"Der Chef", 3sat, 00:40 Uhr
Im französischen Küstenort Saint-Jean-des-Monts überfallen vier Männer eine Bank. Die Beute soll nur einen noch viel größeren Coup finanzieren. Doch als einer der Bankräuber angeschossen wird, gestaltet sich das Unternehmen schwieriger als gedacht.
Regisseur Jean-Pierre Melville verstarb 1973 im Alter von 55 Jahren viel zu früh. "Un Flic" - "Ein Bulle", so der Originaltitel - aus dem Vorjahr sollte so sein letzter Film bleiben. Er arbeitete hier nochmals mit Alain Delon zusammen, mit dem er 1967 seinen berühmtesten Film "Der eiskalte Engel" gedreht hatte. Hatte Delon damals noch einen Auftrags-Killer verkörpert, so steht er in diesem französischen Kriminalfilm als Kommissar auf der anderen Seite des Gesetzes. Seine Darstellung gilt als eine seiner meisterhaftesten.
Melville's Werk ist nichts für Freunde schneller Schnitte oder rasanter Action. Der Film entfaltet sich eher wie ein Spionagefilm von John Le Carré, in dem die Charaktere wie Schachfiguren über das Feld bewegt werden und sich gegenseitig konfrontieren. Der raffinierte und nicht schnell zu durchschauende Streifen ist auch durch seine langen, in Echtzeit abgebildeten Szenen bestimmt. Wer sich auf ein solch langsameres Erzählen einlassen kann, dürfte mit einem der besseren Beispiele aus dem Krimi-Genre belohnt werden.
Ein Zuschauer meint: "Melville hat den Film ein verwaschen blaues Aussehen verliehen, in einem Paris, in dem der Regen nicht aufhört. Es ist eine düstere, kalte Welt - so wie die Charaktere. Er nimmt sich Zeit, die Szenen aufzubauen, missbraucht den Schnitt nicht, sondern lässt die Szenen ausufern, so dass der Betrachter alle Details aufnehmen kann. Und was noch besser ist: Er missbraucht auch keine Dialoge. Seine Figuren sind in sich gekehrte Männer der Tat, die mit Blicken und durch ihre Handlungen kommunizieren. Das Meiste wird in diesem Film durch das Visuelle vermittelt. Die Dialoge sind spärlich, knapp und auf den Punkt."
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