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Amadeus - Tom Hulce
Amadeus - Tom Hulce
© Warner Bros.

TV-Tipps für Sonntag (17.6.): Tom Hulce zeigt echte Spielfreude

Arte zeigt Meisterwerk "Amadeus"

Am Sonntagabend stehen Geschichsstunden aus dem 18. Jahrhundert der Marke "Was wäre gewesen, wenn..." an. Arte zeigt das Oscar-gekrönte Meisterwerk "Amadeus" des kürzlich verstorbenen Regisseurs Milos Forman. Die ARD strahlt im Nachtprogramm "Belle - Die Nichte des Lords" aus.

"Amadeus", Arte, 20:15 Uhr
Der Komponist Antonio Salieri (F. Murray Abraham) wird in eine Nervenheilanstalt eingeliefert - er hat mit den Worten "Verzeih mir, Mozart, verzeih deinem Mörder!" versucht, sich umzubringen. Ein Priester nimmt ihm die Beichte ab und erfährt 32 Jahre nach Mozart's Tod die Geschichte des Genies (Tom Hulce) aus dem Munde seines ewigen Rivalen.

Mit der Realität der professionellen Rivalität zwischen Mozart und Salieri ab 1781 am Wiener Hofe von Kaiser Joseph II hat das hier Gezeigte wenig zu tun und beruht eher auf dem russischen Theaterstück "Mozart und Salieri" von Alexander Puschkin aus dem Jahr 1830. Auch ist Mozart sicherlich nicht der infantile Clown gewesen, als der er sich hier in weiten Teilen gibt. Aber wen stört's, wenn die Geschichte so großes Kino bietet?

Der tschechische Regisseur Milos Forman nahm sich 1984 des Theaterstücks von Peter Shaffer aus dem Jahr 1979 an und ließ jenen auch sein eigenes Werk für die Leinwand adaptieren. Der nach dem Prager Frühling mehr oder minder von seiner Regierung ausgebürgerte Filmemacher kehrte für die Dreharbeiten nach Prag zurück, wo die Innenaufnahmen in den Barrandov-Studios und in der Stadt selbst gedreht wurden, die so als Double für Wien einstand. Zudem durfte Milos in dem Theater drehen, in welchem 200 Jahre zuvor "Don Giovanni" tatsächlich seine Uraufführung gefeiert hatte.

Forman inszenierte einen aufwendigen, unterhaltsamen und kraftvollen Film über das Leben und den Einfluss - im Guten wie im Schlechten - eines der größten Künstler der westlichen Welt, alles getränkt in der Musik des Meisters. Es gelang eine witzige, spannende und manchmal bewegende Begegnung mit zwei faszinierenden Persönlichkeiten: Einer ein flegelhaftes Wunderkind, der andere ein ernsthafter zweitklassiger Künstler, der niemals begreifen kann, warum jemand, der so unreif scheint, so viel mehr Talent in die Wiege gelegt bekommen hat.

Das Meisterwerk erhielt einhellig phantastische Kritiken und wurde auch beim Publikum trotz der Länge des Films von über zweieinhalb Stunden und des eher elitären Themas ein großer Erfolg. Er zählt noch heute zu den besten Filmen aller Zeiten. Für 18 Millionen Dollar entstanden, spielte er alleine in den USA 51 Millionen Dollar ein.

Die große Stunde schlug für das Drama dann bei der Verleihung der Academy Awards 1985: Für elf Oscars nominiert, gewann "Amadeus" deren acht: Als "Bester Film", Murray Abraham als "Bester Hauptdarsteller" (womit er seinen eigenen Mit-Hauptdarsteller Tom Hulce ausstach), für die "Beste Regie", das "Beste Drehbuch", die "Besten Kulissen", die "Besten Kostüme", den "Besten Ton" und die "Beste Maske". Auch bei den Golden Globes gewannen Forman, Shaffer und Murray Abraham sowie der Film selbst. Bei den Britischen Filmpreisen wurden Kameramann Miroslav Ondrícek, Schnitt, Maske und Ton prämiert; nominiert waren der Film, Hauptdarsteller F. Murray Abraham, Drehbuchautor Peter Shaffer, Ausstattung und Kostüme.

Ein amerikanischer Zuschauer schreibt: "Die Geschichte, die Peter Shaffer erzählt, ist fesselnd, die Schauspieler sind erstklassig und dann ist da noch - natürlich - die Musik. Die Auswahl von Mozart's Stücken, wie sie hier im Film vorkommen, ist exzellent. Man kann die Schönheit der Musik genießen, egal, wie viel oder wie wenig man über sie weiß."

Arte zeigt heute Abend den gegenüber der ursprünglichen Kinofassung um 20 Minuten längeren Director's Cut, der 2002 aufgeführt wurde. Dieser zeigt einige Handlungsstränge ausführlicher, so zum Beispiel die Beziehung von Mozart's Frau Constanze (Elizabeth Berridge) zu Salieri oder die ständigen Geldsorgen des Genies.



"Belle - Die Nicht des Lords", ARD, 00:05 Uhr
Die gemischtrassige Tochter (Gugu Mbatha-Raw) eines Flottenadmirals wird im England des 18. Jahrhunderts von ihrem Großonkel (Tom Wilkinson) aufgezogen.

Es existiert ein Gemälde aus dem Jahr 1779, das bis 1922 in Kenwood House hing und seitdem im Scone Palace im schottischen Pertshire zu sehen ist. Es zeigt Dido Elizabeth Belle und ihre Cousine Elizabeth Murray. In Auftrag gegeben wurde das Porträt, das als wohl eines der ersten in Europa eine farbige Person gleichberechtigt neben einer weißen Aristokratin zeigt, von William Murray, dem Earl of Mansfield, der damals Oberster Richter von England war.

Über das Leben von Belle ist wenig bekannt. Sie wurde in Indien geboren und war das außereheliche Kind von Mansfield's Neffen. Der Großonkel adoptierte sie. Die britische Regisseurin Amma Assante ("A United Kingdom") und die Drehbuchautorin Misan Sagay inspirierte diese Biographie zu ihrem britischen Drama, das sie für umgerechnet 11 Millionen Dollar vor Ort auf der Isle of Man, in Oxford und in London verfilmten.

Naturgemäß ist vieles von dem, was auf der Leinwand erscheint, eine Interpretation dessen, was gewesen sein mag. Historisch durchaus korrekt, aber vor dem Hintergrund zusammen fabulierter Zusammenhänge. So gibt es keinerlei Beweise dafür, dass Belle Einfluss auf die Grund legende Gerichtsentscheidung ihres Großonkels hatte, die 1786 das Ende der Sklaverei in Großbritannien einläutete, welche schließlich 1807 offiziell wurde. Aber es macht sich als Drama natürlich gut und verleiht dem beindruckenden Streifen ein feines soziales Bewusstsein. Neben der Schönheit eines klassischen Kostümfilms überzeugt das Werk auch durch seine ergreifenden Darstellungen.

"Belle" erhielt 2013 gute Kritiken und kam auch beim Publikum gut an. Weltweit spielte die Produktion 16 Millionen Dollar ein. In der Preisverleihungssaison 2013/14 wurde es indes komplett ignoriert.

Kritikerin Sophie Meyers schrieb in "Sight & Sound": "Die untrennbare Verflechtung von Liebe und Gerechtigkeit, Privatem und Öffentlichem, Persönlichen und Politischem und die strukturelle Brillanz, bei der Kostüm- und Gerichtsdrama sich gegenseitig erklären und ineinander verfließen, sind die großen Vorzüge dieses Films."



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