Klasse statt Masse - nur drei größere Premieren starten heute in den deutschen Lichtspielhäusern, darunter der Oscar-Anwärter "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri". Welcher Film lohnt den Kinobesuch? Und wann lässt man die Geldbörse besser stecken?
"Three Billboards Outside Ebbing, Missouri"
Kriminalfilm
USA
115 Minuten
FSK 12
Unsere Empfehlung: Reingehen!
US-Kriminalfilm über die Mutter (Frances McDormand) einer ermordeten jungen Frau, die mit immer neuen Aktionen den Polizeichef (Woody Harrelson) ihrer Kleinstadt provoziert, weil dieser noch keinen Verdächtigen gefunden hat. Was es mit dem ganzen Oscar-Gerede um den Golden Globe-Gewinnerfilm mit dem sperrigen Titel - den man nicht mal versucht hat, ins Deutsche zu übertragen - auf sich hat, können deutsche Zuschauer jetzt für sich selbst entdecken. Und siehe: Die 20th Century Fox-Produktion ist nichts weniger als ein Meisterwerk und hätte den Goldjungen mehr als verdient. Der englische Regisseur und Drehbuchautor Martin McDonagh ("Seven Psychopaths") balanciert geschickt schwarzen Humor und herzzerreißendes Drama miteinander aus - der Kinogänger wird im gleichen Moment sich vor Lachen schütteln und eine Träne wegwischen. Die Schauspieler befinden sich allesamt in der Form ihres Lebens - kein Wunder, dass Frances McDormand und Sam Rockwell bisher so gut wie alles gewonnen haben und Woody Harrelson immer nominiert ist.
Die Kritiker sind einhellig begeistert, ebenso die Zuschauer und unser Kritiker Falk Straub, der die Höchstwertung vergibt: Fünf von fünf Sternen! Er schreibt: "In seinem dritten Spielfilm liefert Martin McDonagh die perfekt Mischung aus spannendem Krimi und schwarzhumorigem Drama, aus Spott und Mitgefühl, aus Ensemble- und Genrekino. Der Streifen ist ein grandios gespieltes, klug geschriebenes und virtuos inszeniertes Werk. Hier ist kein Blick, kein Satz, keine Wendung zu viel. Hier sitzt jede Einstellung und jede Note. Ganz nebenbei verhandelt diese Tragikomödie um die brillante Frances McDormand die Verwerfungen der US-amerikanischen Gesellschaft, ohne ihre Figuren zu verurteilen."
"Wunder"
Drama
USA
113 Minuten
FSK 0
Unsere Empfehlung: Reingehen!
US-Drama über einen zehnjährigen Jungen (Jacob Tremblay), der mit entstelltem Gesicht zur Welt kam. Als er auf eine normale Schule geschickt wird, muss er lernen, sich selbst so zu akzeptieren, wie er ist. Für seinen zweiten Film nach "The Perks of Being a Wallflower" ("Vielleicht lieber morgen") hat Regisseur und Drehbuchautor Stephen Chbosky den Roman "Wonder" von Raquel Jaramillo alias R.J. Palacio aus dem Jahr 2012 adaptiert. Er schreckt nicht vor der Gefühligkeit des Buches zurück, aber die sympathische Studiocanal-Produktion verdient es sich, so schamlos auf die Tränendrüse zu drücken, insbesondere durch ihre guten schauspielerischen Leistungen von Jacob Tremblay, Julia Roberts und Owen Wilson.
Die Kritiker haben den Daumen gehoben, die Zuschauer sind sehr angetan, desgleichen unser Rezensent Björn Schneider: "Glaubhaft gespielter, mit gelungenen Perspektivwechseln ausgestatteter Wohlfühlfilm für die ganze Familie und mit wichtiger Botschaft, der trotz der Thematik erstaunlich heiter und lebensbejahend geraten ist."
"Nur Gott kann mich richten"
Thriller
Deutschland
100 Minuten
FSK 16
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Deutscher Thriller über einen gerade aus der Haft entlassenen Kriminellen (Moritz Bleibtreu), der gemeinsam mit seinem Bruder (Edin Hasanovic) einen letzten großen Coup landen will. Eine Polizistin (Birgit Minichmeyr) kommt ihnen jedoch in die Quere - und so geht schief, was schief gehen kann. 2008 drehte Regisseur und Drehbuchautor Özgür Yildirim ("Boy7") sein Debut "Chiko" mit Moritz Bleibtreu - zehn Jahre später vereinen sie ihre Kräfte in dieser Constantin-Produktion wieder für seinen inzwischen vierten Film, den Bleibtreu auch produziert hat. Gedreht in Frankfurt am Main und Hamburg zeichnet sich dieses Werk durch seine schonungslose, realistische Ungeschminktheit aus. Aus den bis in den Nebenrollen perfekt besetzten Schauspielern ragt Moritz mit einer großartigen Darstellung heraus und macht so manches Drehbuch-Klischee verschmerzbar.
Die Presse zeigt sich wohlwollend, auch unser Kollege Björn Schneider ist angetan: "Von hohem Realismus durchzogene, mit einem fabelhaften Cast bestückte Milieu-Studie, die von Schicksal, Gerechtigkeit, Rache und dem Kampf ums individuelle Glück handelt."
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