Nachdem er von seinem Vater verlassen worden ist, muss ein Zwölfjährger (Thomas Doret) in einem Kinderheim leben. Eine Friseuse (Cécile de France) erklärt sich bereit, die Wochenenden mit ihm zu verbringen.
Auch das gibt es: Einen Film von Jean-Pierre und Luc Dardenne ("Zwei Tage, eine Nacht"), der hell, freundlich und erstmals sogar mit Musik unterlegt ist. Das belgische Brüderpaar, sonst für manchmal geradezu deprimierenden Sozialrealismus bekannt, sperrt auch in diesem belgischen bodenständigen Drama nicht die harte Realität aus, versieht sie aber mit einem märchengleichen Kniff in Gestalt von Cécile de France.
Um die Hauptrolle des Jungen zu besetzen, hielten die Filmemacher rund 100 Vorsprechen ab und wählten den 13 Jahre alten, noch unerfahrenen Thomas Doret aus. Gedreht wurde vor Ort in Seraing in der Provinz Lüttich.
Dank der wie stets guten Inszenierung der Dardennes überzeugt "Le gamin au vélo" - so der Originaltitel - als ein Herz zerreißendes, thematisch und spirituell ergiebiges Werk, das leise und genau beobachtet ist - und überraschend optimistisch geraten ist.
Die Kritiker waren 2011 durch die Bank begeistert, und auf den Filmfestspielen von Cannes erhielt der Film den Großen Preis der Jury, sozusagen Silber, hinter "The Tree of Life". Er war für den Golden Globe als "Bester fremdsprachiger Film" noiniert, unterlag dort aber dem iranischen "Eine Trennung". Beim Europäischen Filmpreis war er als "Bester Film", für Regie und für Cécile de France als "Beste Hauptdarstellerin" nominiert und gewann für sein Drehbuch, das Jean-Pierre und Luc wie immer selbst geschrieben hatten. Bei den Französischen Filmpreisen war das französischsprachige Werk als "Bester ausländischer Film" nominiert, während bei den Belgischen Filmpreisen Thomas Doret als "Beste Neuentdeckung" geehrt wurde.
Kritiker Mark Deming schrieb in "TV Guide": "Ein beeindruckender, gut gemachter Film und zugleich eine erstaunliche Darstellung des Aufwachsens eines Jugendlichen, die wenige Filmemacher bisher versucht haben abzubilden. Noch weniger haben es mit dieser Ehrlichkeit und Gefühlstiefe getan."
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