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Call Me by Your Name mit Timothée Chalamet und Armie Hammer
Call Me by Your Name mit Timothée Chalamet und Armie Hammer
© Sony Pictures

"Call Me by Your Name"-Autor rügt fehlende Nacktheit als "verlogen"

James Ivory widerspricht Regisseur

Das sind die Fakten: Im Roman "Call Me by Your Name" des Italo-Amerikaners André Aciman aus dem Jahr 2007 wird die Liebesbeziehung zwischen Elio und Oliver plastisch in all ihrer Nacktheit beschrieben. In der Verfilmung des Italieners Luca Guadagnino ist davon buchstäblich nichts zu sehen - bis vielleicht auf das Hinterteil von Armie Hammer, der darüber ganz erleichtert ist.

Aber einige Kritiker, Zuschauer und Künstler finden es verlogen, dass eine homosexuelle Liebesgeschichte so körperlos erzählt wird, wie es eine heterosexuelle wohl nicht wäre. Zu diesen Kritikern hat sich nun auch James Ivory gesellt, der englische Drehbuchautor von "Call Me by Your Name", welcher vor einem Monat für seine Arbeit mit dem Academy Award ausgezeichnet worden ist.

"Wenn Luca sagt, dass er niemals daran gedacht habe, Nacktheit zu zeigen, ist das vollkommen unwahr", schimpft Ivory in einem Interview mit "The Guardian". "Er hat in genau diesem Raum, in dem wir jetzt sitzen, gesessen und mir gesagt, was er vorhabe. Wenn er jetzt also von einer bewussten künstlerischen Entscheidung spricht, keine Nacktheit zu zeigen, ist das einfach Quatsch."

Wenn Menschen vor oder nach dem Liebesakt dekorativ mit Laken bedeckt umherwandelten, sehe das für ihn immer verlogen aus. "Ich habe das nie gemocht. Und ich habe es auch nie so gemacht, wie man weiß", bezieht sich der 89-Jährige auf seinen eigenen Film "Maurice" aus dem Jahr 1987. "Da haben zwei Kerle Sex und stehen auf und man sieht sicherlich alles, was es da zu sehen gibt. Das ist für mich natürlicher, als sie zu bedecken oder, wie Luca es gemacht hat, die Kamera nach draußen auf Bäume schwenken zu lassen."

Guadagnino hatte in Interviews zuvor den Verdacht zu zerstreuen versucht, er habe in voraus eilendem Gehorsam oder auf Druck der Produzenten oder aus Angst vor möglichen Kontroversen auf nackte Männerliebe verzichtet. "Ich bin der wirklich der offenste Regisseur, den man sich denken kann. Ich bin sehr präzise im Gebrauch des weiblichen und des männlichen Körpers auf der Leinwand, um alle möglichen Gefühle auszudrücken. Ich hielt aber die Darstellung von Nacktheit in diesem speziellen Fall für absolut irrelevant. Doch ich weiß, dass es für James eine Rolle spielt. Aber das ist auch seine Version, und wir waren unbeschränkt in dem, wie wir die Geschichte erzählen wollten", stellte der Filmemacher klar.

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