"Black Panther" geht in seine sechste Woche und muss sich gleich fünf neuer Konkurrenten erwehren. Normalerweise dürften seine Tage als Spitzenreiter gezählt sein, aber was ist bei diesem Giga-Erfolg schon normal? Inzwischen steht die Walt Disney Studios-Produktion bei 614 Millionen Dollar Einspiel in Nordamerika, was ihn zum siebtstärksten Umsatzbringer aller Zeiten macht. Nach dem Wochenende dürfte der Chadwick Boseman-Streifen auf Rang fünf stehen, da "Star Wars: The Last Jedi" und "The Avengers" nur noch 6 beziehungsweise 9 Millionen Dollar vor dem Fantasy-Film rangieren.
Manche Analysten schließen nicht aus, dass "Black Panther" mit bis zu 17 Millionen Dollar auch ein sechstes Wochenende an der Spitze verbringen könnte, was es seit "Avatar" im Jahr 2010 nicht mehr gegeben hat. Die besten Chancen, die Regentschaft der Marvel Comic-Verfilmung zu beenden, werden "Pacific Rim: Uprising" eingeräumt, der vom Premieren-Quintett zumindest die meisten Kinos bespielen wird. Universal Pictures verleihen ihren 150 Millionen Dollar teuren Science Fiction-Film in 3708 Lichtspielhäuser; indes ist nun "Tomb Raider" mit 3854 Filmtheatern der meistgezeigte Streifen der USA und Kanadas.
"Pacific Rim" startete 2013 als Sommer-Blockbuster - damals noch aus dem Hause Warner Brothers Pictures - mit 37 Millionen Dollar. Damit rechnet nun niemand mehr, denn die Zuneigung der Amerikaner zu Guillermo del Toro's Steckenpferdprojekt kühlte damals schnell runter - und diesmal ist der frisch gebackene Oscar-Gewinner nicht mal mit an Bord - Regie führte Neuling Steven S. DeKnight, der bislang ausschließlich für das Fernsehen inszeniert hat. Blamiert hat er sich nicht, aber die nur gemischten Kritiken und vor allem die gefährlich negative Mundpropaganda suggerieren nicht, dass dieses Werk unter die Kategorie "Muss man gesehen haben" fällt. Nach soliden Vorpremieren am Donnerstagabend, als 2,3 Millionen Dollar zusammen kamen, was etwas mehr als die 2,1 Millionen Dollar von "Tomb Raider" sind, kalkulieren Branchenkenner mit bis zu 21 Millionen Dollar für die Fortsetzung mit John Boyega.
In 3662 Spielorten ist "Sherlock Gnomes" im Programm, auch dies eine Fortsetzung, die das Studio gewechselt hat. 2011 veröffentlichten Walt Disney Studios den Animationsstreifen "Gnomeo and Juliet", der mit 25 Millionen Dollar startete und mit 100 Millionen Dollar am Ende ein Erfolg wurde. Da sich die Shakespeare-Geschichte nun ja nicht beliebig verlängern lässt, haben Paramount Pictures eine Quasi-Fortsetzung mit 59 Millionen Dollar finanziert.
In "Sherlock Gnomes" sind Emily Blunt und James McAvoy als Juliet und Gnomeo wieder dabei und kreuzen die Wege des von Johnny Depp gesprochenen Detektivs. Die hochkarätige Sprecherliste umfasst Maggie Smith, Julie Walters, Mary J. Blige, Chiwetel Ejiofor, Michael Caine und Stephen Merchant. Am Drehbuch hat gefühlt ein Dutzend Autoren gewerkelt, das Regisseur John Stevenson, dessen erster Spielfilm seit "Kung Fu Panda" vor zehn Jahren dies ist, offenbar vergeblich versucht hat, in eine passable Form zu bringen. Die Kritiken sind miserabel, ebenso die ersten Zuschauerreaktionen. Kein Wunder, dass Paramount die Produktion vorab nicht der Presse gezeigt hatten. Es heißt immer: Kinder lesen keine Kritiken. Das dürfte die große Hoffnung bei Paramount sein. Mehr als 15 Millionen Dollar scheinen zum Auftakt nicht drin.
Scott Speer ("Step Up - Miami Heat") hat das japanische Drama "Taiyō no Uta" (Lied an die Sonne) aus dem Jahr 2006 für den westlichen Teenager-Markt neu verfilmt. Open Road Films starten "Midnight Sun" in 2173 Spielstätten. Das Drama lockt vielleicht den ein oder anderen Neugierigen an, weil hier Patrick Schwarzenegger, der Sohn von Arnold, erstmals in einer Hauptrolle zu sehen ist. Abschrecken dürften allerdings die äußerst negativen Kritiken, nachdem Open Road ihr Werk vorab ebenfalls nicht den Kritikern zumuten wollten. Außerdem ist es nicht mal ein Jahr her, dass der thematisch sehr ähnliche "Everything, Everything" ("Du neben mir") auf die Leinwände getroffen ist. Der debutierte mit 11 Millionen Dollar. Für "Midnight Sun" erwarten Analysten nun bestenfalls 7 Millionen Dollar.
Ein finanziell geringes Risiko gehen Bleecker Street mit "Unsane". Lachhafte 1,5 Millionen Dollar hat der Thriller gekostet, den Steven Soderbergh ("Ocean's Eleven") mit einem iPhone gedreht hat. Dass die Höhe eines Budgets nichts über die Qualität eines Streifens aussagt, zeigt sich hier exemplarisch - die Kritiker sind von dem Claire Foy-Film angetan. 2023 Filmtheater haben "Unsane" auf die Spielpläne genommen; Branchenkenner rechnen mit bis zu 4 Millionen Dollar zum Start.
Noch mehr Nische als der Soderbergh-Streifen ist "Paul, Apostle of Christ". Sollte man denken. Aber wie der Überraschungserfolg von "I Can Only Imagine", der letztes Wochenende mit unerwarteten 17 Millionen Dollar aus dem Wochenende ging, gezeigt hat, ist der Markt für christlich-religiöse Werke ergiebig. Mel Gibson's Jesus persönlich - Jim Cavizel - spielt die Hauptrolle in dem Drama. Mit Columbia Pictures steht eines der großen Hollywood-Studios hinter der Produktion, für die Regisseur und Drehbuchautor Andrew Hyatt 5 Millionen Dollar zur Verfügung standen.
1473 Kinos spielen die Bibel-Verfilmung, die schwache Kritiken erhalten hat und sich vor allem mit dem direkten Konkurrenten "I Can Only Imagine", für den noch bis zu 11 Millionen Dollar am zweiten Wochenende erwartet werden, auseinander setzen muss. Bis zu 10 Millionen Dollar scheinen für "Paul, Apostle of Christ" drin. Beeilen müssen sich beide Produktionen, ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen: Am Osterwochenende kommt mit "God's Not Dead: A Light in Darkness" bereits der nächste religiös verbrämte Streifen in die Säle.