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Gandhi - Terrence Hardiman und Ben Kingsley
Gandhi - Terrence Hardiman und Ben Kingsley

TV-Tipps für Sonntag (8.4.): Ben Kingsley führt Indien in die Unabhängigkeit

3sat zeigt Meisterwerk "Gandhi"

Episches Kino hat 3sat am Sonntagabend im Hauptprogramm zu bieten: Der achtfache Oscar-Gewinner "Gandhi" mit Ben Kingsley in seiner Paraderolle. Etwas Heiteres offeriert die ARD in ihrem Spätprogramm mit "Willkommen bei den Sch'tis" von und mit Dany Boon, dem erfolgreichsten französischen Film aller Zeiten.

"Gandhi", 3sat, 21:35 Uhr
Das Leben von Mahatma Gandhi (Ben Kingsley), dem Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung, der mit Beharrlichkeit, Geduld und Friedfertigkeit die Loslösung seines Landes vom Britischen Imperium erreicht.

Für den englischen Schauspieler und Regisseur Richard Attenborough war es ein Traumprojekt, das sich jahrzehntelang zum Alptraum entwickelte, bevor es mit einem gigantischen Happy Ending abschloss. Bereits 1962 - also 20 Jahre vor der Uraufführung dieses britischen Dramas - begann sich Attenborough für eine filmische Biographie des berühmten Inders Mahatma Gandhi zu interessieren. Aber es sollte noch 18 Jahre dauern, bis nach mehreren fehlgeschlagenen Anläufen endlich die Finanzierung stand und vor allem die Drehgenehmigungen vor Ort in Indien erteilt wurden.

Die Titelrolle ging an den damals 37 Jahre alten englischen Schauspieler Ben Kingsley, der mit diesem Part weltbekannt wurde. Kingsley qualifizierte sich auch deshalb gegenüber den ebenfalls genannten Alec Guinness und Anthony Hopkins, weil er sozusagen ein halber Inder ist. Geboren in England als Krishna Pandit Bhanji, war sein Vater Inder und seine Mutter Engländerin.

1980 begannen die Dreharbeiten in Indien und dann in den englischen Shepperton Studios für umgerechnet 22 Millionen Dollar. Für die Begräbnisszene wurden rund 300 000 Komparsen verpflichtet, was laut dem "Guinness Buch der Rekorde" die größte Menschenmenge aller Zeiten in einer Filmszene darstellt.

Keine Frage, dass Kingsley ein Glücksgriff war. Seine unwiderstehliche Darstellung ist das Herzstück dieses monumentalen und sich in die Länge ziehenden dreistündigen Meisterwerks, das den Zeitraum von 1893 bis 1948 abdeckt. Attenborough inszeniert mit Sympathie für den Humanismus seiner Titelfigur und mit sicherer Hand. In ruhiger Erzählweise und mit einer sorgfältigen historischen Rekonstruktion, die auch das damalige Lokalkolorit detailgetreu zeigt, wird der Zuschauer in Kombination mit Kingsley's phantastischer Leistung in das Geschehen gezogen.

"Gandhi" erhielt 1982 hervorragende Kritiken und wurde mit einem weltweiten Einspiel von 127 Millionen Dollar - das entspräche heute 330 Millionen Dollar und läge auf dem Zuschauerniveau von "The Great Wall" - ein großer Erfolg.

Elf Oscar-Nominierungen erhielt das Werk, von denen es acht Stück in Goldjungen umsetzen konnte. "Gandhi" erhielt Academy Awards als "Bester Film", für Regisseur Richard Attenborough, das Drehbuch des US-Autoren John Briley, Hauptdarsteller Ben Kingsley, Kamera, Schnitt, Ausstattung und Kostüme. Leer ging er nur in den Kategorien Musik, Maske und Ton aus. Bei den Golden Globes gewann der Streifen als "Bester ausländischer Film", für Regie, Drehbuch und Hauptdarsteller. Sogar 16 Nominierungen erreichte das Werk bei den Britischen Filmpreisen: Film, Regie, Hauptdarsteller und Nebendarstellerin Rohini Hattangadi gewannen; leer gingen Drehbuch, Nebendarstellerin Candice Bergen, die Nebendarsteller Edward Fox und Roshan Seth, Kamera, Musik, Schnitt, Ausstattung, Kostüme, Maske und Ton aus.

Ein Zuschauer urteilt: "Es gibt viele Filme nach dem Rezept: Ein Mann macht den Unterschied. Aber dieses Werk ist eine Ausnahme: Er hat eine unglaublich gut ausgebreitete historische Bedeutung, hervorragende Kameraführung, großartige Darsteller sowie ein makelloses Drehbuch mit einer wunderbar inspirierenden Geschichte. Ein unglaublicher Streifen, den jeder - unabhängig von Religion, Rasse oder Nationalität - schätzen wird und der heute noch Relevanz besitzt, besieht man sich die weiter bestehenden Spannungen zwischen den Volksgruppen in der Region."



"Willkommen bei den Sch'tis", ARD, 23:35 Uhr
Ein Postbeamter (Kad Merad) wird aus der Provence in den Norden Frankreichs versetzt. Mit starken Vorurteilen gegen diesen vermeintlich kalten und unwirtlichen Ort ausgestattet, lässt er seine Familie zurück - entschlossen, schnell wieder in den Süden zurückzukehren.

Der erfolgreichste französische Film war "La Grande Vadrouille" ("Die große Sause") mit Louis de Funès aus dem Jahr 1966. Und dieser Erfolg mit 17 Millionen Zuschauern schien in alle Ewigkeit zementiert. Bis Schauspieler, Komiker, Regisseur und Drehbuchautor Dany Boon mit seiner Komödie "Bienvenue chez les Ch'tis" 2008 diesen Rekord locker brach: Über 20 Millionen Besucher strömten in sein Werk, das aktuell nur von "Titanic" - knapp 22 Millionen verkaufte Karten - in der Liste der erfolgreichsten Filme aller Zeiten in Frankreich übertroffen wird.

Offenbar hatte der Regisseur und Drehbuchautor einen Nerv bei seinen Landsleuten getroffen. Mit den "Ch'tis" karikierte er die in Nord-Pas-de-Calais lebenden Franzosen, welche einen speziellen Dialekt sprechen. Für die deutsche Synchronisation erfand die Berliner Synchron einen eigenen Dialekt, wofür das Studio mit Preisen ausgezeichnet wurde.

In Frankreich erhob sich eine Debatte, inwieweit Boon ein realistisches Bild vom Norden zeichnete und ob er die Region nicht in ein schlechtes Licht rücke. Immerhin stammte der Künstler aber selbst aus der Region und sprach den Ch'ti-Dialekt bis ins Teenager-Alter. Boon wollte dem in der Öffentlichkeit vorherrschenden Bild von Armut, Verzweiflung, Arbeitslosigkeit und schlechtem Wetter auch die Vorzüge der Region entgegensetzen: Die Gastfreundschaft der Menschen, ihren Sinn fürs Teilen und ihre Großzügigkeit.

Nimmt man die Reaktionen aus Nord-Pas-de-Calais, gelang es dem Filmemacher: Sie sahen ihre Region im Film positiv dargestellt. Entscheidend für den überwältigenden Erfolg war allerdings, dass der Streifen nicht nur sympathisch und gut gespielt, sondern vor allem witzig ist. Damit steht und fällt die Komödie. Und dieser Witz übersprang auch Ländergrenzen: In Deutschland wurde "Willkommen bei den Sch'tis" mit zwei Millionen Besuchern ebenfalls ein großer Erfolg.

Bei den Französischen Filmpreisen wurde das Drehbuch für einen César nominiert, bei den Europäischen Filmpreisen gab es eine Nennung als "Bester Film." Kritikerin Louise Keller schrieb für "Urban Cinephile": "Durch und durch unterhaltsam und ansteckend lustig."

In diesem Jahr hat Dany die Quasi-Fortsetzung "La ch'tite famille" ("Die Sch'tis in Paris") in die Kinos gebracht, die mit über 5 Millionen Zuschauern in Frankreich auch ein Erfolg geworden ist, der aber nicht annähernd an das Original heranreicht, auch nicht qualitativ.



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