"Der Kommissar und sein Lockvogel", Arte, 20:15 Uhr
Ein in seiner Arbeit erfolgreicher, nach Intrigen aber strafversetzter Kriminalkommissar (Lino Ventura) kann einen seit Jahren vergebens gesuchten Mordzeugen aufspüren, bringt ihn damit aber in Gefahr.
Der korsische Regisseur und Drehbuchautor José Giovanni hieß eigentlich Joseph Damiani. Der Korse hatte eine unrühmliche Rolle während des Zweiten Weltkriegs gespielt, wo er als Mitglied einer faschistischen Partei mit den deutschen Besatzern kollaborierte, Juden erpresste und Drückeberger vor dem Arbeitsdienst aufgespürte. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs war er in drei Morde verwickelt und wurde zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde zu lebenslanger Zwangsarbeit reduziert. Damiani kam schließlich 1956 nach zwölf Jahren frei, änderte seinen Namen zu José Giovanni und begann, Romane zu schreiben, dann ab 1959 Drehbücher und inszenierte seinen ersten Film 1967.
Bis zum Schluss seines Lebens behielt er seine rechten Ansichten und versuchte bis zuletzt, seine Vergangenheit zu verschleiern. In Filmen wie "Endstation Schafott" und diesem französischen Kriminalfilm aus dem Jahr 1970 setzte er sich kritisch mit Polizei, Justiz und Haftvollzug auseinander. In den letzten Jahren seines Lebens engagierte er sich in der Gefängnisarbeit und der Bekämpfung der Jugendkriminalität.
"Dernier domicile connu" - "Letzte bekannte Adresse", so der Originaltitel - basiert auf dem US-Roman "The Last Known Address" von Joseph Harrington aus dem Jahr 1965 und wurde vor Ort in Paris gedreht. Giovanni zeigt gleich zu Beginn des Streifens, wie sich Recht drehen, wenden und missbrauchen lässt und setzt ein menschlich packendes und darstellerisch hervorragendes Werk in Szene, das auch das gezeigte Milieu stimmig zeichnet. Mit 2,2 Millionen Zuschauern lief die Romanadaption erfolgreich in den französischen Lichtspielhäusern.
Ein Zuschauer meint: "Gefilmt in den Außenbezirken von Paris, weit weg von den Touristenattraktionen, verleihen José Giovanni und sein Kameramann Étienne Becker der Stadt ein raues, ausgeblichenes Aussehen, was ihrem Film eine starke neo-realistische Note verleiht. Giovanni schlägt ein überraschend hohes Tempo an, verleiht der Beziehung zwischen Lino Ventura und Marlène Jobert aber auch eine feine Wärme, als die beiden Polizisten gegenseitigen Respekt für ihre detektivischen Geschicke entwickeln. Jobert, heute bekannt als die Mutter von Eva Green, und Lino Ventura zeigen exzellente Darstellungen."
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