Ein sehr buntes Angebot kommt heute in die deutschen Kinos - von einem Action-Kracher wie "Pacific Rim" über Familienunterhaltung wie "Peter Hase" bis zu Josef Bierbichler's bayerischer Familiensaga "Zwei Herren im Anzug" reicht das Spektrum - mit Margot Robbie und Oscar-Preisträgerin Allison Janney im tragikomischen "I, Tonya" noch mittendrin. Was lohnt den Kinobesuch? Und wann lässt man die Geldbörse besser stecken?
"Pacific Rim: Uprising"
Science Fiction
USA
110 Minuten
FSK 12
US-Science-Fiction-Film, in dem riesige, im Meer lebende Monster die Erde heimsuchen. Die Menschen wehren sich mit ebenso riesigen, von Piloten gesteuerten Robotern. Die Helden sind dabei ein mutiger Ex-Pilot (John Boyega) und ein ebenso mutiges 15-jähriges Mädchen (Cailee Spaeny). Fünf Jahre nach dem ersten Teil kommt nun die Fortsetzung, die Regiedebutant Steven S. DeKnight in Szene gesetzt hat. Die Universal Pictures-Produktion ist ihm weder besonders subtil noch originell geraten, aber für Fans des Originals gibt es genügend aus den Puschen hauende Krachersequenzen.
Die Kritiken sind gemischt, die ersten Zuschauerreaktionen nicht gerade viel versprechend. Unser Kritiker Björn Schneider hat es nur mittelprächtig gefallen: "Im Vergleich zum bahnbrechenden Vorgänger ein eher laues, überraschungsarmes Sequel, dem die nötige (zwischen-)menschliche Komponente fehlt und die emotionale Note abgeht. Die bombastischen Kämpfe und überwältigenden Schauwerte hieven das bildgewaltige Effekte-Gewitter aber über den Durchschnitt."
"Peter Hase"
Komödie
USA
95 Minuten
FSK 0
US-Animationsfilm nach den gleichnamigen Kinderbüchern der englischen Autorin Beatrix Potter von 1902: Der freche Hasenjunge Peter (gesprochen von Christoph Maria Herbst) schleicht mit seinen Geschwistern immer wieder in den Garten eines mürrischen Gemüsebauern (Sam Neill), um Karotten und Kohl zu fressen. Der Neffe (Domhnall Gleeson) des Bauern legt deshalb alle möglichen Fallen aus, um die Tiere unschädlich zu machen. Columbia Pictures haben den Kinderbüchern die "Home Alone"-Generalüberholung für die Generation mit der kurzen Aufmerksamkeitsspanne verpasst. Regisseur und Drehbuchautor Will Gluck ("Annie") aktualisiert die klassischen Charaktere bunt und liebenswürdig, aber das rasante Geschehen dürfte jüngere Zuschauer eher unterhalten als deren Eltern - von verärgerten Potter-Puristen ganz zu schweigen.
Die Kritiken sind gemischt, die Kinogänger senken eher die Daumen. Unserer Rezensentin Bianka Piringer hat es aber gut gefallen: "Die Mischung aus Animations- und Realfilm überzeugt mit ihren niedlich aussehenden Tierfiguren, die es aber faustdick hinter den Ohren haben. Die Heile-Welt-Harmonie traditioneller Animationsfilme wird liebevoll demontiert, wobei sich auch dieser handfeste Spaß eine hübsche Portion Märchencharme bewahrt."
"I, Tonya"
Drama
USA
119 Minuten
FSK 12
Unsere Empfehlung: Reingehen!
US-Drama, das auf der Lebensgeschichte der Eiskunstläuferin Tonya Harding (Margot Robbie) fußt, die im Vorfeld der Olympischen Winterspiele 1994 eine Konkurrentin mit kriminellen Mitteln ausschalten wollte. Regisseur und Craig Gillespie ("The Finest Hours") schildert Kindheit und Werdegang Hardings in einer komplexen Vielfalt von Perspektiven und Stilen, so dass ein ambivalentes Bild der von Margot Robbie brillant verkörperten Protagonistin entsteht. Die DCM-Produktion findet dabei den Humor in der Geschichte, ohne die tragischeren und emotional nachklingenden Elemente aus den Augen zu verlieren. Nebendarstellerin Allison Janney hat für ihre Leistung als Tonya's Mutter den Oscar erhalten.
Die Kritiken sind ebenso wie die Mundpropaganda hervorragend. Dem schließt sich unser Kollege Andreas Köhnemann an: "Ein erfrischend-unkonventionelles Biopic im Mockumentary-Gewand, dessen (Irr-)Witz größtenteils zu funktionieren vermag. Die Schauspielleistungen – insbesondere von Margot Robbie und Allison Janney – sind superb."
"Die Sch'tis in Paris - Eine Familie auf Abwegen"
Komödie
Frankreich
107 Minuten
FSK 0
Französische Komödie über ein Architekten-Ehepaar (Dany Boon und Laurence Arné) in Paris, das seine nordfranzösisch-provinziellen Wurzeln verleugnet – bis eines Tages die Familie des Mannes zu Besuch kommt, der Schwindel auffliegt und ein Gedächtnisverlust für zusätzliches Chaos sorgt. 2008 wurde "Willkommen bei den Sch'tis" der zweiterfolgreichste Film aller Zeiten hinter "Titanic" in Frankreich. 20 Millionen Zuschauer wollten die Kulturkampfkomödie von und mit Dany Boon ("Die Super-Cops") sehen. So ist es fast erstaunlich, dass die Quasi-Fortsetzung zehn Jahre auf sich hat warten lassen. Auch diese läuft im Nachbarland wieder erfolgreich mit derzeit 4,6 Millionen verkauften Karten.
Den Kritikern gefällt "La ch'tite famille" nicht, die Kinogänger beurteilen die Concorde-Produktion etwas besser. Unserer Kritikerin Bianka Piringer sah Licht und Schatten: "Trotz etlicher treffsicherer Pointen und der gut aufgelegten Schauspieler hält sich das Vergnügen aufgrund des klischeehaften Charakters dieser Komödie in Grenzen."
"Zwei Herren im Anzug"
Drama
Deutschland
138 Minuten
FSK 12
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Deutsches Drama, das zwischen 1914 und 1984 spielt und die Geschichte von drei Generationen einer bayerischen Wirtsfamilie erzählt. Regisseur und Drehbuchautor Josef Bierbichler hat erstmals seit 31 (!) Jahren wieder einen Spielfilm inszeniert und als Grundlage seinen Roman "Mittelreich" aus dem Jahr 2011 verwendet. Dort wie hier breitet er auch seine eigene Lebensgeschichte aus, verfilmt mit hochkarätigen Bühnendarstellern, inszenatorisch ein bisschen aufs Geratewohl, teilweise ungelenk, zu zaghaft surreal, aber mit einigen großartigen Szenen und unvergesslichen Bildern.
Die Kritiken der X-Verleih-Produktion sind positiv, so wie die unserer Rezensentin Bianka Piringer: "Die subjektiven, zuweilen sehr phantasievoll gefärbten Erinnerungen eines alten Gastwirts setzen sich auf spannende, manchmal erhellende, manchmal sperrige Weise mit der Realität auseinander. Erst rückblickend lassen sich Dinge, die nicht ins Bild passten, besser verstehen, zum Beispiel das Drama des eigenen Sohnes. Diese Familiensaga beeindruckt mit ihrer barocken Fülle und originellen Ausdruckskraft."
"Midnight Sun - Alles für dich"
Drama
USA
93 Minuten
FSK 0
US-Drama über ein 17-jähriges Mädchen (Bella Thorne), das sich aufgrund einer seltenen Krankheit keinem Sonnenlicht aussetzen darf. Als sie sich in einen Skater (Patrick Schwarzenegger) verliebt, versucht sie, ihm die Krankheit zu verheimlichen - bis eine dramatische Wendung eintritt. Scott Speer ("Step Up - Miami Heat") hat den japanischen Film "Taiyō no Uta" (Lied für die Sonne) aus dem Jahr 2006 für ein jugendliches westliches Publikum einfühlsam, glaubwürdig, sehr ruhig und mit guten Schauspielern in Szene gesetzt. Überraschen kann die Handlung zwar nicht, aber gerade bei dieser Sorte Film muss man positiv hervorheben, dass Speer nicht zu plump auf die Tränendrüse drückt.
Unsere Kollegin Bianka Piringer hat die Universum-Produktion einigermaßen gefallen: "Die Tragik gehört zwar zum Gesamtpaket dieser kommerziellen, auf die Zielgruppe zugeschnittenen Unterhaltung, wird aber glatt gebügelt serviert."
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