Der dreiköpfige Vorstand hat sich bemüht, das Unvermeidliche zu verhindern, aber vergebens. Am Sonntag musste The Weinstein Company, 2005 von Bob und Harvey Weinstein gegründet, erklären, dass man die Insolvenz vorbereite. "Wenn wir auch anerkennen, dass dies ein höchst unglücklicher Ausgang für unsere Angestellten, unsere Kreditgeber und alle Opfer ist, haben wir als Vorstand keine andere Wahl. In den kommenden Tagen werden wir bei Gericht den Insolvenzantrag einreichen und versuchen, den maximalen Wert aus der Firma herauszuholen", heißt es in einer Pressemitteilung.
Nachdem im Oktober die Vorwürfe gegen Harvey Weinstein erhoben wurden, der Produzent habe über Jahrzehnte Frauen sexuell missbraucht und ausgenutzt, was zu dem Rauswurf aus seiner eigenen Firma und staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen in New York City gegen Harvey und die Produktionsgesellschaft als Ganzes geführt haben, kämpfte das Studio ums Überleben. Langjährig kooperierende Filmemacher wie Quentin Tarantino wandten sich ab, niemand wollte mehr mit den Weinsteins zusammen arbeiten. In der Not verkaufte das Studio im Januar die Verleihrechte an dem britischen Abenteuerfilm "Paddington 2" an Warner Brothers Pictures, aber das Ende konnte dies nur hinauszögern, nicht verhindern.
Dabei ist die Ausgangslage der Weinstein Company sowieso schon nicht die beste gewesen, denn in den vergangenen Jahren konnte die Produktionsgesellschaft keine großen Erfolge mehr produzieren. Man muss schon ins Jahr 2013 zurückgehen, als "Lee Daniel's The Butler" 116 Millionen Dollar einspielte, um den letzten großen Erfolg zu finden.
Der finale Nagel zum Geschäftssarg sind nun die geplatzten Gespräche mit einer Investorengruppe gewesen, die angekündigt hatte, 275 Millionen Dollar für The Weinstein Company und 90 Millionen Dollar Schadensersatz an die Opfer von Harvey Weinstein zu zahlen und die Schulden in Höhe von 225 Millionen Dollar zu übernehmen. Doch die Investoren haben offensichtlich kalte Füße bekommen und eine angesagte Zwischenfinanzierung bis zur Realisierung des Geschäfts nicht eingehalten. Andere Bieter wie Lionsgate Films hatten kein Interesse an der Fortführung des Studios mit dessen Angestellten, sondern wollten hauptsächlich die Rechte an den 277 Weinstein-Werken wie "Django Unchained" und "The Imitation Game" erwerben.