Der Megastar-Sänger Liberace (Michael Douglas) geht eine stürmische Beziehung zu dem jungen Scott Thorson (Matt Damon) ein.
Dieses Drama ist ein unauflöslicher Zwitter: Technisch gesehen ein Fernsehfilm, der es aber in Europa, darunter auch in Deutschland, auf die Kinoleinwände geschafft hat. So erklärt sich auch der Widerspruch, dass diese HBO-Produktion in den USA bei den Golden Globes als Fernsehproduktion ausgezeichnet wurde und bei den Emmys mit elf Auszeichnungen triumphierte, während er auf dem Alten Kontinent bei den Britischen Filmpreisen gewann und im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes stand.
Regisseur Steven Soderbergh ("Ocean's Eleven") hatte "Behind the Candelabra" - so der Originaltitel, der sich auf den stets auf den Klavieren von Liberace stehenden Kerzenleuchter bezieht und der eines seiner Markenzeichen war - für das Kino filmen wollen. Bereits bei den Dreharbeiten zu "Traffic" im Jahr 2000 hatte der Filmemacher Michael Douglas angesprochen, den er in der ikonischen Rolle sehen wollte und der auch zusagte. 2008 wurde die Vorproduktion dann konkret, als Richard LaGravenese das Drehbuch schrieb, das auf dem Memoiren "Behind the Candelabra: My Life with Liberace" von Scott Thorson aus dem Jahr 1988 basierte, und Matt Damon als zweiter Hauptdarsteller verpflichtet wurde. Douglas unterschrieb ein Jahr darauf.
Trotz dieser hochkarätigen Aussichten fand Soderbergh aber kein Filmstudio, das seinen Streifen finanzieren wollte - die Studiomanager waren der Ansicht, das Sujet sei "zu schwul". Erst 2012 fand Steven mit der Fernsehproduktionsfirma HBO Films ein Studio, das bereit war, das 23 Millionen Dollar schwere Budget zu finanzieren. Es war aus dieser frustrierenden Erfahrung heraus, dass der Regisseur verkündete, nie wieder einen Kinofilm zu drehen - eine Entscheidung, die er vier Jahre durchhielt, bis er "Logan Lucky" inszenierte, der letztes Jahr gefloppt ist.
Es lässt sich nur darüber spekulieren, wie die kommerziellen Aussichten von "Behind the Candelabra" auf der Leinwand gewesen wären, auf jeden Fall mussten sich die Studiobosse ärgern, dass ihnen ein Werk entging, das 2013 von der Kritik gepriesen und mit zahlreichen Preisen und Nominierungen bedacht wurde. Soderbergh zeichnet ein warmherziges Portrait, das die unangenehmen Seiten der Persönlichkeit von Liberace und der Beziehung zu Scott Thorson dabei nicht ausspart. Seine Regie ist wie gewohnt stilvoll, aber die größten Aktivposten sind Damon und Douglas, die großartige Leistungen bringen.
Der Film wurde bei den Golden Globes als "Bester Fernsehfilm" und für Michael Douglas als "Bester Hauptdarsteller in einem Fernsehfilm" ausgezeichnet, womit er seinen Co-Star, den auch nominierten Matt Damon, ausstach. Rob Lowe war als "Bester Nebendarsteller in einem Fernsehfilm" ebenfalls nominiert. Bei den Emmys gewannen unter anderem der Film, Regisseur Steven Soderbergh und erneut Douglas. Bei den Britischen Filmpreisen waren das Drehbuch, Matt Damon als Nebendarsteller, Ausstattung, Kostüme und Maske nominiert. In Deutschland lief "Behind the Candelabra" als Programmkinotitel mit 208 000 Besuchern erfolgreich.
Kritiker Thomas Caldwell schreibt in "Cinema Autopsy": "Steven Soderbergh's Geniestreich besteht darin, wie er das Publikum auf die Reise mitnimmt, Liberace's Welt anfänglich absurd und komödiantisch zu finden, um schlussendlich Mitgefühl mit ihm zu haben."
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