In einer Stadt erblinden auf einmal alle Menschen, außer der Frau (Julianne Moore) eines Arztes (Mark Ruffalo).
Der portugiesische Autor José Saramago weigerte sich jahrelang, seinen Roman "Ensaio sobre a cegueira" (Aufsatz über die Blindheit) aus dem Jahr 1995 zur Verfilmung freizugeben. "Ich habe mich dagegen gewehrt, weil es ein gewalttätiges Buch über gesellschaftlichen Zerfall und Vergewaltigungen ist, und ich wollte nicht, dass das in die falschen Hände fällt", so der Nobel-Preisträger von 1998.
Offensichtlich konnte ihn der kanadische Produzent Nev Fichmann dann aber doch überzeugen. Der portugiesische Regisseur Fernando Meirelles ("City of God") und der kanadische Drehbuchautor Don McKellar adaptierten das Buch und drehten für umgerechnet rund 20 Millionen Dollar hauptsächlich im brasilianischen Sao Paulo, aber auch im brasilianischen Osasco, im kanadischen Guelph und in Montevideo in Uruguay.
Saramago bereute es schließlich nicht, seinen Roman in die Hände dieser Künstler gelegt zu haben. "Ich bin so glücklich wie an dem Tag, an dem ich den Roman beendet habe", sagte er nach einer Privatvorführung des kanadischen Dramas.
Zum Leidwesen der Filmemacher war die Reaktion des Autoren aber kein Gradmesser für die Resonanz, welche die Literaturverfilmung fand. Als Eröffnungsfilm der Filmfestspiele von Cannes 2008 wurde er nur lauwarm aufgenommen, was sich in lediglich gemischten Kritiken fortsetzte. Nur bei den Brasilianischen Filmpreisen fand "Blindness" mit vier Auszeichnungen für Kamera, Ausstattung, Maske und Visuelle Effekte und neun weiteren Nominierungen nennenswerten Anklang. Die Zuschauerreaktionen waren eher ablehnend.
Sicherlich ist das provozierende Werk nicht so interessant geraten, wie es die Ausgangslage der Handlung nahelegt, aber der gleichnishafte Film überzeugt dennoch als ein intelligentes und kühnes Unterfangen, bei dem insbesondere Kameramann César Charlone mit seinen halluzinatorischen Bildern einer zusammenbrechenden Stadt für einen visuell herausragenden Streifen sorgt.
Kritiker William Thomas schrieb in "Empire": "Behindert von seinem Anspruch, großartige Aussagen machen zu wollen, ist dies dennoch ein fesselnder, verstörender und zeitweise eindringlicher Film."
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