Es steht weiter Aussage gegen Aussage in der Familie von Mia Farrow. Seit rund einem Vierteljahrhundert stehen die Vorwürfe der Darstellerin im Raum, ihr damaliger Lebensgefährte Woody Allen habe am 4. August 1992 auf dem Dachboden die damals sieben Jahre alte Dylan Farrow sexuell missbraucht. Nun hat Moses Farrow, der Adoptivsohn von Mia und Woody, in einem gestern veröffentlichten Blog Post erneut seinen Stiefvater gegenüber seiner Stiefmutter und seiner Stiefschwester in Schutz genommen.
Die Anschuldigungen gegen Allen, die er stets bestritten hat und die bis jetzt nicht zweifelsfrei aufgeklärt werden konnten, haben dessen Karriere und Reputation nicht geschadet - bis letztes Jahr, als Dylan - ermutigt von der durch den Skandal um Harvey Weinstein entwickelten #MeToo-Debatte - ihre Vorwürfe nochmals im Fernsehen wiederholte und diesmal wesentlich mehr Gehör fand. Viele Akteure distanzierten sich von dem Filmemacher, bedauerten öffentlich, mit ihm gearbeitet zu haben, oder erklärten, nicht mit ihm arbeiten zu wollen.
Während Dylan als mutmaßliches Opfer sehr klar betont, dass der damals 57-Jährige sie missbraucht habe, stellt sich Moses - der keinen Kontakt zu seinen Geschwistern oder seiner Mutter mehr hat - öffentlich seit langem ebenso gegen Dylan und vor allem Mia, der er vorwirft, die Vorwürfe im Zuge der damaligen Trennung erfunden und die Tochter gegen den Vater instrumentalisiert zu haben.
In dem mit "A Son Speaks Out" ("Ein Sohn erhebt seine Stimme") betitelten Post erklärt Moses, der zum Zeitpunkt der damaligen Geschehnisse 14 Jahre alt war, dass die "fatale Störung im Haus meiner Kindheit nichts mit Woody zu tun hatte. Sie begann lange, bevor er ins Bild trat und kam direkt aus einer tiefen und hartnäckigen Dunkelheit der Farrow-Familie. Es war ein offenes Geheimnis in Hollywood, dass mein Großvater, der Regisseur John Farrow, ein berüchtigter Trinker und notorischer Schürzenjäger war. Es gab zahlreiche alkoholgeschwängerte Streitereien zwischen den Großeltern, und Mia erzählte mir, dass sie das Opfer versuchten Kindesmissbrauchs in ihrer eigenen Familie war."
Am Tag der angeblichen Tat sei er anwesend gewesen, und sein Stiefvater habe den Raum nicht mit Dylan verlassen. "In 60 Jahren ist mein Vater nur einmal von einer erzürnten Ex-Partnerin während eines kontroversen Sorgerechtsstreits beschuldigt worden. Keine andere Person hat ihn jemals beschuldigt, sich bei einer Verabredung schlecht oder in irgendeiner beruflichen Situation unangemessen verhalten zu haben, ganz zu schweigen davon, ein Kind zu belästigen", schreibt der heute als Familientherapeut arbeitende Moses.
Dylan Farrow hat auf die Ausführungen ihres Halbbruders per Tweet reagiert: "Wie ich bereits beim letzten Mal, als er diese Anschuldigungen gemacht hat, gesagt habe, ist das ein Versuch, von der glaubwürdigen Anschuldigung einer erwachsenen Frau abzulenken, indem er versucht, meine Mutter anzugreifen, die meine Geschwister und mich stets unterstützt hat. Es kann leicht widerlegt werden, widerspricht seinen eigenen über Jahre gemachten Aussagen, ist mehr als verletzend für mich persönlich und Teil eines größeren Versuchs, meine Vergewaltigung zu diskreditieren. Mein Bruder ist eine gestörte Persönlichkeit. Mir tut es so leid, dass er das macht."