Vielleicht gibt die dosierter scheinende Sonne den Spielfilmen an diesem Wochenende eine Chance - verdient hätten es einige, kein einziger enttäuscht. Im Mittelpunkt steht natürlich der gigantische neue Marvel-Action-Kracher "The Avengers: Infinity War". Was lohnt den Kauf einer Kinokarte? Und wann lässt man das Portemonnaie besser stecken?
"Avengers: Infinity War"
Fantasy
USA
149 Minuten
FSK 12
Unsere Empfehlung: Reingehen!
US-Fantasy Film, in welchem die Avengers und ihre Verbündeten diesmal den mächtigen Thanos (Josh Brolin) aufhalten müssen.
Nachdem sie mit "Captain America: Winter Soldier" und "Captain America: Civil War" zwei hervorragende Avengers-Streifen auf die Leinwand gebracht haben, vertrauten Walt Disney Studios dem Regiebrüderpaar Anthony und Joe Russo nun auch die bisherige Krönung des Marvel-Imperiums an. Auch diesmal enttäuschen die Filmemacher nicht: In dem spannenden und auch emotional befriedigenden Blockbuster schaffen sie es, die inzwischen Schwindel erregend große Anzahl der Avengers-Helden jeweils zu ihrem Recht kommen zu lassen und ihren eigenen gewaltigen Ambitionen größtenteils gerecht zu werden. Die Kritiken sind positiv und die ersten Zuschauerreaktionen enthusiastisch.
Unser Kritiker Björn Schneider empfiehlt den Kinobesuch unter Vorbehalt: "Fans bekommen mit diesem Film das lang ersehnte, visuell berauschende Mega-Crossover, das mit einem vielschichtigen Gegner und dem bunten Figuren-Ensemble begeistert. All dies geht jedoch zu Lasten der Figurenentwicklung. Und Vorwissen in Bezug auf die Helden und ihre Vorgeschichte ist zudem unabdingbar."
"Early Man"
Animation
Großbritannien
88 Minuten
FSK 0
Britischer Animationsfilm über einen Steinzeitmenschen (Stimme von Friederich Mücke) und seinen kleinen Stamm, der von Bronzezeitmenschen aus der Heimat vertrieben wird. Nur ein Fußballspiel gegen die Bronzezeitler kann ihnen ihr Land zurückbringen.
Sind die Kritiker gegenüber Aardman, dem Studio, das der Welt Wallace & Gromit und Shaun the Sheep geschenkt hat, zu positiv voreingenommen? Die Lobeshymnen der Rezensenten auf den neuesten Streich von Nick Park ("Chicken Run") haben bei den großen und kleinen reservierten Zuschauern jedenfalls nicht verfangen. Fest steht, dass die Studiocanal-Produktion nicht ganz so nahe am Rande der Perfektion wie Aardman's beste Knetfigurewerke sind, aber die einzigartigen Bilder und der liebenswerte Humor, die Aardman zu einem der Lieblingsstudios unter Animationsenthusiasten gemacht haben, sind hier noch allemal zu finden.
Unserem Rezensenten Björn Schneider hat es auch gefallen: "Differenzierter, turbulenter Knet-Spaß für Groß und Klein mit liebevoll umgesetzten Animationen, hintersinnigen Botschaften und intelligenten Anspielungen auf die Gender-Diskussion."
"A Beautiful Day"
Thriller
USA
90 Minuten
FSK 16
Unsere Empfehlung: Reingehen!
US-Kriminalfilm über einen traumatisierten Mann (Joaquin Phoenix), der als Profikiller sein Geld verdient. Als er die Tochter (Ekaterina Samsonov) eines Politikers (Alex Manette) aus den Fängen eines Pädophilenrings befreien soll, gerät er ins Visier der einflussreichen Kinderhändler.
Regisseurin und Drehbuchautorin Lynne Ramsay ("We Need to Talk about Kevin") ist eine der derzeit kompromisslosesten Filmemacherinnen. Die Schottin dreht Filme nur so, wie sie will - oder gar nicht. So kommt es auch, dass es Jahre dauern kann, bis mal wieder ein Streifen von ihr in die Kinosäle kommt. Das Warten auf "You Were Never Really Here" - so der Originaltitel - hat sich auf jeden Fall gelohnt. Joaquin Phoenix gibt eine grandiose Vorstellung, die bei den Filmfestspielen in Cannes ebenso wie Ramsey's Drehbuch mit einem Preis bedacht wurde. Das Skript basiert auf dem gleichnamigen Roman von Jonathan Ames aus diesem Jahr. Die Kritiken für die Constantin-Produktion sind hervorragend, die Zuschauer zufrieden.
Unser Kollege Andreas Köhnemann ist ebenso angetan: "Eine Charakterstudie im Gewand eines extrem harten Krimis – voller Intensität in der audiovisuellen Umsetzung und im schonungslosen Spiel von Joaquin Phoenix."
"Madame Aurora und der Duft von Frühling"
Komödie
Frankreich
89 Minuten
FSK 0
Französisches Drama über eine frisch getrennte Frau (Agnès Jaoui) und angehende Großmutter, die ihre große Jugendliebe wieder sieht und beschließt, noch einmal neu anzufangen.
Regisseurin und Drehbuchautorin Blandine Lenoir hat in ihrem zweiten Film eine ruhige, dialogstarke und auch humorvolle Geschichte erzählt, die in Frankreich bei Kritikern und Zuschauern passabel ankam, aber kein Publikumserfolg geworden ist.
Unser Kritiker Carsten Moll rät zum Kauf der Kinokarte: "Eine charmante Wohlfühl-Komödie, die mal heiter, mal melancholisch vom Altern erzählt. Der Geschichte mangelt es zwar manches Mal an Tiefgang, das machen die herausragende Hauptdarstellerin Agnès Jaoui sowie die Erzählfreude der Regisseurin Blandine Lenoir jedoch wieder wett."
"Draußen in meinem Kopf"
Drama
Deutschland
99 Minuten
FSK 12
Wir empfehlen: Reingehen!
Deutsches Drama über einen jungen Mann (Nils Hohenhövel), der sein Freiwilliges Soziales Jahr als Pfleger bei einem nur wenig älteren, an Muskelschwund leidenden Mann (Samuel Koch) antritt und sich langsam mit ihm anfreundet – was ihn jedoch in einen schweren Konflikt bringt.
Das Spielfilmdebut der Hamburger Regisseurin und Drehbuchautorin Eibe Maleen Krebs ist ein Volltreffer geworden. Die Geschichte gerät ihr nicht deprimierend, sondern melancholisch und wahrhaftig, wobei sie immer konzentriert und nah an den Figuren bleibt. Wer eine deutsche Version von "Ziemlich beste Freunde" ohne Launigkeit sucht, wird bei dieser Salzgeber & Co.-Produktion bestens fündig. Die Kritiken sind exzellent.
Denen schließt sich auch unsere Rezensentin Bianka Piringer an: "Die beiden ungleichen Charaktere werden von Samuel Koch und Nils Hohenhövel bewegend und sehr glaubwürdig gespielt. Das intensive Kammerspiel beeindruckt aufgrund seiner Wahrhaftigkeit und der ungeschönten Radikalität eines schmerzlichen Abschieds vom Leben."
Hier geht es zu den kompletten Filmstarts