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Burt Reynolds
Burt Reynolds
© BANG Showbiz

Burt Reynolds ist tot

Das "ausgekochte Schlitzohr" wurde 82 Jahre alt

Burt Reynolds ist tot. Der US-Darsteller starb gestern im Alter von 82 Jahren in einem Krankenhaus in Jupiter im US-Bundesstaat Florida an einem Herzstillstand.

Seine Nichte Nancy Lee Hess erklärt: "Er war nicht mehr ganz gesund, trotzdem trifft uns sein Tod völlig unerwartet. Er war zäh. Jeder, der sich auf einem Fluss das Steißbein bricht und die Dreharbeiten dennoch beendet, ist zäh. Und so war er. Mein Onkel freute sich darauf, mit Quentin Tarantino und der tollen Besetzung, welche dieser versammelt hat, bei 'Once Upon a Time in Hollywood' zusammen zu arbeiten."

Reynolds war in den Siebzigern Hollywoods erfolgreichster und beliebtester Star, der mit Filmen wie "Deliverance" ("Beim Sterben ist jeder der Erste"), "The Longest Yard" ("Die Kampfmaschine") und "Smokey and the Bandit" ("Ein ausgekochtes Schlitzohr") große Erfolge feierte und samt Schnauzer ein selbstironisches Machismo-Image kultivierte, das noch völlig unberührt von jeglichen "Me Too"-Debatten war.

Burt wurde am 11. Februar 1936 in Lansing im US-Bundesstaat Michigan geboren. Während der Schulzeit in Florida, wo sein Vater in Rivera Beach Polizeichef war, glänzte Reynolds als Football-Spieler und konnte so ein Stipendium an der Florida State University erhalten. Mehrere Verletzungen führten dazu, dass er sich 1957 entschloss, den Traum vom Profi-Football endgültig aufzugeben. Dem Football blieb er aber ein Leben lang verbunden, unter anderem als Mitbesitzer der Tampa Bay Bandits in den Achtzigern.

Burt's Englischlehrer Watson Duncan am Palm Beach Junior College war beeindruckt von seinem Shakespeare-Deklamieren und überredete ihn, in einem Theaterstück aufzutreten, wofür der damals 20-Jährige prompt den Florida State Drama Award erhielt. Dieser Preis war wiederum mit einem Stipendium am Hyde Park Playhouse in New York City verbunden. Dies war der Start seiner Theaterkarriere, die ihn auch an den Broadway mit dem Stück "Look, We've Come Through" führte, und seiner Fernsehkarriere.

Erstmals tauchte er 1958 im Fernsehen auf und erhielt unter anderem von 1959 bis 1960 eine feste Rolle in der Fernsehserie "Riverboat" und von 1962 bis 1965 in "Gunsmoke" ("Rauchende Colts"). 1966 spielte er die Titelrolle in der Krimiserie "Hawk" und 1970 und 1971 die Titelrolle in der Krimiserie "Dan August" ("Dan Oakland").

Sein Kinodebut feierte er 1961 mit dem Drama "Angel Baby" an der Seite von George Hamilton, aber das Fernsehen blieb das bestimmende Medium der Sechziger für den Schauspieler. Seine erste Hauptrolle auf der Leinwand erhielt er 1965 mit dem Thriller "Operation C.I.A." und in der Titelrolle in dem Western "Navajo Joe" ("An seinen Stiefeln klebte Blut") von 1966, wo er wie in "Rauchende Colts" als Indianer besetzt wurde.

Seinen Durchbruch feierte Reynolds dann 1972 mit "Deliverance", begleitet von einem Aufsehen erregenden Nacktphoto für die April-Ausgabe des "Cosmopolitan". Es folgten Erfolge mit dem Kriminalfilm "White Lightning" ("Der Tiger hetzt die Meute") im Jahr 1973 und dessen Fortsetzung "Gator" ("Mein Name ist Gator") von 1976, mit dem der Akteur sein Regiedebut gab. Burt sollte bei vier weiteren Kinofilmen und einigen Fernsehfilmen Regie führen.

1974 mischte er Drama und Komödie in "Die Kampfmaschine". 1977 wechselte er dann endgültig ins Komödienfach mit dem mega-erfolgreichen "Ein ausgekochtes Schlitzohr" - welcher der erfolgreichste Streifen seiner Karriere werden sollte - und "Semi-Tough" ("Zwei ausgebuffte Profis"). 1980 folgte die erneut sehr erfolgreiche Fortsetzung "Smokey and the Bandit II" ("Das ausgekochte Schlitzohr ist wieder auf Achse"). Ein Jahr darauf strömten die Zuschauer erneut in einen seiner Filme und machten "The Cannonball Run" ("Auf dem Highway ist die Hölle los") zu einem Hit. 1982 wurde sein "The Best Little Whorehouse in Texas" ("Das schönste Freudenhaus in Texas") zu einem Kassenschlager.

Doch dann begannen ihn sein Glück und vielleicht auch sein Instinkt zu verlassen. Er hatte schon in den Siebzigern den Part des Han Solo in "Star Wars" und die Hauptrolle in "One Flew Over the Cuckoo's Nest" abgelehnt, nun ließ er auch "Terms of Endearment" ("Zeit der Zärtlichkeit") sausen - für beides gewann Jack Nicholson den Oscar. Ebenfalls nicht dabei sein wollte Burt bei "Pretty Woman". Statt dessen floppten nun seine Filme wie die Komödie "Stroker Ace" ("Der rasende Gockel") von 1983, "Cannonball Run II" ("Auf dem Highway ist wieder die Hölle los") von 1984, der Kriminalfilm "Heat" von 1986 und der Kriminalfilm "Rent-a-Cop" von 1987.

Reynolds zog sich daraufhin wieder ins Fernsehen mit der Komödienserie "Out of This World" ("Mein Vater ist ein Außerirdischer") von 1987 bis 1991, der Krimiserie "B.L. Stryker" von 1989 bis 1990 und der von ihm auch produzierten Sitcom "Evening Shade" ("Daddy schafft uns alle") von 1990 bis 1994, für die er den Golden Globe gewann, und ins Theater zurück. Er eröffnete in seiner Heimatstadt Jupiter das Jupiter Theater, wo er erfolgreich Stücke inszenierte und auch selbst auf die Bühne trat.

Im Kino hatte er weiterhin wenig Erfolg. Die Komödie "Cop & 1/2" ("Ein Cop und ein Halber") war 1993 ebenso ein Reinfall wie drei Jahre später der berüchtigte "Striptease". Für jenen bekam er eine Gage von nur noch 100 000 Dollar, nachdem er in seinen Hochzeiten über 1 Million Dollar pro Werk verdient hatte. Niemand hätte zu diesem Zeitpunkt geahnt, dass Reynolds' künstlerischer Höhepunkt unmittelbar bevorstand.

Auf Paul Thomas Anderson's "Boogie Nights" gab der damals 61-Jährige nichts, was er auch nach der Premiere noch unmissverständlich zum Besten gab. Der ganze Film war Burt suspekt, und er weigerte sich, 1997 Werbung dafür zu machen. Doch man feierte den Mimen für seine Darstellung des Porno-Regisseurs Jack Horner. Er erhielt seine erste Oscar-Nominierung als "Bester Nebendarsteller" und gewann den Golden Globe, nachdem er 1975 für den Globe als Hauptdarsteller in "Die Kampfmaschine" und 1980 als Hauptdarsteller in "Starting Over" ("Auf ein Neues") nominiert worden war. Den Globe ließ er 2014 mit anderem Memorabilia versteigern, um einen mutmaßlichen Schuldenberg von 1,4 Millionen Dollar abzutragen.

Dieser Erfolg führte aber zu keiner Renaissance des Stars, der von einer zweiten Zusammenarbeit mit Anderson in "Magnolia" auch nichts wissen wollte. Zwei der wenigen Filme, die Aufmerksamkeit erhielten, waren 2005 "The Dukes of Hazzard" ("Ein Duke kommt selten allein") und die Wiederverfilmung von "Die Kampfmaschine": In "The Longest Yard" ("Spiel ohne Regeln") spielte Reynolds an der Seite von Adam Sandler. Burt's letzter Film "Defining Moments" wird zu Weihnachten in die Kinos kommen.

Sein Leben lang hatte der Darsteller eine schwierige Beziehung zur Presse, die nur zu begierig beispielsweise sein Liebesleben und seine schmutzige Scheidung und die Alimenteschlacht mit seiner zweiten Frau Loni Anderson Mitte der Neunziger ausschlachteten. Von 1963 bis 1965 war er mit Judy Carne und von 1988 bis 1993 mit Loni verheiratet; das Paar adoptierte einen Sohn. Von 1977 bis 1982 war Burt mit der Schauspielkollegin Sally Field zusammen, die er als "die Liebe meines Lebens" bezeichnete.


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