"Baymax - Riesiges Robowabohu", RTL, 20:15 Uhr
Zwischen dem Jungen Hiro Hamada (gesprochen von Amadeus Strobl) und dem aufblasbaren Roboter Baymax (gesprochen von Bastian Pastewka) entwickelt sich eine Freundschaft, während sie sich mit Freunden zu einer Gruppe von HighTech-Helden zusammen schließen.
Synergien sind das Zauberwort bei Firmenübernahmen. Und daher rührt auch der Ursprung dieses Animationsstreifens aus dem Jahr 2014. Nachdem Walt Disney Company 2009 Marvel Studios übernommen hatten - was sich bis in die Gegenwart mit dem gigantischen "Black Panther" als genialer Geschäftszug entpuppen sollte - ermunterte Disney-Chef Bob Iger seinen Konzern, noch weniger bekannte Marvel Comics-Titel auch für andere Projekte als die "Avengers"-Filme auszunutzen.
Walt Disney Animation Studios folgten dem Rat. Die Regisseure Don Hall, der "Winnie the Pooh" inszenierte, und Chris Williams, der "Bolt" geleitet hatte, stießen beim Stöbern in der Marvel-Datenbank auf die erstmals 1998 veröffentlichten Comic-Helden "Big Hero 6", von denen sie noch nichts gehört hatten, aber "bei denen mir der Titel gefiel", wie Hall berichtete. Diesen in Tokio spielenden Comic schlugen Hall und Williams dem Animationschef John Lasseter vor, der grünes Licht für das Projekt als Disney's 54 . Animationsstreifen gab.
Die Ideen des Film sollten frisch und unverbraucht sein, daher lasen die Drehbuchautoren Jordan Roberts, Robert L. Baird und Daniel Gerson nur wenige beziehungsweise im Fall von Baird überhaupt keine der Comics. Die Handlung nutzte also vom Ausgangsmaterial nicht viel mehr als die Figuren und konzentrierte sich auf die Freundschaft zwischen dem Jungen und dem Roboter.
In der Animation im Stil eines japanischen Manga und eines amerikanischen Superheldenfilms und dem Handlungsort kreierten die Animationskünstler eine ganz eigene Mischung zwischen Ost und West, symbolisiert durch die fiktive Stadt San Fransokyo, einer Kreuzung aus San Francisco und Tokio.
Für die brillanten Animationen ihrer 165 Millionen Dollar teuren Produktion setzten Disney neueste Software-Techniken ein, mit denen der Computer Lichteinfall, Transparenz, Bäume und Figuren noch wirklichkeitsgetreuer erschaffen konnte, und die Rechenleistungen erforderten, welche über drei Datenzentren in Los Angeles und San Francisco verteilt wurden.
Doch Technik ist die eine Sache. Mit "Big Hero Six" - so der Originaltitel auch des Films - bewies das Haus mit der Maus einmal mehr, dass es auch in Sachen Geschichtenerzählungen vorrangig ist. Ihr Werk ist liebenswert unterhaltsam, flott im Tempo, voller Action und zugleich häufig anrührend.
Die Kritiken waren hervorragend, ebenso die Zuschauerreaktionen, die auch in dem lauten Kassenklingeln zu Tönen von 658 Millionen Dollar weltweit widerhallten. Dazu erhielt "Big Hero 6" den Oscar sowie Nominierungen für den Golden Globe und den Britischen Filmpreis als "Bester Animationsfilm".
Kritikerin Danielle Riendeau schwärmte in "Polygon": "Ein schlauer, süßer und äußerst sympathischer Film, genauso wie seine Helden. Ich verließ das Kino glücklich und energiegeladen und - falls die jungen Familien in meiner Vorstellung ein Indiz liefern sollten - genauso wie ein Kind."
"Bridge of Spies", Pro7, 20:15 Uhr
Während des Kalten Krieges verhandelt ein amerikanischer Anwalt (Tom Hanks) in Ost-Berlin über den Austausch eines in den USA inhaftierten sowjetischen Spions (Mark Rylance) mit einem in der Sowjetunion gefangen gehaltenen US-Piloten (Austin Stowell).
Als "Brücke der Spione" wurde die Glienicker Brücke zwischen West-Berlin und Potsdam bezeichnet, über die im Kalten Krieg mehrere Male Gefangene zwischen westlichen Staaten und dem Ostblock ausgetauscht wurden, so wie 1962 auch der russische Spion Rudolf Abel, der 1957 in New York City enttarnt und verurteilt worden war, und der US-Pilot Gary Powers, den man bei einem Spionageflug über der Sowjetunion 1960 abgeschossen hatte.
Die wahre Geschichte fand das Interesse des Drehbuchautoren Matt Charman, der zufällig darauf stieß, als diese in einer John F. Kennedy-Biographie in einer Fußnote erwähnt wurde. Charman las das Sachbuch "Strangers on a Bridge: The Case of Colonel Abel and Francis Gary Powers" des damaligen Unterhändlers James Donovan aus dem Jahr 1964 und traf sich mit dessen Sohn in New York City. Daraufhin bot Matt die Verfilmungsrechte an seinem Drehbuch den Filmstudios an. DreamWorks Pictures griffen zu, und deren Mitgründer Steven Spielberg ("Saving Private Ryan") entschloss sich, selbst Regie zu führen.
Gedreht wurde der US-Thriller für 40 Millionen Dollar vor Ort in New York City und Berlin sowie in den Babelsberger Filmstudios und im polnischen Wroclaw alias Breslau. 400 Mitarbeiter des Filmstudios Babelsberg ließen in den Ateliers oder vor Ort durch ihre Ausstattung das Berlin der sechziger Jahre wieder aufleben. Drehorte waren unter anderem das Schloss Marquardt in Potsdam, die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, der Flughafen Tempelhof und der Bahnhof Erkner für die S-Bahn-Szenen.
Spielberg hauchte dem Genre des Kalter Krieg-Spionagefilm neues Leben ein und konnte sich auf die herausragende Arbeit von Tom Hanks und des Oscar-gekrönten Mark Rylance verlassen. Wie schon bei seinen Werken "Munich", "Lincoln" und aktuell "The Post" platzierte er ein historisches Werk zum rechten Zeitpunkt, um kritisch den amerikanischen Zeitgeist zu hinterfragen. Die Betonung von Verfassungsrechten, Verfassungspatriotismus, Bürgerrechten und Rationalität war 2015 auch ein indirekter Kommentar des Filmemachers zu der in Amerika immer stärker werdenden populistischen Stimmung.
Der Film hält sich weitgehend an die historischen Tatsachen bis auf Dramatisierungen wie zum Beispiel dem erfundenen Anschlag auf Donovan's Haus oder seinem Beobachten von Erschießungen an der Berliner Mauer.
Bei "Bridge of Spies" musste Steven erstmals unfreiwillig - bei "The Colour Purple" hatte er sich drei Jahrzehnte zuvor bewusst für Quincy Jones entschieden - auf seinen Haus- und Hofkomponisten John Williams verzichten; der damals bereits 82-Jährige war unpässlich. Statt seiner komponierte Thomas Newman.
Die 20th Century Fox- und DreamWorks-Co-Produktion erhielt hervorragende Kritiken, kam beim Publikum sehr gut an und wurde mit einem weltweiten Einspiel von 165 Millionen Dollar ein moderater Erfolg. Rylance's Gewinn als "Bester Nebendarsteller" war der einzige Academy Award für die Produktion; nominiert waren noch der Film selbst, das Originaldrehbuch, die Musik, die Ausstattung und die Tonmischung. Bei den Britischen Filmpreisen war die Konstellation ähnlich: Rylance gewann, während der Film, Drehbuch, Kameramann Janusz Kaminski, Komponist Thomas Newman, Cutter Michael Kahn, Ausstattung und Ton im Rennen lagen. Bei den Golden Globes war allein Mark Rylance nominiert.
Kritikerin Francesca Rudkin lobte im "New Zealand Herald": "Ein unglaublich gut gemachter Film, dem Applaus gebührt für sein Handwerk und seinen kontrollierten Tonfall und der denjenigen gefallen dürfte, die nach etwas Erwachsenerem als einem Bond-Film suchen."
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