Als sein Job und der seines Kollegen (Adrian Martinez) bei einem Verlagshaus gefährdet sind, unternimmt der Tagträumer Walter Mitty (Ben Stiller) eine Reise rund um die Welt, die sich zu einem außerordentlicheren Abenteuer entwickelt, als er es sich je hätte ausdenken können.
Diese Komödie aus dem Jahr 2013 hat eine lange, schwierige Produktionsgeschichte und schmorte über viele Jahre in der so genannten "Planungshölle" Hollywoods. Der 2015 verstorbene Produzent Samuel Goldwyn Jr. hatte 1994 die Idee, es seinem Vater, dem Produzenten Samuel Goldwyn gleichzutun, der 1947 die Kurzgeschichte "The Secret Life of Walter Mitty" von James Thurber aus dem Jahr 1939 erstmals verfilmt hatte. Damals spielte Danny Kaye die Titelrolle; nun war die Wiederverfilmung für Jim Carrey vorgesehen.
1997 wurde der erste Drehbuchentwurf vorgelegt, und Ron Howard ("Rush") verhandelte mit New Line Cinema um den Regieposten, entschied sich dann aber für "Ed TV", so dass das Projekt wieder in den Schubladen verschwand. Zwei Jahre später engagierte man Chuck Russell ("The Scorpion King") als Regisseur und ließ das Drehbuch wieder umschreiben. Dann geriet das Projekt 2001 in rechtliche Mühlen, weil New Line Cinema die Produktion an ein anderes Studio loswerden wollten, was in ihren Augen gleichzeitig bedeutet hätte, dass Produzent Goldwyn sein kreatives Sagen verloren hätte. Der verklagte das Filmstudio und gewann den Prozess. Die Rechte verblieben bei ihm.
Nun ging Goldwyn mit "Walter Mitty" 2003 zu Paramount Pictures. Steven Spielberg ("Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels") wollte jetzt inszenieren und brachte seine Produktionsfirma DreamWorks Pictures als Co-Produzenten an Bord. Das Drehbuch wurde von Zach Helm ("Mr. Magorium's Wonder Emporium") wieder umgeschrieben, doch Spielberg entschied sich schließlich auch gegen die Komödie und drehte statt dessen "War of the Worlds". Mit Richard LaGravense ("Beautiful Creatures") wurde erneut ein Drehbuchautor engagiert, um das offenbar weiterhin bestehende Problem zu lösen, dass die Geschichte hauptsächlich aus Gag-Sequenzen bestand, es aber an einer überzeugenden verbindenden Handlung mangelte.
2005 sollte Mark Waters ("Mr. Popper's Penguins") inszenieren, für die Titelrolle wurde nun Owen Wilson engagiert, der aber wegen unterschiedlicher kreativer Auffassungen wieder ausstieg. Paramount ließen das Projekt wieder in der Schublade verschwinden. 2007 wanderte "Walter Mitty" daher zu 20th Century, wo Drehbuchautor Jay Kogen ("The Wrong Guy" / "Ein Killer kommt selten allein") den Stoff auf Hauptdarsteller Mike Myers zuschneidern sollte. Auch daraus wurde nichts, und 2010 verkündeten Fox, dass Sacha Baron Cohen in der Regie von Gore Verbinski ("Lone Ranger") und einem Drehbuch von Steven Conrad ("Unfinished Business") vor die Kameras treten sollte. Diese Pläne lösten sich ebenfalls in Luft auf.
Endlich im April 2011 fand das anscheinend mit dem Fluch ewigen Scheiterns belegte Projekt seinen Frieden: Ben Stiller ("Zoolander 2") sollte die Titelrolle verkörpern - und die Regiefrage löste er gleich mit, denn der Mime würde den Film auch selbst inszenieren und produzieren und dabei das Drehbuch von Conrad nutzen. Als weibliche Hauptrolle fanden 20th Century Fox Kristen Wiig - ursprünglich war Jahre zuvor mit Scarlett Johansson verhandelt worden - dazu kamen mit Shirley MacLaine, Adam Scott und Sean Penn weitere prominente Akteure. Stiller drehte den Streifen für 90 Millionen Dollar in New York City und auf Island - auch die in Afghanistan spielenden Szenen.
Ben zeigt in seiner fünften Regiearbeit Ehrgeiz und legt die eigentlich kleine Geschichte groß an, hinter dem Spektakel fehlt es aber oft an Substanz. Zum Glück verrät sein Film aber nichts von der schweren Geburt des Projekts, sondern wirkt wie aus einem Guss. Während die Kritiken gemischt ausfielen, kam "The Secret Life of Walter Mitty" beim Publikum gut an und wurde mit weltweit 188 Millionen Dollar ein Erfolg - von den anfänglichen Gerüchten über die Preiswürdigkeit der Produktion war aber schnell keine Rede mehr.
Kritiker Mark Hughes lobte den Streifen in "Forbes": "Der Film macht Spaß und sorgt für Lacher, regt aber auch sinnvolle Gedanken über das Leben an, und wie wir uns entscheiden, es zu leben - mit einer anrührenden Darstellung des Hauptdarstellers, mit dessen Figur man mitfiebert."
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