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Selma - King (David Oyelowo) und seine Mitstreiter auf dem Marsch von Selma, Alabama, nach Montgomery
© Studiocanal

TV-Tipps für Samstag (13.1.): David Oyelowo kämpft für die Bürgerrechte

ARD zeigt FreeTV-Premiere "Selma"

Leider erst kurz vor Mitternacht sendet die ARD als FreeTV-Premiere das bewegende Bürgerrechtsdrama "Selma" mit einem überragenden David Oyelowo als Martin Luther King im Spätprogramm. Parallel im Nachtprogramm strahlt 3sat die poetische japanische Literaturverfilmung "Naokos Lächeln" aus.

"Selma", ARD, 23:55 Uhr

Der Pfarrer und Bürgerrechtler Martin Luther King (David Oyelowo) organisiert einen Marsch von Selma nach Montgomery, um die gleichen Wahlrechte von Afro-Amerikanern und Weißen einzufordern.

Pünktlich zum 50. Jahrestag des Protestmarsches der Bürgerrechtsbewegung im März 1965 in den US-Südstaaten erschien dieses US-Drama zum Jahreswechsel 2014/15 auf den Leinwänden - rund sechs Jahre, nachdem Drehbuchdebütant Paul Webb sein Skript über die historischen Ereignisse geschrieben hatte. Die Selma-Protestmärsche, die das eigentlich im Civil Rights Act von 1964 garantierte Recht auch der Afro-Amerikaner, wählen zu können, einklagten, weil es besonders in den US-Bundesstaaten wie Alamaba nur auf dem Papier existierte, sind ein wichtiges Datum in der US-Bürgerrechtsgeschichte. Sie führten zur Verabschiedung des Voting Rights Act von 1965, einem Meilenstein der US-Gesetzgebung, der die gleiche Wahlberechtigung auch von Minderheiten sicher stellen sollte.

Um Webb's Drehbuch zu produzieren, fanden sich nach und nach kleinere Produktionsgesellschaften wie Brad Pitt's Plan B Entertainment zusammen, um das 20 Millionen Dollar schwere Budget zu stemmen. Der eigentlich für die Regie vorgesehene Lee Daniels verließ 2010 die Produktion indes, um "The Butler" zu drehen. Es vergingen drei Jahre, bis das Projekt mit Ava DuVernay eine Filmemacherin fand, die nun aber große Teile des Drehbuchs umschreiben musste, denn inzwischen hatte die Erbengemeinschaft von Martin Luther King die Rechte an dessen Reden an DreamWorks und Warner Brothers Pictures verkauft, die einen Spielfilm über den Bürgerrechtsaktivisten produzieren wollten - wozu es nicht kommen sollte. DuVernay war gezwungen, die Reden so umzuschreiben, dass sie im Tonfall und in den Aussagen, nicht aber im Wortlaut denen von King glichen.

2014 konnten dann endlich die Kameras vor Ort in Selma im US-Bundesstaat Alabama und rund um Atlanta im US-Bundesstaat Georgia laufen. Für die ikonische Rolle von Martin Luther King besetzte man den englischen Akteur David Oyelowo. Dass der Part nicht an einen Amerikaner ging, sorgte sicherlich für das ein oder andere Stirnrunzeln, dem Samuel L. Jackson drei Jahre darauf eine Stimme verlieh, als er kritisierte, dass insgesamt zu viele Rollen afro-amerikanischer Charaktere an Briten vergeben würden. Auf kaukasischer Seite sah es allerdings nicht viel anders aus - die entscheidenden Parts von US-Präsident Lyndon B. Johnson und des Alabama-Gouverneurs George Wallace gingen an die Engländer Tom Wilkinson und Tim Roth.

Das grandiose Ensemble sorgte dafür, dass der Streifen keine verstaubte Geschichtsstunde, sondern ein packendes Werk wurde, bei dem DuVernay es schaffte, die Parallelen zur Gegenwart einfließen zu lassen - und wie weit nach einem halben Jahrhundert die Vereinigten Staaten von Amerika immer noch von einer Gleichberechtigung der Rassen entfernt sind. Die treibende Qualitätskraft des Ganzen, da waren sich die Presse, die den Streifen fast einhellig pries, wie das Publikum einig, war indes Oyelowo, der mit seiner fesselnden Darstellung potentielle Kritiker an seiner Fähigkeit, in die Schuhe von King zu schlüpfen, von vornherein verstummen ließ.

Um so mehr Unverständnis riefen daher die Oscar-Nominierungen 2015 hervor, bei denen "Selma" zwar als "Bester Film" genannt wurde, ansonsten aber nur noch für den "Besten Song", den Common und John Legend für ihren "Glory" dann auch erhalten sollten. Dass David nicht als "Bester Hauptdarsteller" zur Wahl gestellt wurde, war ein entscheidender Faktor für die #oscarssowhite-Kampagne, die kritisierte, dass ausschließlich weiße Mimen nominiert worden waren.

Freundlicher hatte es noch bei den Golden Globes ausgesehen: Zwar konnte Oyelowo hier nicht gewinnen, aber er war zusammen mit Regisseurin Ava DuVernay - die erste afro-amerikanische Filmemacherin, der das gelang - und dem Film wenigstens nominiert. Auch hier siegte das Lied "Glory".

Kritikerin Hilary White schrieb in der irischen "Sunday Independent": "Ein sehr gemessener und gediegener Film, einer der seltenen Fälle, wo das Kino und heilige Kühe erfolgreich zusammen kommen."



"Naokos Lächeln", 3sat, 00:30 Uhr
Das Leben eines jungen Mannes (Ken’ichi Matsuyama) in den sechziger Jahren gerät in Aufruhr, als sich sein Freund (Kengo Kora) das Leben nimmt und er sich zwischen der introvertierten Ex-Freundin (Rinko Kikuchi) seines Freundes und einem lebenslustigen Mädchen (Kiko Mizuhara) hin- und hergezogen fühlt.

"Noruwei no mori", was auf Deutsch "Norwegischer Wald" heißt, basiert auf dem gleichnamigen japanischen Roman von Haruki Murakami aus dem Jahr 1987, der weltweit 13 Millionen Mal verkauft und in Deutschland als "Naokos Lächeln" veröffentlicht worden ist.

Der vietnamesische Filmemacher Tran Anh Hung, der 1993 weltweit mit "Der Duft der grünen Papaya" bekannt geworden war, wagte sich an die Verfilmung des Romans in diesem japanischen Drama. Er schuf 2010 einen ruhigen und poetischen Film, dessen schwelgerische Bilder von Kameramann Ping Bin Lee und die Musik von Radiohead-Gitarrist Johnny Greenwood den Zuschauer in diese Auseinandersetzung über frische Liebe und dauerhaften Tod hineinziehen. Die detailgetreue Ausstattung und detailgetreuen Kostüme geben die Sechziger und das damalige Lebensgefühl einer ganzen Generation in Japan genau wieder.

"Noruwei no mori" wurde zu den Filmfestspielen in Venedig eingeladen, schaffte es in die internationalen Kinos und spielte weltweit 17 Millionen Dollar ein. Bei den Asiatischen Filmpreisen wurde Kameramann Ping Bin Lee ausgezeichnet, während Hauptdarstellerin Rinko Kikuchi und die Kostüme nominiert waren.

Kritikerin Dia Velez schwärmte in "The Dela Review": "Herausragende Darsteller verbinden sich wunderbar mit einem scharfsinnigen, unsentimentalen Drehbuch, atemberaubender Photographie und atmosphärischer Musik, um eine eindringliche, faszinierende Symphonie aus Kummer, Liebe, Verlust und Hoffnung zu komponieren."



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