkarge Charaktere, die sich in der Not viel Würde und Liebe bewahrt haben."
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