Zwölf Jahre im Leben von Mason (Ellar Coltrane), von seiner Kindheit bis zur Ankunft an der Universität.
Dieses US-Drama von 2014 ist ein einmaliges Unterfangen, eine fiktive Langzeitstudie über zwölf Jahre, entstanden von Sommer 2002 bis Herbst 2013 mit den selben Schauspielern; eine ausladende Untersuchung der menschlichen Verfassung, episch im technischen Ausmaß, aber atemlos intim im erzählerischen Umfang.
Dieses ungeheure filmische Experiment war ein Riesenwagnis, dessen Ausgang ungewiss war. Regisseur und Drehbuchautor Richard Linklater verabredete sogar mit Darsteller Ethan Hawke, dass dieser im Fall seines Todes die Inszenierung weiterführen sollte. Auch war ja nicht klar, ob die selben Mimen über einen solch langen Zeitraum zur Verfügung stehen würden - zumal nur Verträge von maximal sieben Jahre erlaubt waren. Auch die technischen Voraussetzungen änderten sich: Drehte Linklater am Anfang noch auf 35mm-Film, wechselte er dann auf digitales Material.
Für die Hauptrolle von Mason besetzte Richard 2001 den damals sechs Jahre alten Ellar Coltrane aus Texas, für dessen Schwester seine eigene Tochte Lorelei. Gedreht wurde in Houston im US-Bundesstaat Texas, der Heimatstadt des Regisseurs. Nun trafen sich Besetzung und Stab Jahr für Jahr auf drei bis vier Drehtage, um die Geschichte voranzutreiben. Ein von Anfang an fertiges Drehbuch gab es dabei nicht, sondern Linklater schrieb die Handlung Jahr für Jahr fort und nutzte dabei auch die eigenen Lebenserfahrungen - so ist der von Hawke verkörperte Vater Richard's eigenem nachempfunden.
Als die 4 Millionen Dollar teure Independent-Produktion in die wenigen Kinos kam - das Werk lief eher als Programmkino-Titel - überschlugen sich die Kritiker vor Lob und setzten "Boyhood" reihenweise auf ihre Jahresbestenlisten. Mit weltweit 44 Millionen Dollar Umsatz wurde der Film auch kommerziell ein Erfolg. Die Filmindustrie überschüttete den Streifen mit über 150 Preisen und weiteren rund 200 Nominierungen. Dabei gelang Nebendarstellerin Patricia Arquette der "Grand Slam": Die Aktrice, die im Film die Mutter verkörpert, gewann den Oscar, den Golden Globe, den Britischen Filmpreis und den Screen Actors Guild Award.
Für den Oscar nominiert waren der Film, Regie und Drehbuch, Nebendarsteller Ethan Hawke und Cutterin Sandra Adair. Bei den Golden Globes gewannen neben Arquette der Film und Regisseur Linklater; nominiert waren das Drehbuch und Nebendarsteller Hawke. Bei den Britischen Filmpreisen gewannen neben Patricia ebenfalls der Film und die Regie; auch hier waren Drehbuch und Nebendarsteller Hawke nominiert.
Kritikerin Nandini Ramnath lobte in "Scroll.In": "Entsprechend seiner 'lasst es uns einfach machen'-Ästhetik ist das Drama ungezwungen, die Dialoge plauderhaft, die Betrachtungen menschlicher Schwächen und Stärken scharfsinnig, ohne wertend zu sein, die Erzählung ruhig und die Gesamtatmosphäre entspannt."
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