"The Revenant", Pro7, 20:15 Uhr
Ein Trapper (Leonardo DiCaprio) muss 1823 um sein Überleben kämpfen, nachdem er auf einer Fellhandelsexpedition von einem Bären angefallen und von seinen eigenen Leuten totgeglaubt zurückgelassen worden ist.
Auf seinen Oscar-gekrönten "Birdman" hätte sich Regisseur Alejandro Inarritu keinen unterschiedlichen Film als diesen Abenteuerfilm folgen lassen können. Spielte Ersterer in der Theaterszene in New York City, ging es für Letzteren buchstäblich in die weite Wildnis Kanadas. Verbunden sind die beiden Werke durch die außergewöhnliche Kameraführung von Emmanuel Lubezki, die jeweils mit dem Oscar gekrönt wurde.
Eigentlich hätte zuerst "The Revenant" das Licht der Leinwände erblicken sollen, bevor sich Inarritu entschied, "Birdman" vorzuziehen. Lange genug in der Planungsphase war die Produktion auf jeden Fall. Noch bevor der Roman "The Revenant: A Novel of Revenge" von Michael Punke, der die wahren Begebenheiten um den Trapper Hugh Glass verarbeitet hatte, 2002 erschienen war, sicherte sich Produzent Akiva Goldsman 2001 die Verfilmungsrechte. Mark Smith schrieb ein Drehbuch, das erst 2010 zur Verfilmungsreife kam, als der Australier John Hillcoat ("Triple 9") als Regisseur und Christian Bale als Hauptdarsteller für die 20th Century Fox-Produktion im Gespräch waren.
Dazu kam es nicht. Ein Jahr später unterschrieb Alejandro für die Produktion und engagierte Leonardo DiCaprio für die mit 60 Millionen Dollar budgetierte Produktion. Der Filmemacher entschied sich, direkt vor Ort in der winterlichen Landschaft Kanadas zu drehen - eine Entscheidung, welche die Dreharbeiten von "The Revenant" bis zur Arbeitsunfähigkeit erschwerte und die Kosten auf 135 Millionen Dollar explodieren ließ.
Der Mexikaner machte keine Abstriche an seiner Vision einer so realistisch wie möglichen Darstellung des Überlebens in der Wildnis, und belohnte sich und die Zuschauer mit einem absolut schönen als auch harten und kompromisslosen Werk, in dessen Zentrum DiCaprio's engagierte Darstellung steht, der den fesselnden Streifen antreibt.
Bis "The Revenant" 2015 von Kritikern und Publikum gefeiert und mit Preisen überhäuft werden sollte, hatten Besetzung und Stab harte Arbeit leisten müssen. Nicht alle waren willens, der Unwirtlichkeit Kanadas mit der extremen Kälte standzuhalten - Beschwerden über das Regiment des Regisseurs häuften sich, viele Mitarbeiter kündigten oder wurden entlassen. "Wenn ich als Regisseur höre, dass eine Violine falsch spielt, dann muss ich sie aus dem Orchester entfernen", meinte Inarritu dazu lakonisch.
Die Mitarbeiter und die Ausrüstung mussten mit Hubschraubern eingeflogen werden, "und 40 Prozent des Tages gehen verloren mit unserer An- und Abreise", erklärte Alejandro, der zudem möglichst in den "magischen Stunden" kurz vor Sonnenauf- und nach Sonnenuntergang drehen wollte, um die speziellen Lichtverhältnisse zu nutzen, was die Dreharbeiten noch zusätzlich verlängerte.
Eine weitere Komplikation ergab sich durch den Klimawandel: Es lag einfach zu wenig Schnee in Kanada, so dass die Dreharbeiten am Schluss im Frühjahr 2015 von der Provinz Alberta und British Colombia in den Süden Argentiniens verlegt werden mussten - ein Umstand, den Umweltaktivist DiCaprio in seiner Oscar-Dankesrede erwähnte.
In der Nachbearbeitung gaben die Spezialeffektespezialisten von Industrial Light & Magic der Produktion den letzten Schliff, unter anderem mit der Visualisierung des Bären, die einem erstaunten Publikum vor Augen führte, wie weit die Computertechnik inzwischen gediehen war.
Am Ende behielt Alejandro Inarritu Recht - alle Mühen hatten sich gelohnt: Sein Film strömt die Naturgewalten so aus, dass sich die Zuschauer mittendrin, statt nur dabei wähnen müssen - eine erstaunliche künstlerische Leistung.
"The Revenant" wurde mit einem weltweiten Umsatz von 533 Millionen Dollar ein großer Erfolg. Der Film erhielt ein Dutzend Oscar-Nominierungen: Für den Film, die Regie, Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio, Nebendarsteller Tom Hardy, Kameramann Emmanuel Lubezki, Cutter Stephen Mirrione, die Ausstattung, Kostümbildnerin
Jacqueline West, die Maske, die Tonmischung, der Tonschnitt und die Visuellen Effekte. Gewinnen konnten Inarritu, DiCaprio und Lubezki.
Bei den Golden Globes gewannen der Film, Regie und Hauptdarsteller; nominiert war Komponist Ryuichi Sakamoto. Bei den Britischen Filmpreisen siegten der Film, Regisseur Alejandro Inarritu, Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio, Kameramann Emmanuel Lubezki und der "Beste Ton". Nominiert waren Komponist Ryuichi Sakamoto, Cutter Stephen Mirrione und die Maske. Da Inarritu und DiCaprio auch jeweils die Preise ihrer Berufsvereinigungen - den Directors Guild Award und den Screen Actors Guild Award - gewinnen konnten, gehören sie zu den wenigen Künstlern, die den "Grand Slam" aller vier großen Preise auf sich vereinigen konnten.
Kritiker Matthew Bond lobte in der britischen "The Mail on Sunday": "Das ist Filmemachen allererster Güte, das brillant das gesamte Erbe und die Geschichte des epischen Abenteuerfilms mit der allerneuesten Technologie verbindet."
"Die drei Tage des Condor", Arte, 20:15 Uhr
Ein belesener CIA-Rechercheur (Robert Redford) findet alle seine Mitarbeiter tot auf und muss die Verantwortlichen überlisten, bis er herausfindet, wem er wirklich trauen kann.
Ein Element der amerikanischen Gegenkultur, welche die Siebziger so sehr von den Fünfzigern unterschied, ist die Darstellung der US-Regierung. War diese in früheren Filmen noch tugendhaft auf der richtigen Seite im Kampf gegen "das Böse", so waren die Trennlinien inzwischen nicht mehr so scharf zu ziehen. Die Regierung konnte sich auch gegen ihre eigenen Bürger oder Angestellten wenden. Als Sydney Pollack ("The Firm") diesen Thriller 1974 drehte, waren die Vorgänge des Watergate-Skandals rund um den gerade zurückgetretenen US-Präsident Richard Nixon, der seine Administration im internen Tonfall, beim Personal und mit zunehmenden Rechtsverstößen rücksichtslos wie ein Gangster-Syndikat geführt hatte, präsent.
Pollack, der sich des Romans "The Six Days of the Condor" von James Grady aus dem Jahr 1974 bediente, fängt mit seinem intelligenten Thriller die paranoide Atmosphäre jener Zeit dank seiner spannenden Inszenierung und der exzellenten Darstellungen von Robert Redford und Faye Dunaway hervorragend ein. Gedreht wurde die Paramount Pictures-Produktion vor Ort in New York City, New Jersey und Washingon DC.
Mit 41 Millionen Dollar wurde das Werk 1975 ein großer Erfolg an den Kinokassen und für den Schnitt für einen "Oscar" nominiert; Dunaway lag im Rennen als Hauptdarstellerin für einen Golden Globe.
Ein Zuschauer aus Olathe im US-Bundesstaat Kansas lobt: "Dieser Film hat alles, was ein politischer Thriller haben sollte - großartige Schauspieler und eine gut geschriebene, konsistente Handlung. Was herausragt, ist die Tatsache, dass Robert Redford keinen Action-Helden markiert. Er ist nur aufgrund seiner Intelligenz immer gerade einen Schritt voraus. Das macht es wesentlich interessanter als die einfältigen Schießereien aktueller Action-Helden."
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