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Der fremde Sohn - Anglina Jolie
Der fremde Sohn - Anglina Jolie
© United International Pictures

TV-Tipps für Sonntag (29.4.): Angelina Jolie wird ein Kind untergeschoben

RTL2 zeigt "Der fremde Sohn"

Mit "Kleine Haie" im 3sat-Spätprogramm und "Der fremde Sohn" im ZDF-Nachtprogramm sind am Sonntagabend zwei der besten Werke von Sönke Wortmann und Clint Eastwood zu sehen.

"Kleine Haie", 3sat, 22:00 Uhr

Drei junge Männer (Gedeon Burkhard, Jürgen Vogel und Kai Wiesinger) reisen aus dem Ruhrgebiet nach München und bereiten sich dort auf die Aufnahmeprüfung zur Schauspielschule vor.

Diese Komödie von 1992 ist mit weitem Abstand der beste Film des Regisseurs und Drehbuchautoren Sönke Wortmann ("Frau Müller muss weg!"). Mit autobiographischen Einsprengseln und einer beeindruckenden Garde damals noch weniger bekannter und bereits etablierter Schauspieler, die sich allesamt in hervorragender Form präsentieren, unterhält das sympathische, intelligente und stimmige Werk von Anfang bis Ende.

Der Filmtitel bezieht sich auf das Standardwerk "Der kleine Hey", den Schauspieler, Redner und Sänger für ihre sprachtechnische Ausbildung nutzen. In einer Szene wird darauf Bezug genommen.

Mit 470 000 Besuchern wurde "Kleine Haie" ein mäßiger Erfolg beim Publikum und gewann zwei Deutsche Filmpreise als "Bester Film" und für Kameramann Gernot Roll.

Ein Zuschauer schreibt: "Ein phantastisches Drehbuch, flott, intelligent, viel Humor, viel Gefühl und eine gute Portion politischer Inkorrekheiten. Viele Dialoge und Begriffe sind in den Sprachgebrauch übergegangen."



"Der fremde Sohn", RTL2, 00:20 Uhr
Eine Mutter (Angelina Jolie) legt sich mit dem Los Angeles Police Department an, nachdem diese ihr einen offensichtlich fremden Jungen als den ihren unterschieben wollen.

Es sind harte Themen - Kindswohlgefährdung, politische Korruption, Misshandlung von Psychiatriepatienten und die Auswirkungen von Gewalt -, die Regisseur Clint Eastwood ("American Sniper") und Drehbuchautor J. Michael Straczynski ("World War Z") in diesem Kriminalfilm abhandeln. Und es waren unterschiedliche Aspekte, die Eastwood, Straczynski und Hauptdarstellerin Angelina Jolie an "Changeling" - "Kuckuckskind", so der Originaltitel - interessierten.

Straczynski war als ehemaliger Journalist von einem Mitarbeiter des Rathaus in Los Angeles kontaktiert worden. Er solle sich Dokumente ansehen, die demnächst vernichtet werden würden. Es handelte sich um eine Mitschrift der Anhörungen einer Frau namens Christine Collins, deren neunjähriger Sohn Walter 1928 verschwand. Das wegen vielen Korruptionsfällen in der öffentlichen Kritik und unter Druck stehende Los Angeles Police Department konnte das Kind nicht ausfindig machen. Nach fünf Monaten behauptete die Polizei, Walter im US-Bundesstaat Illinois gefunden zu haben, und überbrachten den Jungen, der von sich selbst behauptete, Walter zu sein, der Mutter, die sofort erkannte, dass es sich nicht um ihren Sohn handelte. Die Polizei übte Druck auf sie aus, den Sohn anzuerkennen, und - als sie weiterhin darauf bestand, dass dies eben nicht ihr Kind war - sperrte sie in eine psychiatrische Anstalt ein.

Der Autor war fasziniert von der Geschichte, recherchierte, so viel er konnte, über den Fall und las 6000 Seiten Dokumente. Er bemühte sich, sämtliche Begegebenheiten wahrheitsgetreu wiederzugeben und nur da zu spekulieren, wo es keine schriftlichen Aufzeichnungen gab. Sein Drehbuch, mit dem er den Sprung vom Fernsehen ins Kino schaffen wollte, bot er den Filmstudios an. Produzent und Regisseur Ron Howard ("Rush") griff zu und wollte den Stoff in Szene setzen, entschied sich dann aber statt dessen für "Frost / Nixon".

An seiner Stelle kam Clint Eastwood zum Zug, der erklärte, sobald eine Geschichte in der Ära der Großen Wirtschaftskrise der dreißiger Jahre spiele, in welcher er in Kalifornien selbst aufwuchs, sei er "doppelt interessiert". Angelina Jolie wiederum nahm die Hauptrolle an, die unter anderem auch Reese Witherspoon und Hilary Swank gerne gespielt hätten, weil ihr die Perspektive der starken Frau, zu der sich Christine Collins während der Handlung entwickelt, imponiert habe.

Eastwood drehte die Universal Pictures-Produktion für 55 Millionen Dollar vor Ort in Los Angeles und im südlichen Kalifornien. Teilweise wurden die Zwanziger und Dreißiger mit Kulissen und Requisiten zum Leben erweckt, teilweise durch Computerbilder ergänzt. Clint gelang ein wunderschön photographiertes, packendes und gut gespieltes Werk, das allerdings in der zweiten Hälfte an einigen Klischees krankt.

Die Kritiken für "Changeling" waren 2008 nur gemischt und mit weltweit 113 Millionen Dollar wurde der Streifen ein lediglich mäßiger Erfolg. Aber für Angelina Jolie wurde ihre Beteiligung zu einem Beinahe-Triumph: Die damals 33-Jährige war für den Schauspieler-"Grand Slam" nominiert: Für den Academy Award, den Golden Globe, den Britischen Filmpreis und den Screen Actors Guild Award. Aber es ging der Mimin wie dem Film insgesamt - keine seiner zahlreichen Nominierungen konnte er in einen Sieg ummünzen. Kameramann Tom Stern und die Ausstatter waren Oscar-nominiert; die Musik von Clint Eastwood war für den Golden Globe genannt. Bei den Britischen Filmpreisen lagen Regie, Drehbuch, Kamera, Schnitt, Ausstattung, Kostüme und Ton im Rennen.

Kritikerin Stella Papamichael urteilte in "Digital Spy": "Eine schnörkellose Geschichte, eine eindringliche, nüchterne Darstellung grausamer Ungerechtigkeit, die in vielerlei Hinsicht einen Nerv treffen dürfte."



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